6. Mai 2011

Balkan: in Slowenien drinnen

Slowenien ist das zehnte Land auf unserer Reise. Die Landschaft ist lieblich, hügelig und saftig grün. Es ist wie in Österreich, nur dass die Leute noch seltsamer reden. Aber eins ist es hier nicht; exotisch.

Wir schauen uns einige Landstädtchen an. Alle mit einer schönen Altstadt, mit prächtigen Kirchen, mächtigen Schlössern; mit malerischen Plätzen und engen Gassen. Schön, aber immer irgendwie gleich. Wir besuchen zudem ein Feuerwehrmuseum mit müden Pumpen und abgegriffenen Helmen. Ein Kloster mit einer mächtigen Linde, auf die man hochklettern kann. Und einige weitere geschichtsträchtige Orte.

Die Tropfstein-Höhlen bei Postojna sind einzigartig und 34 Millionen Besucher seien schon hier gewesen, prahlt der Prospekt. Da will ich natürlich auch hinein. Gemeinsam mit anderen Schaulustigen werden wir in ein Eisenbähnchen gesetzt. Das Züglein bringt uns in holpriger Fahrt mehr als 2 Kilometer tief in den Berg hinein. Ab da marschieren wir fast eine Stunde durch die Unterwelt. Tropfsteine hängen wurstig von der Decke, andere wachsen wie Schwengel in die Höhe. Wiederum andere erinnern an Blumenkohl oder hängen wie Gedärm herunter. Enge Gänge und riesengrosse unterirdische Hallen. Beeindruckend schön.

Und in der Höhle lebt der Grottenolm; ein trübweisses Schleimwürstchen mit Beinen. Der kann nicht viel, ausser jahrelang ohne fressen leben. Und es überrascht auch nicht, dass Grottenolme völlig blind sind. Denn so wie der ausschaut, fände bestimmt keine paarungswillige Grotten-Olmin; da hilft bloss völlig Blind- und Dunkelheit.

Ich werde von Wassertropfen getroffen. Jetzt befürchte ich, mir wachsen nun auch Tropfsteine am Kopf.

Unweit der Tropfsteinhöhlen ist die Höhlenburg; „Predjmski grad“. Sie wurde im Mittelalter in den Eingang einer Höhle gebaut. Hier war es zwar schattig und zugig, aber die senkrechte Felswand und die Höhle boten Schutz vor den Feinden. Die Legende besagt, dass einst der gefürchtete Ritter Erasmus Lueger hier wohnte. Die Triester belagerten seine Burg lange Zeit, aber ohne Erfolg. Erst als ihnen verraten wurde, wann und wo sich der Erasmus jeweils erleichtert, gelang ihnen der Durchbruch. Ein gezielter Kanonenschuss im Morgengrauen zerfetzte das Klo-Häuschen und den Ritter Erasmus. Treffer und Sieg!

3. Mai 2011

Balkan: wir inseln durch Kroatien

Es soll regnen kommen, lesen wir in der Zeitung. Also brauchen wir einen guten Platz, um das schlechte Wetter auszusitzen. Wir fahren deswegen auf die Insel Murter. Diese liegt praktischerweise bloss einen Steinwurf vom Festland entfernt, so dass wir sie über eine Brücke erreichen können.

Als der Regen vorbei ist, besichtigten wir Zadar. Eine richtige Stadt mit einer Festung, schmalen Gassen, breiten Boulevards, ganz alten Kirchen und hippen Strassencafés. Und der Touristen-Tausendfüssler ist auch wieder unterwegs.

Nördlich von Zadar liegt die Insel Pag. Auch diese können wir über eine laaange Brücke zu erfahren. Die Insel selber ist steinig, karg und kahl. Der Hauptort, Pag, ist eher beschaulich. Einige Häuser drängeln sich um den Hafen, müde Fischerboote und nebenan eine Saline, sonst ist da nicht viel.

Wir übernachten an einem schönen Strand direkt am Meer. Ausser ein paar Möwen ist niemand da. Am anderen Morgen kommen dann noch ein paar Männer mit einem Betonmischer.

Eine Autofähre bringt uns ans andere Ufer, ans Festland. Die Berghänge sind nun wieder bewaldet und die kurvenreiche Strasse grossartig.

Hinter Senj werfen wir einen letzten Blick zurück aufs Meer und fahren über die Berge ins Innenland. Die Landschaft ist nun aufs mal frühlingsgrün. Üppige Wälder, grüne Matten und hübsche Dörfer. Fast wie im Heidi-Film.

1. Mai 2011

Balkan: noch einmal in Kroatien

„Hrvatska“ nenne die Kroaten ihr Land. Wir sind nach unserem Abstecher nach Bosnien wieder hierher zurückgekehrt. Am ersten Abend finden wir in der Cetina-Schlucht einen wunderbaren Übernachtungsplatz; im Wald, am Flussufer und gemeinsam mit zahllose Fröschen.

Weiter geht’s nach Trogir, einem schönen Städtchen auf einer kleinen Insel. Die einstigen Stadtmauern sind nur noch da und dort vorhanden, aber die Festung steht noch wie einst. Ansonsten enge Gassen und schöne Plätze. Ganz besonders sehenswert ist die Laurentius-Kathedrale im Zentrum. An dieser Kirche wurde viele hundert Jahre gebaut, deshalb sind am Turm verschiedene Baustile zu erkennen. Ganz unten Romanisch, dann Gotisch, dann venezianische Spätgotik und zuoberst Renaissance.

Es ist schönes Wetter und wir haben ja Urlaub, also fahren wir an den Strand. Blaues Wasser, blauer Himmel und bunte Blumen. Und wir haben den Strand für uns ganz alleine. Aber zum nackig machen ist es uns zu kalt, wir hocken uns bloss in die Sonne.

Auf der Strasse sehen wir immer wieder diese tiefergelegten Schlangen. Sie liegen ganz flach auf dem Asphalt und lauern wohl auf arglose Touristen – vermute ich.

Übernachten tun wir in Primoŝten, einem zauberhaften Städtchen. Auch auf einer Insel; ist wie Trogir, bloss viel kleiner.

Wir setzen uns in ein Hafen-Café und schauen den wenigen Leuten zu. Dazu essen wir Pizza und im Fernsehen an der Wand heiraten König‘s aus England. Die blaublütig, wir hautgerötet.

30. April 2011

Balkan: Delfine gucken

Ich habe Frau G. versprochen, dass wir uns Delfine angucken werden. Man weiss ja aus der griechischen Mythologie und dem Fernseh-Traumschiff, dass es in der Adria viele Delfine gibt. Also kein Problem, ich zeige ihr Delfine. Wir haben auch immer schön geguckt. Schon auf der Fähre; und immer wenn wir am Strand spazieren gingen. Aber man glaubt es kaum: Keine Delfine. Nicht ein einziger.

Jetzt muss man aber auch bedenken, diese Viecher leben ja alle unter Wasser. Da sind die natürlich schwer zu sehen. Im Fernsehen hüpfen die aber doch immer so geschmeidig über die Wellen. Und hier! Nichts. Kein Hüpfen, kein Schwänzeln, kein Flipper. Aber ich habe der Frau G. doch Delfine versprochen - und sie hat sich sooo gefreut. Was tun?
Da habe ich eine zündende Idee: Ich zeige einfach auf ein paar Fische im Hafenbecken und schreie: «Sieh da - junge Delfine! Noch ganz, ganz Kleine. Sind die nicht herzig?»
Hat aber leider nicht recht geklappt. Frau G. behauptet steif und fest, das seien einfach bloss gewöhnliche Fische und keinesfalls Delfine. Aber sie muss doch eingestehen; sie weiss nicht, wie junge, ganz junge Delfine aussehen tun.
Wer weiss, vielleicht waren es doch Delfine?

Balkan: wo ist Bosnien-Herzegowina

Wir lassen Dubrovnik hinter uns und fahren landeinwärts. Kurz darauf kommen wir schon an die Grenze Kroatien - Bosnien-Herzegowina. Der Grenzübertritt geht gschwind und problemlos. Gleich nach der Grenze ändert sich die Landschaft. Buschiger Wald, karstige Hügel und kaum noch Dörfer. Und wenn, dann zerbombte. Und in den Wäldern lauern immer noch Minen aus dem Krieg.

Trebinje ist ein schmuckes Städtchen an den Ufern eines Flusses. Es hat einen Marktplatz mit Strassencafés rundherum und eine kleine Altstadt mit türkischen Häusern. Sehr nett. Am Stadtrand besichtigen wir noch eine osmanische Brücke. Sie wurde vor einigen Jahren anderswo abgebrochen und hier wieder aufgebaut, jetzt steht sie etwas nutzlos im Neubaugebiet herum.

Kurz vor Mostar besuchen wir die berühmte Buna-Quelle. Der Bach kommt in einer kleinen Schlucht einfach aus einer senkrechten Felswand heraus. Praktischerweise haben die Bosnier einige Fisch-Restaurants hinzu gebaut, so dass man nun zum Quelle gucken auch gleich noch etwas essen kann.

Mostar liegt zwischen den Hügeln genüsslich am Ufer der Neretva. Berühmt wurde es wegen seiner osmanischen Bogenbrücke. Diese wurde im Krieg 1993 gesprengt und zehn Jahre später wieder rekonstruiert. Ein beeindruckendes Bauwerk. Bei der Rekonstruktion wurde die Brücke auch gleich etwas aufgehübscht, so dass sie jetzt wie eine Filmkulisse aussieht. Im Flussbett liegen immer noch Trümmer der alten Brücke.

Überall in Mostar sind noch die Kriegsruinen zu sehen. Pockennarbige Fassaden glotzen mit ihren leeren Fensterlöchern die Passanten an. Manche von Büschen bewachsen. Wobei schon auch sagen muss, vieles ist längst wieder geflickt und strahlt in altem Glanze.

Uns hat es in Mostar jedenfalls sehr beeindruckt. Wir fahren nun wieder ein Stück weiter west- und heimwärts.

27. April 2011

Balkan: dicke Mauern in Kroatien

Etwas wehmütig verlassen wir Montenegro; uns hat es da sehr gut gefallen. Die Einreise nach Kroatien geht zügig, aber doch gründlich. Wir fahren nach Cavtat, wo wir im Hafen einen guten Park- und Schlafplatz finden. Ab da fährt ein Linienbus direkt nach Dubrovnik , was uns dort die lästige Parkplatzsuche erspart.

Ragusa, wie das beliebte Schoggi-Stängeli, hiess Dobrivnik bis vor hundert Jahren. Die Altstadt liegt dicht bebaut innerhalb mächtigen Festungsmauern. Schmale Gassen mit steilen Treppen, aber auch mondäne Plätze. Etwas Gotik und viel Renaissance. Jetzt im Frühling sind noch nicht so viele Touristen da, aber anhand der vielen Restaurants sieht man gut, was hier in der Saison wohl abgeht. Wir umrunden die Stadt auf der Wehrmauer. Von da oben haben wir einen wundervollen Blick auf die Hausdächer und Kirchtürme. Und ennet der Mauer sieht man tief unten das blaugrüne Meer. Herzerweichend schön.

Zum Sonnenuntergang setzen wir uns ans Meer. Im Rücken die sonnenwarme Wehrmauer, vor uns das tiefblaue Meer. Alles wäre perfekt gewesen, hätte nicht eine Taube genau in die Frisur der Frau G. geschissen.

In der Abenddämmerung fahren wir mit dem Schiff zurück nach Cavtat, wo wir übernachten.

Am nächsten Morgen ist der Himmel grau und es fällt ab und zu etwas Nieselregen. Wir bleiben wo wir sind und machen heute einen Ruhetag; putzen und waschen ist mal wieder angesagt. Aber genau heute wird wegen einer Baustelle der Strandspazierweg umgeleitet; ausgerechnet an unserem Muger vorbei. Bei den Touristen aus den nahen Hotels ruft unsere Wäscheleien so etwas zwischen Staunen und Schmunzeln hervor. Sie glotzen uns an; ist wie im Zoo – wobei wir die Affen sind!