27. Oktober 2014

Marokko: Aberglauben und Augenglühen

Wir nutzen die ruhigen Morgenstunden und fahren nach Casablanca. Die Stadt hat immerhin vier Millionen Einwohner und wächst stürmisch. Schon weit ausserhalb sehen wir die Baustellen und die Hütten-Siedlungen.

Auf einer winzigen Felseninsel direkt vor dem Badestrand steht der Marabout „Sidi Abderrahman“, das Mausoleum eines Lokalheiligen. Sidi Abderrahman war ein seeehr frommer Mann und konnte sogar übers Wasser gehen – sagt man. Praktisch, denn bis vor kurzem kam man bloss bei Ebbe auf seine Insel, nun gibt es eine Brücke.

Rund um seine Grabstätte herum stehen zahlreiche gemauerte Kämmerchen. Darin empfangen Wahrsagerinnen und Wunderheilerinnen ihre Kundschaft. Vor allem junge Frauen pilgern wegen ihres Kinderwunsches zum Sidi Abderrahman. Wenn nötig, wird auch mal ein Huhn oder eine Ziege geopfert.

Wir fahren aber weiter stadteinwärts, immer an der Corniche entlang bis zum Leuchtturm „El Hank“. Von hier sehen wir quer über die Bucht die grosse Hassan-II.-Moschee. Die wollen wir uns näher anschauen.

Die Hassan-II.-Moschee wurde 1993 nach nur sechs Jahren Bauzeit eröffnet. Die Moschee ist gigantisch gross; eine der grössten Kirchen der Welt. Das Minarett ist mehr als 200 Meter hoch, somit deutlich höher als die der gotischen Kathedralen in Europa.

Der Gebetsraum fasst etwa 25‘000 Gläubige und hat die Ausmasse eines Fussballstadions. Marmorböden. Granitsäulen, geschnitzte Zedernholzdecken und Kronleuchter aus feinstem Kristallglas. Aber keine Möbel und Bilder.

In Hof haben weitere 80‘000 Beter Platz. Im Untergeschoss befinden sich zwei grosse Hallen für die Waschungen vor dem Gebet. Lotusförmige Marmorbrunnen und schöne Mosaike. Nebenan noch je ein Hamam für Frauen und Männer. Mit je einem eigenen Schwimmbad.

Das Bauwerk wurde vom französischen Städteplaner und Architekten Michel Pinseau geplant und vom französischen Baukonzern Bouygues gebaut. Und das sieht man ihm auch an, denn die Ornamente wirken sehr technisch und steif. Aber die Türen aus Titan und Messing finde ich wunderschön.
Soviel Baukultur macht mich hungrig und darum fahren wir nach Mohammedia, einem Hafenstädtchen nicht weit von Casablanca. Fischrestaurants soweit das Auge reicht – aber Frau G. möchte heute lieber keinen Fisch. Nach intensiver Suche finden wir ein Lokal, das auch Pizza kann.

Zum Schlafen fahren wir zum Camping „l'Océan Bleu“. Direkt am Atlantik und umgeben von Baustellen. Ein frischer Wind raschelt durch die Baumkronen und nebenan bellt ein Köter. Es ist kühl. Über den Himmel schieben sich dunkle Wolken.

25. Oktober 2014

Marokko: Dreckfrosch

Auch hier in Marokko steht der Winter vor der Tür.

Kürzlich habe ich schon das erste Yamazuki Dreirad im Winterpelz gesehen.

24. Oktober 2014

Marokko: junge Delfine stupsen

Wir verlassen zeitig unseren Schlafplatz in Oualidia. Kein Nebel, heute scheint wieder die Sonne. Wir rollen gemütlich an der Küste entlang nach Norden. In der Lagune sehen wir die Austernbänke und eine Piste hinüber ans Meer. Mehr als Fünf Meter hohe Wellen donnern hier schäumend gegen die Felsen. Die Felsen wiederum sind dicht mit kleinen, schwarzen Muscheln bewachsen. Eine Urlandschaft.

Etwas später kommen wir an Salinen vorbei. In vielen und grossen Becken lässt man hier das Meerwasser verdunsten, bis das Salz auskristallisiert und wie Sand zu Boden fällt.

Die zahlreiche Möwen sorgen wohl für den feinen Geschmack des Meersalzes? Jedenfalls hocken sie überall in den Becken und gucken ganz erleichtert.

Einst bauten die Portugiesen die Zitatdelle von El-Jedida. Später wohnten hier die Juden und heute ärmere Marokkaner. Wir schlendern durch die Gassen und auf der Stadtmauer halb um die Stadt herum. Schauen uns dies und das an, und so.

Gar nicht weit entfernt ist die alte Stadt Azemmour. Wieder eine Altstadt mit hohe Festungsmauern ringsum. Innendrin die Häuser eng beieinander und alle weiss angestrichen. Unrestauriert und untouristisch; man könnte sogar sagen, etwas schmuddelig. Aber eigentlich auch ganz hübsch.

Hier in Azemmour gibt es auch heute noch eine kleine jüdische Gemeinde. Und viele nette Graffitti.

Da es heute wieder ordentlich warm ist, wollen wir an den Strand fahren. Ich stelle mir einen hübschen Palmenstrand vor, wo ich im warmen Sand liege und meine Füsse ins kristallklare Wasser baumeln lasse. Über mir flattern bunte Schmetterlinge und fächern mir kühle Luft ins Gesicht. Und junge Delfine stupsen mich mit ihren rosaroten Nasen an meine Zehen und wollen spielen.

Am Plage Sidi Boumain (N33.3808, W8.2222) ist es genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Bloss keine Palmen und farbigen Schmetterling, und statt der jungen Delfine stupst mich ein Kerl, der nach einem Trinkgeld fragt.

Wir strandspazieren und schauen nach Amerika hinüber. Die Wellen sind ein Wellenreiter-Traum. Dann liegend lesen und dösen. Herrlich schön.

23. Oktober 2014

Marokko: viele Fische und auch im Muger

Moulay-Bouzerktoun. Die ganze Nacht donnern und tosen die Wellen ans Ufer. Am Morgen sind sie weit aber aussen, Ebbe. Auf den nun freiliegenden und grünbewachsenen Felsen sind Frauen unterwegs und fangen Muscheln. Ein Bub jagt in den kleinen Tümpeln Tintenfische. Die Sonne lugt blind durch den Morgendunst.

Wir fahren gemütlich an der Atlantik-Küste entlang heimwärts. In Essouiriya (N32.050, W9.3406) sehen wir in der Ferne einige Fischerboote. Die wollen wir uns ansehen und landen so Mitten im Hafen. Die Fischer kommen grad mit den Fängen der letzten Nacht heim.

Kistenweise werden die Fische mit Eselkarren in die Fischhalle gebracht. Einige Käufer sind zwar da, aber die tun vorerst bloss schauen. Ich auch.

Vom Meer her schleicht der Nebel übers Land. Mal dichter, dann wieder etwas lichter. Wir trödeln weiter nordwärts. Kaltfeuchte Nebelschwaden.
Dann halten wir bei einem Fisch-Restaurants am Strassenrand. Wir setzen uns hin und schon kommt der Kellner und stellt ungefragt dreierlei Saucen und zwei Teller gebratenen Fischen hin. Wer sitz, soll essen!

Also essen wir gebratene Fische. Frau G. tut mag Fisch am Stück nicht so. Denn sie will nicht von ihrem Essen angeschaut werden. Aber heute beisst sie sich tapfer durch.

Der Morgennebel bleibt auch nachmittags. Immer wenn die Strasse etwas weiter vom Meer weg verläuft, haben wir blauen Himmel und Sonne. An der Küste dann wieder gräulichen Nebeldunst. Am Strand von Oualidia verkauft ein Mofa-Bursche fangfrische Austern und Langusten. Um zu zeigen wie frisch seine Langusten sind, kneift er sie ins Auge – und sie rollt sich reflexartig zusammen! Ob das wirklich Frische bedeutet?

Wir übernachten auf dem grossen Parkplatz mitten in Oualidia. Die Abendsonne verdrängt den Nebel und die Möwen schnäbeln im Unrat herum. Es ist kühl und sauromantisch.

22. Oktober 2014

Marokko: stören tun mich bloss die Anderen

Tagwache in Marrakesch. Die Morgensonne scheint, die Tauben gurren und der Muezzin ruft zum Gebet. Der morgendliche Strassenverkehr ist noch überschaubar und wir kommen ganz gut aus der Stadt hinaus.

Einkaufen im Supermarkt und weiter nach Westen. Die Landschaft ist flach und wird meist landwirtschaftlich genutzt. Unspektakulär und ganz nett. Ab und zu ein Landstädtchen, dann wieder lange nichts. Nach einer ausgedehnten Mittagspause erreichen wir die Atlantikküste und kurz darauf Essaouira. Eine hübsche Altstadt mit schönen Gassen und Plätzen. Ehemals war es eine portugiesische Festung, heute ein beliebter Ferienort.

Jetzt sind viel mehr Touristen da, als das letzte Mal; überall und in Rudeln. Natürlich weiss ich schon; dass wir selber auch Touristen sind, aber stören tun mich halt nur die anderen.

Wir essen noch eine Eiscreme und fahren dann aus der Stadt und suchen uns einen Übernachtungsplatz. Am Strand von Moulay-Bouzerktoun (N31.6395, W9.6763) werden wir fündig.

Die Wellen schlagen schäumend ans Ufer. Schnecken und Muscheln krallen sich am Felsen fest. Ich wage mich knietief in den Atlantik hinaus. Das Wasser ist überraschend kalt. Danach rubble ich mir diese Hautwürstchen von den Füssen. Davon habe ich aber leider kein Foto.

Streichkäse und Sonnenuntergang können sie gut, die Marokkaner.