21. Dezember 2013

der ist ein Stinker

Soeben wurde bekannt, dass der Wolfsmilchschwärmer zum Schmetterling des Jahres 2014 gewählt wurde. Eigentlich ist er bloss ein Nachtfalter, macht aber gerne einen auf Schmetterling. Wohl im Wissen darum, dass er für seine Fressfeinde ungeniessbar ist. Der elende Stinker.

Also, sollte man mal eine im Mund haben, eher nicht schlucken.

20. Dezember 2013

der gemeine Tiegelteuerling ist vorallem widerlich

Ihr habt es bestimmt auch gelesen: Der „Gemeine Tiegelteuerling“ wurde zum Pilz des Jahres 2014 gewählt. Ausgerechnet dieser Tiegelteuerling! Ein kleiner, dreckgelber Pilz „ohne Speisewert“. Die „Peridien weissfilzig bekleidet“ und oben mit einem „ockerfarbenen und filzig-flockigig strukturierten Epiphragma“ verschlossen.

Ja dann – herzliche Gratulation und viel Erfolg

19. Dezember 2013

Malta: brillenlose Tiefspüler im Untergrund

Was unterscheidet den Menschen vom Tier. Es ist nicht der fehlende Schwanz, sondern die Toilette. Während das Getier einfach unbekümmert ins Gebüsch scheisst, gebraucht der Mensch ein Klosett. Eine kulturelle Leistung von epochalem Ausmass. Und deshalb besuche ich ab und zu welche und berichte darüber; diesmal natürlich aus Malta.

Im Gestrüpp hinter dem Busbahnhof Valletta führt eine unscheinbare Treppe in die Tiefe hinab. Ein finsterer Schlund in den Untergrund. Unten dann eine elegante Halle, vom bleichen Neonlicht erhellt und eindrücklich odoriert.
Entlang der linken Seitenwand reihen sich, Gebetsnischen gleich, sieben Toilettenschüsseln. Allesamt Tiefspüler, brillenlos und mit Wasserspülkasten. Ein dunkler Rand lässt sie optisch über dem Boden schweben. Im Innern der Schüsseln wird das gleissende Weiss durch einen gelbgräulichen Dekor lieblich gemildert.
Trennwände strukturieren diese Monumentalanordnung. Die Individuen voreinander schützend, offen gegenüber der Gesellschaft. Schöner kann das Wesen menschlicher Zivilisation nicht versinnbildlicht werden. Den Besuch dieses wenig beachteten Kleinodes kann ich jedem nur empfehlen; kostenlos und täglich geöffnet.

18. Dezember 2013

Malta: das war's schon wieder

So – nun sind wir wieder retour in unserer eisigen Heimat. Deshalb hier noch ein kleiner Rückblick auf unsere Malta-Reise. Für Nachahmer und so.

+ Air-Malta ist wesentlich besser als ihr Ruf. Vielleicht lag es am halbvollen Flugzeug, aber ich bin selten so bequem geflogen, wie diesmal. Das Bord-Essen hingegen ist – öööhm – recht übersichtlich.
+ Malta eignet sich perfekt für eine Winterreise. Das Wetter ist mild und es sind kaum Touris da. Allerdings würde ich bloss in oder um Valletta wohnen wollen. An den Hotelstränden ist alles zu und geschlossen.
+ Die wunderbaren Oldtimer-Busse fahren leider nicht mehr. Die neuen Chinesen-Busse sind relativ neu und relativ bequem, aber sie versprühen den Charme eingeschlafener Füsse. Eine Tageskarte kostet 2.60 Euro, die für 1.50 nur für die Einheimischen bestimmt.

17. Dezember 2013

Malta: der Weihnachtsmann brennt

Valletta. Noch bevor die Morgensonne auf ist, bin ich schon in Valletta unterwegs. Ich will nämlich noch gschwind die St. John's Cathedral anschauen. Ich eile hin. Es ist grad Frühmesse und so muss in nicht einmal Eintritt bezahlen. Und auch nicht mitbeten.

Von aussen ist die Kirche recht schlicht, aber innen glänzt und glitzert sie üppig goldig. Aber noch eindrücklicher finde ich den Fussboden. Komplett mit marmornen Grabplatten bedeckt, die Namen der Verstorbenen mit Halbedelsteinen eingelassen. Waren wohl damals keine armen Schlucker, die Malteser Ritter.

Nach so viel Kultur treibt mich der Hunger zurück ins Hotel. Peti ist auch schon auf. Wir futtern uns durchs Frühstücksbuffet. Wir langen kräftig zu. Da wir dafür sowieso nichts bezahlen, wollen wir ja nicht wählerisch erscheinen.

Heute Nachmittag fliegen wir wieder nachhause. Bis dahin bleibt uns nicht mehr viel Zeit, drum schlendern wir ein letztesmal durch Valletta. Ich will für Frau G. noch ein Souvenir kaufen, weiss aber nicht was. Kaufe dann zwei Pastizzi; so Blätterteigküchlein mit Schafkäse und Erbsenmus drin. Mag sie beides nicht - drum esse ich sie selber.

Als wir zum Busbahnhof laufen, beginnt hinter uns ein weihnachtlich gestimmter Chor zu singen; AveeeeMariiiaaa. Daneben panflöten Bolivianer dagegen an. Ich halte einem winkenden Plastik-Weihnachtsmann seine Hand fest, in der Hoffnung, der Motor im Inneren überhitze und beginne zu brennen. Tut er aber leider nicht. Wäre ein schönes Foto geworden; ein Weihnachtsmann in Flammen.
Nach dem Mittag lassen wir uns vom Bus zum Flughafen chauffieren. Wieder geht’s um tausend Ecken und durch endlose Vororte. Am Flughafen ist nicht viel los und unser Air-Malta Flieger nur halbvoll.

Schöne Wolken und tiefblaues Meer. Das Essen wird wieder in diesem Puppenstuben-Geschirr gereicht. Diesmal ein Bissen Thunfisch-Olivenstampf, dazu grüne Bohnen und graue Kartoffeln. Schmeckt markant besser, als es ausschaut.
Ein Rumps – und wir sind in Zürich gelandet. Peti nimmt den Zug nach Bern, ich nach Luzern. Draussen ist es kalt und stockfinster. Da und dort liegt Schnee, man könnte meinen, es sei Winter. Mein Zug ist randvoll mit Werktätige, ich kann mir trotzdem einen Sitzplatz ergattern. Bald bin ich wieder zuhause.

16. Dezember 2013

Malta: nach Gozo ist ja nicht weit

Valletta. Es ist ja nicht weit nach Gozo, sage ich beim Frühstück, Malta ist ja nur eine kleine Insel. Und Gozo ist die Nachbarinsel; und noch kleiner als Malta, und sie soll schön sein. Also setzen wir uns in einen Bus und lassen uns hinfahren. Die Strassen sind eng und kurvig und hügelig.

Am äussersten Ende von Malta steigen wir auf eine Fähre um. Sie heisst „Malita“ und ist ein ausgesprochen hässliches Schiff. Ein viereckiger Stahlkübel ohne ein Vorne und Hinten.

Nach knapp fünf Kilometer Seefahrt landen wir auf der Insel Gozo. Wir fahren gleich mit dem Bus weiter nach Rabat. Für die dreissig Kilometer Luftlinie brauchten wir tatsächlich mehr als drei Stunden Reisezeit. Rabat heisst eigentlich „Victoria“, aber alle Gozoianer sagen „Rabat“ dazu. Das Städtchen ist richtig schön und urgemütlich. Enge Gassen und lauschige Plätze. Die Sandsteinfassaden leuchten gülden in der Wintersonne. Und über allem ein himmelblauer Himmel.
Wir setzen uns in ein Strassencafé am Marktplatz und schauen dem Alltag zu. Ein paar Autos drücken sich aneinander vorbei, ein Händler will mir eine Mütze verkaufen und eine schwanzreduzierte Katze stolziert über den Platz. Gefällt mir hier.

Etwas oberhalb der Stadt steht die alte Zitadelle. Eine Festung mit einigen Häusern und einer mächtigen Kirche innerhalb der Mauern. Ein Papst aus Bronzeguss winkt mir zu und es riecht nach gebratenem Fisch. Schön hier. Wir schlendern durch die engen Gassen hinauf zum höchsten Punkt. Hier sitzen wir lange auf der Festungsmauer und schauen über die Welt unter uns.

Grüne Felder und braune Hügeln. In der Ferne kuscheln sich ein paar Häuser um eine Kirche. Und dahinter, soweit das Auge reicht, Mittelmeer. Wie im Paradies.
Auf demselben Weg wie bei der Hinfahrt fahren wir wieder zurück. Als wir die Fähre besteigen, ist es bereits dunkel. Der Mond sieht wie eine angebissene Wurstscheibe aus.

In Valletta weihnachtet es mittlerweilen heftig. Lichtgirlanden in Form von Engeln und Sternen hängen kreuz und quer über die Gassen. Liebliche Musik plätschert aus zahlreichen Lautsprechern und da und dort hängen Weihnachtsmänner-Kadaver von den Balkonen.