13. Februar 2013

Marokko: das Drehorgel-Äffchen

Mein Sitzplatz im Mowag ist ganz links und ganz vorne. Unter mir trommelt der Motor und die Passanten lächeln mich amüsiert an. Ich fühle mich wie so ein Drehorgeläffchen. Fehlt bloss noch, dass ich im Kreis herum tänzeln muss und dafür ein paar Münzen zugeworfen bekomme ...

Die Nächte sind immer noch recht kalt, tagsüber ist es aber herrlich warm und sonnig. In Agadir verlassen wir die Atlantikküste und fahren ins Landesinnere

Raja kann Velofahrer umsverecken nicht leiden. «Wer keine Steuern zahlt – runter vom Asphalt- huäräsiäch» sagt er. Und hupt herzhaft.

Die Landschaft wird zusehends karger und rötlicher. Und überall stehen diese Arganbäume. Das sind die mit den Ziegen im Geäst. Die Geissen steigen hoch hinauf und bis in die äussersten Zweige hinaus und fressen die Blätter und die Schalen von den Arganfrüchte. Die Leute sammeln dann Argannüssen ein, knacken die harten Schalen und pressen aus den nun freigelegten Kernen das bekannte Arganöl. Das schmeckt wie – öööhm – Öl. Und ganz fein nach Nuss.

Wir holpern über schmale Bergstrassen und steile Pässe. Rötliche Felsen und wurstige Kakteen. Den einzigen flachen Platz weit und breit nutzen wir zum Übernachten. Es ist ein wunderschöner Flecken Erde. Hier oben auf 1'500 Meter.

12. Februar 2013

Marokko: die Strasse der Ölsardinen

Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Wir fahren weiter der Atlantikküste entlang gegen Süden. Zuerst geht’s kilometerlang zwischen Fischfabriken durch; Ölsardienen. Es riecht auch dementsprechend lieblich.

Irgendwo unterwegs kommen wir an einem Markt vorbei. Längs der Strasse parkieren unzählige Esel, gegenüber drängeln sich die Händler und stapeln sich die Waren. Strohballen scheinen grad im Sonderangebot zu sein. Ich kaufe Salznüssli und eine Armbanduhr, beides für bloss ein paar Dirham.

Essaouira ist ein zauberhaftes Hafenstädtchen. Als erstes gehen wir essen; Tinten- und anderen Fisch vom Grill. Schmecken wunderbar und wie erwartet.

Ich kaufe mir einen Internet-Stick, damit ich künftig immer und überall ins selbige komme. Kostet nicht viel und funktioniert auf Anhieb.

Wir übernachten irgendwo im Süden in einem ganz „einsamen“ Tal. Schon nach kurzer Zeit kommen wie zufällig zwei Buben mit ein paar Schafen vorbei. Sie hoffen vielleicht auf einen Wanderzirkus – einige Bonbons sind ein kleiner Ersatz für die entgangene Vorstellung.

11. Februar 2013

Marokko: ich bin nicht vom Zirkus

Wir reifeln weiter südwärts. Die Landschaft ist nach wie vor grasgrün, aber am Himmel hat es manchmal graue Wolken. Als erstes schauen wir uns El Jadida an; und da natürlich die portugiesische Zitadelle. Schöne Altstadtgassen und eine mächtige Festung mit rostigen Kanonen. In den Mauernischen kuscheln die Verliebten. Wunderbar hier.

Die alte Trinkwasserzisterne ist heute leer, aber deswegen nicht minder interessant.

An einer Strassenküche essen wir Tajine und ich gelbe Bohnentunke. Um uns herum wuseln die Leute, Händler handeln und Käufer kaufen. Eine Frau bietet einzelne Zigaretten an und der Kunde kann sie gleich am angeketteten Feuerzeug verzehrfertig zubereiten.

Die Küstenstrasse verläuft auf einem Krete; rechts Marokko, links der Atlantik. Oualidia ist ein hübsches Städtchen am Strand. Überall kurven Mofa herum und bieten fangfrische Krebse, Muscheln und Fische an. Ich versuche so eine stabförmige Muschel. Sie zuckt noch und schmeckt wie ein nasser Wurm.

Wir übernachten in der Nähe von Safi. Auf dem Campingplatz weiden zwei Dutzend Pfauen und machen andauernd affige Geräusche. Der Chef vom Platz fragt mich, ob wir vom Zirkus seien? Es ist wunderschön hier, aber recht kurzschwänzig kalt.

10. Februar 2013

Marokko: kommt gleich

Hier kommt demnächst der nächste Reisebericht aus Marokko ...

bald
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9. Februar 2013

Marokko: Herkules und der Gummibaum

Tanger. Die Vögel zwitschern und die Sonne blinzelt durchs Geäst. Wir sind in Afrika! Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die erwartete Palme als Gummibaum und der Wachhund von gestern Abend als Flohtaxi.

Gleich neben unserem Camping sind die weltbekannten Herkules-Grotten. Als ich vor zwanzig Jahren das letztemal hier war, waren sie auch schon da, aber all die Souvenierläden und Teestuben nicht.

Wir fahren den ganzen Tag auf der Autobahn südwärts. Rechts und links der Strasse ist viel Gegend. Grüne Wiesen mit weidenden Kühen, Baustellen, manchmal rechts der Atlantik. Sonst ist nicht viel zu sehen vom pittoresken Afrika – keine Kamele, keine Sanddünen.

Unser Expeditionsfahrzeug, der Mowag, löst bei den anderen Verkehrsteilnehmern vielfältige Reaktionen aus. Von erstaunter Freude über nachsichtiges Lächeln bis mitleidigen Blicken. Ich weiss nicht wieso; vielleicht liegt’s an der Farbe? Rote Mowag sind halt sehr selten.
Überhaupt, ich will ja noch etwas über den Mowag erzählen. Also, er ist Jahrgang 1956 und wurde damals von der "Motorwagen AG" für die Post gebaut. Unserer wurde vom Raja eigenhändig umgebaut. Nun hat er Allrad und einen Dieselmotor. Und hintendrin eine komplette Wohnung. Und das Lenkrad auf der falschen Seite. So sitze ich links und alle halten mich für den Fahrer, ja den Kapitän, des Mowag. Ein erhebendes Gefühl.

Gegen Abend kommen wir nach Mohammedia und übernachten auf dem Camping. Diesmal neben einer - öööhm -Bananenstaude.