18. Dezember 2013

Malta: das war's schon wieder

So – nun sind wir wieder retour in unserer eisigen Heimat. Deshalb hier noch ein kleiner Rückblick auf unsere Malta-Reise. Für Nachahmer und so.

+ Air-Malta ist wesentlich besser als ihr Ruf. Vielleicht lag es am halbvollen Flugzeug, aber ich bin selten so bequem geflogen, wie diesmal. Das Bord-Essen hingegen ist – öööhm – recht übersichtlich.
+ Malta eignet sich perfekt für eine Winterreise. Das Wetter ist mild und es sind kaum Touris da. Allerdings würde ich bloss in oder um Valletta wohnen wollen. An den Hotelstränden ist alles zu und geschlossen.
+ Die wunderbaren Oldtimer-Busse fahren leider nicht mehr. Die neuen Chinesen-Busse sind relativ neu und relativ bequem, aber sie versprühen den Charme eingeschlafener Füsse. Eine Tageskarte kostet 2.60 Euro, die für 1.50 nur für die Einheimischen bestimmt.

17. Dezember 2013

Malta: der Weihnachtsmann brennt

Valletta. Noch bevor die Morgensonne auf ist, bin ich schon in Valletta unterwegs. Ich will nämlich noch gschwind die St. John's Cathedral anschauen. Ich eile hin. Es ist grad Frühmesse und so muss in nicht einmal Eintritt bezahlen. Und auch nicht mitbeten.

Von aussen ist die Kirche recht schlicht, aber innen glänzt und glitzert sie üppig goldig. Aber noch eindrücklicher finde ich den Fussboden. Komplett mit marmornen Grabplatten bedeckt, die Namen der Verstorbenen mit Halbedelsteinen eingelassen. Waren wohl damals keine armen Schlucker, die Malteser Ritter.

Nach so viel Kultur treibt mich der Hunger zurück ins Hotel. Peti ist auch schon auf. Wir futtern uns durchs Frühstücksbuffet. Wir langen kräftig zu. Da wir dafür sowieso nichts bezahlen, wollen wir ja nicht wählerisch erscheinen.

Heute Nachmittag fliegen wir wieder nachhause. Bis dahin bleibt uns nicht mehr viel Zeit, drum schlendern wir ein letztesmal durch Valletta. Ich will für Frau G. noch ein Souvenir kaufen, weiss aber nicht was. Kaufe dann zwei Pastizzi; so Blätterteigküchlein mit Schafkäse und Erbsenmus drin. Mag sie beides nicht - drum esse ich sie selber.

Als wir zum Busbahnhof laufen, beginnt hinter uns ein weihnachtlich gestimmter Chor zu singen; AveeeeMariiiaaa. Daneben panflöten Bolivianer dagegen an. Ich halte einem winkenden Plastik-Weihnachtsmann seine Hand fest, in der Hoffnung, der Motor im Inneren überhitze und beginne zu brennen. Tut er aber leider nicht. Wäre ein schönes Foto geworden; ein Weihnachtsmann in Flammen.
Nach dem Mittag lassen wir uns vom Bus zum Flughafen chauffieren. Wieder geht’s um tausend Ecken und durch endlose Vororte. Am Flughafen ist nicht viel los und unser Air-Malta Flieger nur halbvoll.

Schöne Wolken und tiefblaues Meer. Das Essen wird wieder in diesem Puppenstuben-Geschirr gereicht. Diesmal ein Bissen Thunfisch-Olivenstampf, dazu grüne Bohnen und graue Kartoffeln. Schmeckt markant besser, als es ausschaut.
Ein Rumps – und wir sind in Zürich gelandet. Peti nimmt den Zug nach Bern, ich nach Luzern. Draussen ist es kalt und stockfinster. Da und dort liegt Schnee, man könnte meinen, es sei Winter. Mein Zug ist randvoll mit Werktätige, ich kann mir trotzdem einen Sitzplatz ergattern. Bald bin ich wieder zuhause.

16. Dezember 2013

Malta: nach Gozo ist ja nicht weit

Valletta. Es ist ja nicht weit nach Gozo, sage ich beim Frühstück, Malta ist ja nur eine kleine Insel. Und Gozo ist die Nachbarinsel; und noch kleiner als Malta, und sie soll schön sein. Also setzen wir uns in einen Bus und lassen uns hinfahren. Die Strassen sind eng und kurvig und hügelig.

Am äussersten Ende von Malta steigen wir auf eine Fähre um. Sie heisst „Malita“ und ist ein ausgesprochen hässliches Schiff. Ein viereckiger Stahlkübel ohne ein Vorne und Hinten.

Nach knapp fünf Kilometer Seefahrt landen wir auf der Insel Gozo. Wir fahren gleich mit dem Bus weiter nach Rabat. Für die dreissig Kilometer Luftlinie brauchten wir tatsächlich mehr als drei Stunden Reisezeit. Rabat heisst eigentlich „Victoria“, aber alle Gozoianer sagen „Rabat“ dazu. Das Städtchen ist richtig schön und urgemütlich. Enge Gassen und lauschige Plätze. Die Sandsteinfassaden leuchten gülden in der Wintersonne. Und über allem ein himmelblauer Himmel.
Wir setzen uns in ein Strassencafé am Marktplatz und schauen dem Alltag zu. Ein paar Autos drücken sich aneinander vorbei, ein Händler will mir eine Mütze verkaufen und eine schwanzreduzierte Katze stolziert über den Platz. Gefällt mir hier.

Etwas oberhalb der Stadt steht die alte Zitadelle. Eine Festung mit einigen Häusern und einer mächtigen Kirche innerhalb der Mauern. Ein Papst aus Bronzeguss winkt mir zu und es riecht nach gebratenem Fisch. Schön hier. Wir schlendern durch die engen Gassen hinauf zum höchsten Punkt. Hier sitzen wir lange auf der Festungsmauer und schauen über die Welt unter uns.

Grüne Felder und braune Hügeln. In der Ferne kuscheln sich ein paar Häuser um eine Kirche. Und dahinter, soweit das Auge reicht, Mittelmeer. Wie im Paradies.
Auf demselben Weg wie bei der Hinfahrt fahren wir wieder zurück. Als wir die Fähre besteigen, ist es bereits dunkel. Der Mond sieht wie eine angebissene Wurstscheibe aus.

In Valletta weihnachtet es mittlerweilen heftig. Lichtgirlanden in Form von Engeln und Sternen hängen kreuz und quer über die Gassen. Liebliche Musik plätschert aus zahlreichen Lautsprechern und da und dort hängen Weihnachtsmänner-Kadaver von den Balkonen.

14. Dezember 2013

Malta: kein Bahnhof anschauen

Valletta. Auch in Malta fuhr früher einmal eine Eisenbahn. Zwischen 1883 bis 1931 eine Dampfbahn von Valletta nach Mdina. Elf Kilometer Schmalspur und dreissig Minuten Fahrzeit.

Viel davon ist heute nicht mehr zu sehen. Zum Beispiel diese Brücke unterhalb der Parlaments-Baustelle. Im Tunnel dahinter war damals der Hauptstadt-Bahnhof Valletta.

13. Dezember 2013

Malta: auf meinem Kopf hockt eine Qualle

Wegen des rauen Meeres fährt heute keine Fähre nach Sliema hinüber. Also nehmen wir halt stattdessen den Linienbus. Einen fast nagelneuen KingLong-Bus aus China. Also, hinüber nach Sliema - und gleich weiter der Küste entlang bis nach Irgendwo. Wie es hier heisst, weiss ich nicht, aber eine Strandbar hat auf. Also steigen wir aus und nehmen Platz. Ich bestelle mir ein „Ftira“ - ein Brötchen mit einer Thunfisch-Gemüsefüllung. Schmeckt auch genau so, und gut.

Nach einer ausgiebiger Siesta fahren wir nach Sliema zurück. Himmelhohe Hotels. Alle leer, keine Touristen da. Wir schlendern die Strandpromenade entlang. Peti tut Schiffe gucken, ich Ladengeschäfte. Denn ich brauche unbedingt eine neue Mütze. Die alte ist mir drum heute abhanden gekommen. Ich kaufe mir eine neue, die aussieht, als ob mir eine karierte Qualle auf dem Kopf hockt. Vielleicht sehe ich jetzt aus wie ein richtiger Maltaianer, odr so…

Die Nachmittagssonne leuchtet herzallerliebst durch die Restbewölkung und die Möwen sind bei genauerem Hinschauen bloss Tauben. Am Strassenrand steht einer dieser alten Linienbusse. Ein Prachtstück mit bauchigen Kotflügeln und üppigem Kühlergrill. Bis vor wenigen Jahren waren solche Busse noch jeden Tag im Einsatz. Jetzt nur noch für Touristenfahrten. So Schade.

Die Boote werden hier an alten Kanonen angeleint. Oder umgekehrt? So oder so, eine sinnvolle Zweitnutzung.

Als wir nach Valletta zurück kommen, ist es bereits stockfinster. Der Hunger treibt uns in eine Gaststätte - in das Parteilokal der „Partit Laburista“, der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Wie überall in Malta locken die Parteien nicht nur mit kämpferischen Parolen, sondern auch mit preiswertem Essen. Von den Wänden blicken ehemaligen Parteigrössen. Gerahmte Zeitungsausschnitte zeugen von eindrucksvollen Massenveranstaltungen. Ein paar alte Männer kauen an ihrem Bier, zwei Jungs spielen Billard. Der Wirt steht am Fenster und raucht. Schön hier. Ich bestelle mir ein Getränk mit einem sehr exotischen Namen. Wie sich herausstellt, ist es dann aber bloss ganz gewöhnliches Wasser.

12. Dezember 2013

Malta: Schweinewurst und Touristenvieh

Auch heute Morgen früh sind wieder erstaunlich viele Leute unterwegs. Am Nachmittag ist dann wieder Leere, aber jetzt geschäftiges Treiben. Ich möchte die berühmte Sankt Irgendwas Kirche anschauen, laufe aber falsch. Also schauen wir halt die alte Markthalle an, die liegt grad vor uns. Eine schöne Schmiedeeisen-Konstruktion, aber die meisten Verkaufsläden sind leer. Bloss einige Metzgereien sind noch auf. Ich sehe die "Zalzett tal-Malti", die typische maltesische Schweinebratwurst. Leider roh, ich möchte sie gebraten. Das Schwein daneben schaut resigniert.

Wir schlendern mitten durch Valletta bis an die Spitze der Landzunge. Hier ist die Festung St. Elmo, umgeben von dicken Mauern und viel Meer. Zahllose Schiessscharten und Artilleriegranaten, so gross wie Ölfässer. Wegen einer Baustelle ist die Festung zurzeit nicht zugänglich, man müsste über den Gitterzaun klettern. Es ginge, aber ich will nicht.

Unser Weg führt nun immer weiter dem Ufer entlang. Es bläst ein kräftiger Wind, die Wellen schäumen und die Gischt spritzt hoch. Gegenüber sehen wir die Strandpromenade von Sliema. So aus der Ferne sehen die Häuser wenig einladend aus. Grobschlächtige Hotelburgen für das sommerliche Touristenvieh. Das wollen wir uns später noch aus der Nähe ansehen..