13. April 2013

Berlin: eher schlichte Eleganz

Mein Hotel an der Warschauer Strasse ist im Hinterhof eines alten Fabrikgebäudes. Tolle Backsteinfassaden und ganz einfache Zimmer. Gefällt mir gut hier.

Gleich nebenan ist mein Lieblingscafé mit dem schönen Namen „Warschauer Pakt Kaffee Kombinat“.
Die Umgebung ist - öööhm - von sehr schlichter Eleganz.

Jetzt zügle ich aber weiter in ein Hotel in der Nähe vom Alexanderplatz.

Mein neues Hotel ist wieder ganz toll. Hier gibt es sogar zwei Sorten WC-Papier zur Auswahl. Herbes in rustikaler Vollkornoptik, wohl für werktags - und flauschig microsoftig für Sonn- und Feiertage. Heute ist nicht Sonntag - hoffentlich merkt niemand, dass ich beschissen habe?

12. April 2013

Berlin: aus Neu mach Alt

Da wo letztes Jahr noch eine grosse Rasenfläche war, ist jetzt eine Baugrube. Hier stand einst das Berliner Stadtschloss. Im zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt, dann geflickt und 1950 gesprengt und entsorgt. Nachher war da längere Zeit nichts. Später der Palast der Republik und davor ein Grossparkplatz. Beides wurde vor ein paar Jahren auch entsorgt.

Jetzt wird hier eine Kopie des alten Stadtschlosses gebaut. Man möchte damit ein Stück vergangenes Berlin wieder aufleben lassen. Und vielleicht auch den verlorenen Krieg etwas vergessen machen?
Die umliegenden Bauten sind auch nur Rekonstruktionen - passt also.

In der Baugrube stiess man auf mittelalterliche Resten und auf ein paar Kellerräume des alten Stadtschlosses. Diese werden nun erhalten und im Neubau integriert. Ein wenig Original in der Schlosskopie.

Eines der alten Schlossportale steht gleich hinter der Baustelle. Es ist der Eingang zum ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude. Das Portal ist aber grösstenteils auch eine Nachbildung. So gesehen, passt es hervorragend zum neuen alten Schloss.

11. April 2013

Berlin: macht Kunst und Erbsensuppe

„Macht Kunst“ ruft die neue KunstHalle der Deutschen Bank und über zweitausend Künstler kamen. Alle konnte nämlich am letzten Wochenende sein eigenes Kunstwerk vorbeibringen und ausstellen. Als ich das erste Mal hin ging, standen üppig Künstler an. Manche hatten handliche Kleinkunst dabei, andere wiederum schleppten zu zweit Riesengemälde an.

Die Ausstellung dauerte dann genau 24 Stunden, von Mittag zu Mittag. Bei meinem ersten Anlauf war die Besucherschlange viele Hundert Meter lang. Beim zweiten auch, es waren aber zusätzlich noch Wurstverkäufer da. Also versuchte ich es am Abend nochmal. Aber wieder war ein Massenandrang - und Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Meinen nächsten Versuch startete ich am nächsten Morgen um halb sechs. Und tatsächlich, keine Kolonne. Und eine kostenlose Brezel gibt es obendrein.

Die Bilder hängen bis zur Decke. Viele gute und einige ganz besondere. Ich war übrigens am frühen Morgen der 4‘900-ste Besucher. Und es werden wohl noch einige weiter dazu kommen.
Eine witzige Ausstellung. Ich könnte den Besuch empfehlen, doch leider schloss sie bereits wieder am Mittag - für immer.

10. April 2013

Berlin: schön und lustig beim Merkel zuhause

Das Ehepaar Sauer-Merkel wohnt im vierten Stock eines gelben Hauses, gleich gegenüber der Museumsinsel. Er ist Chemieprofessor - sie die deutsche Kanzlerin.

Die Adresse „Am Kupfergraben 6“ findet man leicht. Denn vor dem Hauseingang gehen Tag und Nacht zwei Polizisten auf und ab. «Wer hier wohnt, kann ich Ihnen nicht sagen», meint der ältere der Beiden Beamten.

Neben „Prof. Dr. Sauer“ wohnen auch noch „Ganz“, „Schön“ und „Lustig“ im Haus. Und das sind ganz bestimmt keine für Sicherheitsleuten angemietete Wohnungen!

Ich hätte die Frau Merkel gerne auf eine Wurst eingeladen. Aber die beiden Polizisten wollten nicht erlauben, dass ich bei ihr klingle. Schade - so musste ich halt meine Bratwurst ganz alleine essen.
Am Abend sehe ich die Merkel im Fernsehen. Sie ist in Hannover, zusammen mit diesem Putin. Und sie sagte, der Putin sei ein Freund...

9. April 2013

Berlin: das etwas peinliche Denkmal

Zurzeit wird in allen Zeitungen über die „East Side Gallery“ berichtet. Dies wegen einiger Lücken, die wegen wegen Bauarbeiten in das 1,3 Kilometer lange Kunstprojekt geschlagen wurden. Dabei ist die Aufregung eigentlich vergebens, da das ursprüngliche Kunstwerk bereits zerstört wurde.

1990 ist die Mauer offen und die DDR am Sterben. Der "Ministerrat der DDR" stimmt dem ersten gesamtdeutschen Kunstprojekt, der „East Side Gallery“ zu. Gut hundert Künstler aus aller Welt bemalen ein Stück der hinteren Sperrmauer. Im September 1990 wird sie eröffnet, eine Woche später hörte die DDR auf zu existieren.

In den Jahren darauf litten die Bilder unter dem Vandalismus  und dem bröckelnden DDR-Beton.

2009 wurde dann die gesamte Mauer aufwändig renoviert. Dazu wurden erst einmal alle Bilder entfernt, dann der Beton geflickt und dann die Bilder wieder frisch hingemalt. Einige der Künstler waren über die Zerstörung dermassen empört, dass sie sich weigerten, ihre Bilder ein zweites mal zu malen.

Auf mich wirkt das "gesamtdeutschen Kunstwerk" kitschig und etwas peinlich. Vor allem weil die Bilder bloss aufgehübschte Kopien sind. Als ob man zwischendurch mal die Mona Lisa neu gestrichen hätte!