25. Dezember 2012

kunterbuntes Bundeshaus

Wie auch schon im letzten Jahr erstrahlt diesen Winter das Bundeshaus allabendlich in regenbogenbunten Lichterglanz. Kürzlich waren wir grad zufällig in Bern und schauten uns das Spektakel an. Zusammen mit mehreren Milliarden anderer Besucher. Ein Gedrücke und Gedränge sondergleichen.

Mit „Feste & Zeit“ erfreuen die französischen Lichtkünstler „Spectaculaires“ das Publikum. Zwanzig Minuten Bilderrausch und liebliche Musik. In der Vorweihnachtszeit ist so was schön, sonst wäre mir das eindeutig zu kitschig.
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24. Dezember 2012

einarmiger Jesus am Gebälk

Wie auch schon die letzten Jahre, möchte ich auch heuer wieder zu Weihnachten ein aussergewöhnliches Kunstwerk präsentieren. Diesmal ein barockes Kruzifix aus der Möslikapelle in Kerns. Hier hauste einst der Bruder Ulrich, ein Kumpel vom Bruder Klaus; unserem Nationalheiligen, Niklaus von Flüe (1417-87).

Auf den ersten Blick sieht alles aus wie gewohnt. Christus ans Gebälk genagelt, daneben Maria und Magdalena in festlichem Gewand und traurigem Gesicht. Was mir hier aber so gut gefällt ist der gekreuzigte Jesus. Er grüsst ganz cool seine trauernde Mutter. Fast meint man ihn rufen zu hören: «guck mal, ich bin hier oooben. Die Römer haben mich hingetackert, aber ich kann noch einhändig».
Ist doch irgendwie tröstlich.

Ich wünsche euch - öööhm - wunderschöne Weihnachten.

23. Dezember 2012

Tunesien: abgestempelt und warm gebadet

aus meinem Tagebuch: Teil 14
Freitag 19. April 96. Nach dem Morgenessen bekommen wir Besuch von einem Militär-Unimog. Er kommt extra einige Kilometer querfeldein, um unsere „Legitimation“ zu kontrollieren. Dabei dachten wir gestern noch, uns würde hier zwischen den Dünen keiner sehen!

Wir bleiben bis gegen Mittag hier. Andi besteigt mit dem Töff die höchste Düne. Weiter nordwärts. Erst ist die Piste gut und schnell. Dann sind es bloss noch holprige Spuren. Fast 80 Kilometer geht es so. Barchane-Felder und Kieshügel, dann wieder weite Ebenen mit Grasbüscheln. Etwa 55 Kilometer südlich von Ksar Ghilane verlassen wir das Sperrgebiet und donnern auf der Pipelinepiste nach Norden. Gegen Abend erreichen wir da.
Leo aber nicht. In einem stinkigen Tuaregzelt finden wir dann aber seinen Rucksack, also hat er es doch hierher geschafft. Als wir unser Lager eingerichtet haben, kommt er dann auch tatsächlich angehumpelt. Er ist erstaunt, uns zu sehen, er hat uns erst am Sonntag erwartet!
Am Abend essen wir auswärts: Hier gibt es nämlich ein "Restaurant" für die Badetouristen auf „Sahara-Expedition“. Ich essen auf jeder Reise einmal hier. Nicht weil es so gut ist, sondern um mich beliebt zu machen. Man weiss ja nie, ob man später einmal auf die Leute angewiesen ist. Es gibt wie jedesmal orange Suppe und lederige Spaghetti. Im Hintergrund findet derweilen die obligate tunesische „Feuerschau“ statt. Als dann der Volkstanz beginnt, gehe ich schlafen.
In einer Woche fährt unser Schiff … 

Wegen der Weihnachtereien gibts es morgen eine besinnlichen Beitrag. Hier geht es erst am Mittwoch weiter, dann aber schon.

22. Dezember 2012

Tunesien: der Klumpfuss und ein dickes Kamel

aus meinem Tagebuch: Teil 13
Mittwoch 17. April 96. Leo kann mit seinem Klumpfuss nicht laufen und willl deshalb einige Tage ausruhen. Andi und Gü bringen ihn nach Chenini, wo er versuchen will, zurück nach Ksar Ghilane zu kommen. Und dort auf uns und die Heilung warten.
Derweilen fahren Philippe und ich zum Gouverneur die Bewilligung abholen. Pünktlich um 10 Uhr sind wir da. Man werde sich unserem Anliegen gleich annehmen, meint der Beamte von gestern. Die Papiere seien parat, es fehle bloss noch die Unterschrift - meint er gut eine Stunde später. Wir sollten doch noch einen Moment warten. Dann, um 12.30 Uhr bekommen wir tatsächlich das Papiere ausgehändigt; mehrfach gestempelt und unterschrieben vom Gouverneur.
Am Nachmittag fahren wir nach Remada, um die Papiere von den dortigen Militärbehörden beglaubigen zu lassen. Obwohl die Bewilligung erst morgen gültig ist, stempelt man uns frei. Gegen 17 Uhr fahren wir bei Kambout ins Sperrgebiet hinein. Viel Landschaft. Tafelberge. Wir übernachten oben auf einem Plateau mit toller Fernsicht.

Donnerstag 18. April 96. Die ganze Nacht tobte ein starker und kühler Wind. Gut, ich schlafe ja im Bus, aber die Töffler draussen im Zelt.
Zeitig fahren wir los. Die Piste ist gut. Am Horizont begleiten uns Berge, die Landschaft sieht recht hübsch aus, obwohl alles mit diesen kleinen Büschen bewachsen ist. Mitten auf der Piste erfreut uns ein aufgedunsener Kamelkadaver. Er riecht übel. Dennoch versuchen gewisse Mitreisende, das Kamel platzen zu lassen  Es klappt nicht - zum Glück! Wobei - ich hätt es gerne mit dem Didjiridoo versucht zu entlüften, aber das hat der Leo mit sich genommen! Leider ...
Wir kommen weiterhin flott voran. Vor El Borma erreichen wir die ersten richtigen Dünen. Wunderschön hier, wie in Algerien! Dann kommen wir an einen Kontrollposten. Man will unsere „Autorisation“ sehen, denn hier beginnt das Erdölgebiet. Und dafür gibt es extra Kontrollen. Einen Kilometer weiter müssen wir an einem Polizeiposten unsere Pässe deponieren, dafür dürfen wir uns in El Borma frei bewegen. Das Gebiet ist riesig und weit nach Algerien hinein. Überall Pipelines, Fördertürme, Pumpstationen, Stromleitungen und Abfälle. Es ist seltsam hier. Wir verlassen El Borma wieder, etwas enttäuscht und ernüchtert.
Dafür finden wir einen schönen Übernachtungsplatz, versteckt zwischen den Dünen. Ein traumhafter Abend. Rund um uns herum nur Sand.

Morgen geht es weiter, und noch mehr in den Sand.

21. Dezember 2012

Tunesien: kalte Zimmer, warme Liebe

aus meinem Tagebuch: Teil 12
Sonntag 14. April 96. Wie üblich in Ksar Ghilane, hängen wir den ganzen Tag herum. Liegen unter den Palmen im Schatten, baden im warmen Tümpel und lümmeln im Café herum.
Die Sache mit dem „Touareg“ und der ausgeliehenen KTM spitzt sich zu. Die Gendarmerie ist da, denn ihm ist es verboten, mit ausländische Fahrzeuge zu fahren.
Vier Töfffahrer wollen heute Nachmittag zum Tanken gschwind nach Douz fahren. Die direkte Strecke, quer über die Dünen. Und sie wollen gegen Abend zurück sein. Um 22 Uhr kommen zwei zurück. Die beiden anderen sind in Douz geblieben, die Töff geschrottet.

Montag 15. April 96. Es ist stürmisch. Überall Sand. In den Ohren, Augen, Mund. An meinem Mercedes ist vorne ein Federauge ausgeschlagen; klappert schon länger. Ich quetsche ein Stück Gummi in die Lücke. Für den Moment hilft es, wird aber wohl nicht lange halten.
Den restlichen Tag sitzen wir am und im Teich und plaudern. Und warten auf besseres Wetter. Leo tritt sich eine Splitter in den Fuss. Sonst passiert nicht viel.

Dienstag 16. April 96. Es ist kalt und es fallen ein paar Regentropfen. Es ist Zeit zu gehen. Am Leclerc-Denkmal nehmen wir die Piste nach Osten. Dann auf der Pipelinepiste einige Kilometer nach Süden und dann weiter nach Osten auf der Chenini-Piste. Sie ist rauh und löcherig. Manchmal holpere ich im Schrittempo dahin. Auf die Besichtigung des pittoresken Chenini verzichten wir diesmal. Es wimmelt von Tagestouristen, die von den Strandhotels hierhin gekarrt werden.
In Tatouine fahren wir mit Leo erst mal zu einem Arzt. Sein Fuss ist entzündet und tut höllisch weh. Er kann nicht mehr drauf stehen und es sieht nach einer schönen Blutvergiftung aus. Der Arzt verschreibt ordentlich Medikamente, kann aber weiter nichts tun, solange der Fuss so stark geschwollen ist.
Wir hausen im Hotel „Gazelle“. Über dem Eingang hängt ein neues Schild mit dem sinnigen Text: «Saharienne Ksür. Kalte Zimmer, warme Liebe»!
Jetzt wo wir schon mal in Tatouine sind, könnten wir doch versuchen, die Bewilligung für das südliche Sperrgebiet zu bekommen. Dieser Teil von Tunesien ist nämlich nur mit einer behördlichen Bewilligung zugänglich. Wir fahren ins Gouvernement. Das ist etwa sieben Kilometer ausserhalb. Ein schäbiger Betonwürfel mit Zaun rundum, als ob hier jemand etwas klauen würde! Ein Büroknecht gibt uns einen Norm-Antragsbrief, den wir ab- und unterschreiben sollen. Und ein fünfseitiges Formular zum ausfüllen. Wir machen wie befohlen. Und er meint, morgen um 10 Uhr können wir die Bewilligung abholen kommen. Wir sind verblüfft, wie einfach und freundlich das geht.

Morgen geht es weiter, mit einem sehr korpulenten Kamel.

20. Dezember 2012

Tunesien: unter die Dünen tauchen

aus meinem Tagebuch: Teil 11
Freitag 12. April 96. Gegen Mittag brechen wir auf und fahren an den Chott el Jerid. Der Salzsee glitzert weiss, Salz so weit man sieht. Und es ist heiss. Die Luft flimmert. Wir trödeln herum. Die Töfffahrer nutzen die Salzfläche für Kapriolen und fahrerische Rekordversuche. In Douz ist wegen der nachmittäglichen Hitze alles zu.
Wir fahren darum direkt weiter zum Bir el Hadj Brahim, einem Brunnen im Süden. Hier in der Einsamkeit schlagen wir unser Nachtlager auf. Heute gibt es gebratenen Truthahn und Gemüse. Als Dessert Vanille-Creme mit Pfirsichen. Und nachher experimentieren wir mit einem leeren Fass, reichlich Benzin und Streichhölzern. Dabei gehen mir einige Augenbrauen verlustig. Wir würden gerne auch Versuche mit Leos Didgeridoo machen, täte bestimmt schön brennen.

Samstag. 13. April 96. Einige Spuren führen hinüber zum Jebil, einem Hügelzug mitten in den Dünen. Sanddünen und Plateauberge, fast wie in Algerien! Die Hügel sind dicht mit blauen Blumen bewachsen, die riechen ganz intensiv nach Shampoo. Auch Cistanche gedeihen hier.
Von hier sind es etwas mehr als 80 Kilometer hinüber zum Bir Soltane. Andi und Gü nehmen die Abkürzung quer über die Sanddünen und fahren direkt nach Ksar Ghilane. Wir kommen gut voran. Dann versperren uns immer öfter kleine, pluderweiche Dünen unsern Weg. Einmal stürzt Philippe. Man könnte fast meinen, er wolle unter der Düne durchtauchen.
Mitten im Nichts steht ein Mann. Er wolle auch nach Bir Soltane; zufuss! Ich nehme ihn mit. Er riecht streng, sehr streng. Irgendwo im Nichts steigt er wieder aus und marschiert schnurstracks quer in die Landschaft hinaus. Ich muss lüften.
Gegen 17 Uhr kommen wir nach Bir Soltane. Was sich nach einem Dorf anhört, ist in Wirklichkeit bloss eine Hütte mit einem Schilfdach; das legendäre „Café Bir Soltane“. Wir kehren kurz ein und begrüssen unsere alten Bekannten. Dann geht es mit gut 100 km/h über die Schotterpiste hinunter nach Ksar Ghilane; viele Dattelpalmen und ein Teich mit warmem Thermalwasser. Früher ein traumhaft schöner Ort, heutzutage aber von zahlreichen Ausflugstouristen heimgesucht.
Andi und Gü sind schon lange da. Sie sind vom Jebil direkt hier hin gefahren; etwa 50 Kilometer nichts als Sand! Ich treffe einige Reisende, die ich von früher kenne. Peter aus Deutschland hat sich ein paar Rippen gebrochen. Und auch unser tunesischer Freund, der „Touarag“, hat sich die Flosse gebrochen. Er ist mit einer ausgeliehen KTM gestürzt, ganz ungeschickt!

Morgen geht es weiter, ausser der Weltuntergang findet statt; dann erst übermorgen.