9. Juni 2016

Istanbul: mein Lieblingsplatz und Fischbrater

Mein Lieblings-Ort in Istanbul ist ein schäbiger Park in Beyoğlu, nicht weit von der Galata-Brücke. Er ist gut zu finden; direkt hinter dem Quartier der Eisenwarenhändler und dem kleinen Fischmarkt. Unter den Bäumen stehen einige Plastikstühle und das Wasser klatscht an die Ufermauer.
Doch dieses Jahr hat sich vieles verändert; einige Nachbarhäuser wurden abgerissen und die Bäume in grossen Plastikkübeln beiseite gestellt. Anscheinend wird hier umgebaut.

Hier gibt es die besten Balik Ekmek (Fischbrötchen) der Welt. Auch wenn der Fischbrater nicht so lecker ausschaut, seine Fischbrötchen sind weltbekannt. Er heisst "Emin Usta" – und ist schon fast weltberühmt...

Das Rezept ist simpel. Erst brät er den Fisch bei niedriger Hitze auf dem Holzkohlegrill. Dann wickelt er ihn zusammen mit Tomaten-Zwiebel-Paprika-Hack und ordentlich Petersilie in ein Fladenbrot. Das wird dann mit etwas Öl beträufelt und reichlich mit Pul Biber – den rote Paprikaflocken – bestreut und dann rundum knusprig gegrillt.

Mit meinem Balik Ekmek setze ich mich ans Ufer. Ennet dem Haliç glänzen die Moscheen im Abendlicht. Die Muezzine lautsprechern zum Abendgebet. Die Möwen kreisen und die streunenden Katzen warten geduldig auf allfällige Essensresten. Isch wunderschön hier.

8. Juni 2016

130 Jahre Ersatz für guten Geschmack

Heute vor 130 Jahren hat der schweizer Fabrikant Julius Maggi die Maggi-Würze erfunden. Der preiswerte Ersatz für Fleisch und guten Geschmack geniesst bis heute Kultstatus.

Das Rezept der Sosse ist streng geheim. Es gibt Leute, die behaupten, dazu würden gebrauchte Gummistiefel und Schlachtabfällen ausgesotten. Was natürlicher völliger Unsinn ist: Laut Wikipedia werden sie nicht ausgesotten, sondern es kommt ein modernes "enzymatisches Hydrolyseverfahren" zum Einsatz.

7. Juni 2016

mir ist ein Licht ausgegangen

Am Möbelwagen ist eine Lampe kaputt. Das Rücklicht rechts tut nicht mehr. Es ist die erste kaputte Lampe seit ich den Möbelwagen habe; die Birne muss also mehr als zehn Jahre alt sein.
Um das Birnchen auszutauschen brauche ich kein Werkzeug und keine drei Minuten. Und kosten tut‘s genau 4 Franken.

Da frage ich mach manchmal halt schon, warum das bei den modernen Autos so umständlich und teuer sein muss?
Und ob ich jetzt auch schon zu diesen ewiggestrigen Spinnern gehöre, die alles Alte besser finden…

6. Juni 2016

Frau G. und die Hosenscheisser in Locarno

Neulich in Locarno: Wir sassen verträumt auf dem Bahnsteig und ich macht ein Foto vom Bahnwagen gegenüber.
Kurz später standen plötzlich drei halbstarke Jungs vor mir und verlangten, dass ich das Foto löschen müsse. Datenschutz und so. Ich zuckte mit den Schultern und sagte ganz freundlich: «Nö». Daraufhin fingen die drei zu schimpfen und drohen an. Ich sagte – öööhm ‒ nichts.
Aber Frau G. stand auf und richtet einige klärende Worte an die drei Jungs. Worauf diese fuchsteufelswild wurden und ihre Gesichter rot anschwollen.
«Kommen Sie doch her, wenn Sie Eier haben!» grölte einer zu Frau G.
Dieses Gesprächsangebot wollte Frau G. nicht ausschlagen und stellte sich eine Handbreit vor einen der Schlacks. Sie klärte den Hohlkopf über die anatomische Eigenheiten des Frauenkörpers auf; und ging dabei stetig vorwärts. Frau G. sprach leise, ich konnte dennoch Ausdrücke wie «hirnloses Dubel», «Weichschnäbeler» und «elende Hosenseicher» hören ‒ und auch ein paar unfeine Kraftausdrücke.

Die drei Pubertanten flüchteten sich daraufhin in ihren Bahnwagen. Durch die Doppelverglasung hindurch hörte man ihr Gemotze bloss noch als Gemurmel. Dann fuhr ihr Zug los und Frau G. winkte ihnen liebevoll hinterher.

Zu wissen, dass man der Jugend etwas Unvergessliches vermittelt hat, ist einfach ein schönes Gefühl.

4. Juni 2016

das Muger-Interview

Neulich hat mich der Weltenbummler Chris um ein Interviewgebeten: Über den Iran und unsere Reise dahin. Hier könnt ihr es lesen: Globesurfer.de

Und auch sonst gibt es bei seinem Weltreiseblog viel Interessantes und Spannendes zu entdecken. Viel Spass.
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3. Juni 2016

Centovalli: wildes Domodossola

Heute ist in Domodossola Markt und trübes Wetter. Wir schlendern durch die Gassen der Innenstadt und schauen die Marktstände an. Es sind unzählige, doch fast alle halten bloss Kleider, Schuhe oder Spielsachen feil. Nur einige wenige Händler haben pralle Würste und würzigen Bergkäse im Angebot. Oder feuerrote Kirschen.

Lange sitzen wir in einem Strassencafé und schauen dem Treiben zu. Es sind auffallend viele Walliser da. Wir erkennen sie nicht nur an ihrem Dialekt, sondern auch daran, dass sie grosse Rollkoffer für die Einkäufe hinter sich her ziehen.

Gegen Mittag beginnt es zu nieseln und wir ziehen weiter. Zuerst wieder den Berg hinauf bis Santa Maria Maggiore im Valle Vigezzo und von da weiter ins Valle Cannobina. Die Schluchten-Landschaft ist sagenhaft; und die Strasse eng, kurvig und steil. An den engsten Stellen passen wir grad so knapp durch.
Wer hier wohnt, wohnt vielleicht nicht am Arsch der Welt. Aber ist ganz nah dran.

Unterwegs fragt uns eine Autofahrerin, ob dies hier die Strasse nach „Bern“ sei? Öööhm – ja. Irgendwie und irgendwann führt jede Strasse nach Bern. Oder nach Paris oder Berlin, oder Giswil.
Uns führt sie aber in die andere Richtung, nach Cannobio am Lago Maggiore. Hier scheint sogar etwas die Sonne und wir fahren dem See entlang nach Brisago.

Auf dem Heimweg schauen wir noch zwei mittelalterliche Kirchenruinen und ein paar andere Sachen an. Dann beginnt es zu regnen und wir fahren endgültig heim.

Es war schön in den Hundert Tälern.