Die letzten paar Jahrzehnte reisten ich ja fast jedes Jahr nach Nordafrika. Diesen Winter aber bleibe ich zuhause, denn ich habe mir als therapeutische Massnahme ein ganzes Jahr Sahara-Abstinenz verordnet. Und deshalb leide ich unter Entzugserscheinungen: Trockene Haut, tränende Augen, kameliges Grunzen, usw.
Das Schöne daran ist, dass meine saharafreie Zeit bald um ist. Und wer weiss, vielleicht gelüstet es mich im Herbst wieder einmal nach Marokko?
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
12. Januar 2018
11. Januar 2018
Miet-Fahrräder im Iran
Wenn wir grad von iranischen Öko-Mobilität sprechen: In Isfahan haben wir auf unserer letzten Reise einige nagelneue Fahrrad-Mietstationen gesehen. Die blauen City-Bikes lassen sich mit dem Smartphone freischalten. Und manche Mietstationen sind sogar bemannt, was für uns die Sache wesentlich vereinfacht hat.
Überhaupt wird im Iran viel mehr Velo gefahren als früher. Vor allem die Jugend radelt. In der Stadt oder auch Langstrecken. Wir haben damals ja auch eine Radler-Frauengruppe getroffen, die grad eine 700 Kilometer Fahrt hinter sich hatten.
Überhaupt wird im Iran viel mehr Velo gefahren als früher. Vor allem die Jugend radelt. In der Stadt oder auch Langstrecken. Wir haben damals ja auch eine Radler-Frauengruppe getroffen, die grad eine 700 Kilometer Fahrt hinter sich hatten.
10. Januar 2018
Elektroauto im Iran
Kürzlich hat der iranische Autohersteller SAIPA sein neues Elektroauto vorgestellt; den „Saina EV“. Der Saina EV hat einen 70 kW/95 PS Elektromotor und eine Reichweite von etwa 170 bis 210 km. Ob und in welchen Stückzahlen er gebaut werden wird, wurde noch nicht entschieden.
Was viele nicht wissen: Der Iran verfügt über eine recht grosse Automobilindustrie mit etwa 500‘000 Beschäftigten. Jährlich werden etwa zwischen 1 und 1,4 Millionen Fahrzeuge produziert. Ein grosser Teil davon ist für den heimischen Markt bestimmt und bloss wenige 100‘000 Stück exportiert, vor allem in umliegenden Länder.
Letztes Jahr hat Saipa schon ein Hybrid-Fahrzeug vorgestellt. Das war aber wohl eher eine Studie und nicht für die Produktion vorgesehen.
9. Januar 2018
überraschende Entdeckung in Valencia - Wetzrillen
Neulich habe ich an der Kathedrale von Valencia eine schier schon sensationelle Entdeckung gemacht. Neben dem Ostportal habe ich nämlich "Wetzrillen" entdeckt. Wetzrillen, auch Wetzmarken, Schleifrillen oder Teufelskrallen genannt, findet man im ganzen christlichen Europa; vor allem in Deutschland und Frankreich. Aber eben nur sehr selten.
Das ganz Besondere an den Wetzrillen von Valencia ist, dass sie bisher in der Fachliteratur* nicht erwähnt wurden.
Die Herkunft der Wetzrillen ist weitgehend unbekannt, da es darüber kaum historische Aufzeichnungen gibt. Manche Volkskundler vermuten, dass sie entstanden, weil die Leute da ihre Messer rituell schärften. Somit ging der Segen oder die Kraft der geweihten Kirche auf die Messer über. Also vergleichbar mit Berührungsreliquien.
Andere vermuten genau das Gegenteil. Nämlich dass die Kirchgänger hier, als Zeichen des Friedens, rituell ihre Messer entschärften, bevor sie den Kirchenraum betraten.
Eine dritte Theorie vermutet, dass die Kirchbesucher nach der Messe hier ihren Feuerstahl rieben, um ihre Pfeifen und Stumpen anzuzünden.
Alle drei Varianten sind möglich, denn tief in den Wetzrillen sieht man ganz deutlich Metallabrieb.
Wetzrillen werden auch gerne mit "Schabmulden" verwechselt, aber das hier in Valencia sind eindeutig keine. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal etwas, denn in meiner Nachbarschaft gibt es dazu ein sehr spannendes Beispiel.
* jawohl, dazu gibt es Fachliteratur; und im Standartwerk „Schalen-und Zeichensteine der Schweiz“ von Urs Schwegler bin ich sogar namentlich erwähnt.
Das ganz Besondere an den Wetzrillen von Valencia ist, dass sie bisher in der Fachliteratur* nicht erwähnt wurden.
Die Herkunft der Wetzrillen ist weitgehend unbekannt, da es darüber kaum historische Aufzeichnungen gibt. Manche Volkskundler vermuten, dass sie entstanden, weil die Leute da ihre Messer rituell schärften. Somit ging der Segen oder die Kraft der geweihten Kirche auf die Messer über. Also vergleichbar mit Berührungsreliquien.
Andere vermuten genau das Gegenteil. Nämlich dass die Kirchgänger hier, als Zeichen des Friedens, rituell ihre Messer entschärften, bevor sie den Kirchenraum betraten.
Eine dritte Theorie vermutet, dass die Kirchbesucher nach der Messe hier ihren Feuerstahl rieben, um ihre Pfeifen und Stumpen anzuzünden.
Alle drei Varianten sind möglich, denn tief in den Wetzrillen sieht man ganz deutlich Metallabrieb.
Wetzrillen werden auch gerne mit "Schabmulden" verwechselt, aber das hier in Valencia sind eindeutig keine. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal etwas, denn in meiner Nachbarschaft gibt es dazu ein sehr spannendes Beispiel.
* jawohl, dazu gibt es Fachliteratur; und im Standartwerk „Schalen-und Zeichensteine der Schweiz“ von Urs Schwegler bin ich sogar namentlich erwähnt.
6. Januar 2018
yallah - Salat Mechouia
Neulich hatte ich Langizyti nach der Sahara. Früher fuhr ich da ja mehrmals pro Jahr hin; nach Tunesien, Algerien, Libyen, odr so. Nun geht das leider nicht mehr. Als kleiner Trost habe ich uns deshalb einen Salat Mechouia gemacht. Das ist sozusagen der tunesische Nationalsalat; etwa so wie der Wurstsalat in Deutschland. Wie der geht habe ich hier schon einmal beschreiben.
Salat Mechouia besteht hauptsächlich aus auf dem Grill geschmorten Paprika. Leider hatte ich diesmal nur weisse und rote ungarische Spitzpaprika da; und keinen Holzkohlegrill. Aber damit und im Backofen geht’s zur Not auch.
Zum Schluss kippte ich aus Versehen Essig statt Olivenöl über den Salat. Erstaunlicherweise hat der Salat trotzdem ganz gut geschmeckt.
Also, liebe Freunde der Sahara, schnippelt und grillt euch einen Salat Mechouia. Der guten alten Zeiten wegen. Damals, als man noch kreuz und quer durch die Sahara reisen durfte…
Salat Mechouia besteht hauptsächlich aus auf dem Grill geschmorten Paprika. Leider hatte ich diesmal nur weisse und rote ungarische Spitzpaprika da; und keinen Holzkohlegrill. Aber damit und im Backofen geht’s zur Not auch.
Zum Schluss kippte ich aus Versehen Essig statt Olivenöl über den Salat. Erstaunlicherweise hat der Salat trotzdem ganz gut geschmeckt.
Also, liebe Freunde der Sahara, schnippelt und grillt euch einen Salat Mechouia. Der guten alten Zeiten wegen. Damals, als man noch kreuz und quer durch die Sahara reisen durfte…
4. Januar 2018
der Riese und der Seppetoni
An Silvester brachte mein Bruder einige Zeitungen aus den 1930-er Jahren mit. In einer war ein Inserat: «Van Albert aus Holland. Der grösste Mann der Welt. Der Riese aller Riesen» und «Seppetoni aus Appenzell. Der kleinste Mann. Der Liebling aller Damen und Kinder» seien in unserer Nachbargemeinde Sarnen zu bestaunen. «Eintritt: Erwachsene 50 Cts., Kinder 25 Cts.»
Da konnte ich jetzt natürlich widerstehen und schaute nach, wer die beiden den eigentlich waren? „Van Albert“ hiess in Wirklichkeit Albert Johan Kramer (1897–1976) und war aus Amsterdam. Mit seinen etwa 2,50 m Körperlänge gehörte er zu den grössten Menschen seiner Zeit.
Ab 1919 trat er zusammen mit „Seppetoni, dem kleinste Mann der Schweiz“ als Varietékünstler auf. Seppetoni hiess eigentlich Josef Fässler (1898–1966) und war nur knapp 90 cm gross. Er kam aus Herisau im Kanton Appenzell. Und – jetzt kommt’s – der lange Van Albert war sein Schwager, denn der hatte die Schwester vom kurzen Seppetoni geheiratet.
van Albert und Seppetoni tourten zwei Jahrzehnte lang gemeinsam durch halb Europa und Amerika und liessen sich vom gwundrigen Publikum begaffen.
Da konnte ich jetzt natürlich widerstehen und schaute nach, wer die beiden den eigentlich waren? „Van Albert“ hiess in Wirklichkeit Albert Johan Kramer (1897–1976) und war aus Amsterdam. Mit seinen etwa 2,50 m Körperlänge gehörte er zu den grössten Menschen seiner Zeit.
Bild: google.ch, aus technischen Gründen im Querformat. |
van Albert und Seppetoni tourten zwei Jahrzehnte lang gemeinsam durch halb Europa und Amerika und liessen sich vom gwundrigen Publikum begaffen.
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