23. April 2011

Balkan: schwarze Berge in Montenegro

Früh am Morgen sind wir wieder am Grenzübergang nach Montenegro. Die Formalitäten gehen einigermassen zügig und schon bald darauf erreichen wir wieder Rožaje. Kaffeehalt und polizeiliche Registrierung. Und weiter geht unsere Fahrt der Adria und der Wärme entgegen. Die Landschaft ist frühlingshaft schön, der Verkehr wenig und die Strasse kaum runzlig. Und was uns ganz besonders auffällt, kein Müll.

Wir besichtigen das Kloster Stupovi. Leider wurde es kürzlich innen komplett neu verputzt, was den mittelalterlichen Malereien aus dem 12. Jahrhundert aber nicht grad zuträglich war. Wir bestaunen aber die verehrten Reliquien; ein Knochen und einen schwarzlederne Hand - ohne den dazugehörigen Körper.

Etwas weiter kommen zum Kloster Morača aus dem 13. Jahrhundert. Eine wunderbare und komplett erhaltene Anlage mit meisterhaften Malereien. Im Garten lassen sich einige Mönche von der Frühlingssonne wärmen. Mit ihren schwarzen Röcken und langen Mähnen sehen einige schon aus wie Yeti-Nonnen.
Wir übernachten in der Nähe des Klosters. Landschaftlich sehr schönund erstaunlich ruhig.

Montenegro ist sehr bergig und nur schwach besiedelt. Wir fahren durch  schroffe Schluchten und über bewaldete Bergpässe. Ein auf und ab.

Gegen Mittag erreichen wir das Meer und Budva. Budva liegt wunderschön in einer Bucht. Es gibt hier eine Festung, eine Altstadt und einen menschenleeren Strand mit grünem Kies. Wir legen uns zum dösen am Strand unter einen Baum. Herrlich - es ist wie im Ferienprospekt, bloss in dieser Jahreszeit noch ganz ohne Touristen.

22. April 2011

Balkan: orientalisches Flair in Serbien

Die Morgensonne weckt uns in Pejë. Gleich am Stadtrand beginnt die weitherum berühmte Rugova-Schlucht. Hohe Felswände, Frühlingsgrün und ein wilder Bach. Schön, wie zuhause.

Heute wollen wir nach Serbien. Dazu müssen wir aus politischen Gründen aber erst einen Umweg über Montenegro machen, die direkte Einreise ist nicht möglich. Also fahren wir von Pejë über die Berge nach Montenegro. Auf dem Pass liegt noch Schnee. Der Grenzübertritt dauert bloss wenige Minuten und ist problemlos. In Montenegro müssen wir eine „Eco-Taks“ bezahlen; kostet 80 oder nach etwas verhandeln 30 €. Nach einem Kaffeehalt in Rožaje geht’s gleich weiter Richtung Serbien. Die Strasse führt durch eine imposante Schlucht. Die Anwohner nutzen die steilen Abhänge um ihren Hausmüll hinunter zu werfen. Die zahlreichen Tunnels haben keine Beleuchtung, dafür schuhtiefe Schlaglöcher.

Der Grenzübertritt von Montenegro nach Serbien geht wieder sehr zügig und diesmal kostenlos. Nach einer Stunde Fahrt kommen wir nach Novi Pazar. Eine Stadt mit viel „orientalischem Flair“ verspricht unser Buch. Dieses orientalische Flair zeigt sich uns vor allem in Form von sozialistischen Betonbauten aus den 70-er Jahren. Deren Hässlichkeit hat schon wieder eine anziehende Wirkung. Das Stadtzentrum ist voller Leute; Novi Pazar feiert ausgerechnet heute seinen 550-Jahr- Geburtstag. Wir feiern mit Cevape und Eiscreme tüchtig mit.

Es gibt in Novi Pazar keine Ansichtskarte zu kaufen; ist ja auch verständlich, was wollten sie darauf abbilden...
Aber eins muss man auch sagen, die Leute in Serbien sind sehr nett und hilfsbereit.

Am Abend übernachten wir an einem schönen Bergbach. Die Schlüsselblumen blühen und im Wasser tanzen die weggeworfenen Plastikflaschen. Heute war wieder einmal ein warmer Tag, aber jetzt ist es wieder wolkig.

20. April 2011

Balkan: weiter durch das Kosovo…

Am Vormittag fahren wir genüsslich nordwärts bis nach Peja. Die Stadt liegt nahe an der Grenze zu Serbien und Montenegro und wurde im Krieg schwer getroffen. Da und dort sieht man noch die Ruinen. Aber nicht an allem ist der Krieg schuld…

Das Wetter ist nicht gut, deshalb machen wir mal einen Stadtbummel durch Peja. Zuerst gehen wir ins Hauptgeschäftszentrum. An den Hauswänden nach stehen kopflose Weiber. Und es wird reichlich Kinderspielzeug feil gehalten. Der Höhepunkt ist dann der Besuch eines Drehrestaurants. Es dreht sich im neunten Stock eines überaus hässlichen Hauses. Der Lift geht aber nur bis zum 8. Stock, dafür beginnt er erst im 2.

Im Stadtpark sitzen die Verliebten im Gebüsch und lutschen sich im Gesicht. Im Teich kann man Fussball spielen und das Denkmal gibt uns zu denken.

In der Stadt ist grad Stromausfall, überall rattern die Generatoren, deshalb ist das Internet nicht verfügbar. Wir setzen uns in ein Strassencafé, in der Hoffnung doch ins Internet zu kommen. Ich bestelle ein Wasser; er versteht Vodka. Mag ich nicht, ist aber nicht teurer wie Wasser. Das Internet geht auch nicht; dumm gelaufen.

Peja ist eigentlich nicht schön. Aber es ist wie mit seinen buckligen Verwandten; hässlich, aber man hat sie trotzdem lieb.

19. April 2011

Balkan: im Kosovo

Als wir nach einer ruhigen Nacht in Kukes losfahren, sehe ich unter unserem Muger eine Wasserpfütze; ich vermute es sind Frau G. ihre Albanien-Abschiedstränen?
Nach kurzer Fahrt kommen wir an die Grenze. Die Ausreise aus Albanien und die Einreise in das Kosovo gehen zügig vonstatten. Für das Kosovo müssen wir eine extra Fahrzeugversicherung abschliessen; kostet € 77. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Prizren. Eine angenehme Stadt, die malerisch an einem Fluss liegt. Uns ist es auf Anhieb wohl hier. Es ist viel weniger dreckig und wir vermuten sogar Verkehrsregeln.

Die alte Bogenbrücke über „Lumbadhi“ ist leider nicht alt. Sie musste nach einem Hochwasser 1982 neu aufgebaut werden. Gleich daneben steht die Sinan-Pascha-Moschee; sie ist wegen Renovation leider nicht zugänglich. Als wir sehen, dass eine Gruppe KFOR-Soldaten hinein gehen; nutzen wir die Gunst der Stunde und folgen ihnen. Die Moschee ist innen eingerüstet und in einem sehr schlechten Zustand, nur die Deckenmalerei ist einigermassen erhalten geblieben.

Hier im Kosovo wird wieder mein geliebtes „Boza“ serviert, dazu bestelle ich mir Schoggi-Kuchen.

Zum Übernachten finden wir einen ruhigen und sicheren Platz in einem Innenhof mitten im Stadtzentrum. Wir bekommen den einzigen Schlüssel für das Tor ausgehändigt; am nächsten Morgen müssen wir unbedingt aufschliessen, sonst kommt der Besitzer nicht wieder hinein.

Am Abend essen wir wunderbare Köfte und Kebab. Im Hintergrund singt Vico Torriani und im Fernsehen kommt Pingu.

18. April 2011

Balkan: das Möbelfachgeschäft

Am Strassenrand sehen wir immer wieder Möbelgeschäfte. Sie bieten allerlei Polster- und andere Möbel an. So gesehen nichts aufregendes.

Was wir aber nicht verstehen, warum haben die Schaufenster kein Glas drin?

Balkan: Müll- und andere Berge

Die Sonne scheint wieder. Wir fahren früh los und wollen erst Durres, die alte Hafenstadt, besuchen. Auf der Hinfahrt werden wir von endlosen Baustellen und Müllbergen begleitet. Und im Stadtzentrum ist es kaum besser. Bloss in den ganz alten Gassen sieht es etwas besser aus. Wir schlendern zum römischen Amphitheater. Hier weiden die Schafe und die Anwohner werfen ihren Hausmüll über den Zaun.

Am Hafen steht eines der zahlreichen Denkmäler. Es scheint, es stellt einen flüchtenden Touristen dar? Wir folgen seinem Beispiel und fahren weiter nach Tirana, der Hauptstadt. Auf der Autobahn liefern sich die Albaner mit ihren Mercedes und BMW ein wildes Rennen. Nur Feiglinge bremsen am Rotlicht.

Tirana ist recht grosszügig und wesentlich weniger verschandelt, wie die bisherigen Städte. Wir kaufen uns eine Glace und setzen uns in einen Park. Der grosse Platz im Zentrum ist zur Zeit grad eine einzige Baustelle. Rund darum stehen imposante Prachtbauten aus der kommunistischen Ära Albaniens. Nationalmuseum, Nationaltheater und etliche Ministerien. Dem Finanzministerium hat jemand auf die Türschwelle geschissen. Ich kann es irgendwie gut verstehen…

Etwas nördlich der Hauptstadt besichtigen wir das Skanderbeg-Denkmal. Laut unserem Buch ein Kleinod in den Bergen, das «man keinesfalls versäumen sollte». Das Kleinod entpuppte sich als hässliches und verlottertes Kaff am Steilhang; und das Denkmal war bloss peinlich. Wir essen eine Pizza (Fr. 4.50, gut) und fahren wieder ins Tal hinunter.

Auf der nagelneuen Autobahn brummen wir gemütlich Richtung Nordosten. Der Verkehr wird immer weniger und die Landschaft immer schöner. Ab und zu ein verschlafenes Dorf und gelegentlich ein Fussgänger oder Geisterfahrer auf der Autobahn; alles wie gewohnt. Wir übernachten in
Kukës. Das alte Kukës ertrank 1976 im Stausee. Das neue Kukes wurde auf einem nahen Hügel neu erbaut und ist in seiner Hässlichkeit und Dreckigkeit kaum zu überbieten. Wenn hier über Nacht ein Wirbelsturm durchziehen würde, man täte am nächsten Morgen wohl keinen Unterschied erkennen! Seltsames Albanien. Ennet den Bergen ist das Kosovo.