16. Dezember 2015

so ein richtiger HipHop-Taliban-Gangster

Gestern; im Dorfladen an er Kasse: Vor mir steht ein junger Kerl. So einer mit Schnürstiefeln, Kapuzenpulli und Hipster-Gesichtsfell. Und tätowierten Pfoten - also so ein richtig harter Hund.

Und jetzt ratet mal, was er aufs Band legte – ein 6er-Pack Erdbeermilch. Fettarm.
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15. Dezember 2015

Ligurien: Schiene-Chaos im Sonnenschein

La Spezia: Es ist ein wunderschöner Morgen. Die Sonne scheint vom tintenblauen Himmel, das Herbstlaub leuchtet farbigst - und ich muss nachhause. Etwas wehmütig setze ich mich ins Bahnhof-Café und schaue den Zügen zu. Um Viertel vor elf fährt meiner los.

Jetzt bei dem schönen Wetter ist die Fahrt der Küste entlang wunderschön. Bunte Städtchen und türkisfarbenes Wasser – wie im Prospekt. Erst ist der Zug halb-, später randvoll. Die ganze Zeit zerren Sitzplatzsucher ihre viel zu grossen Koffer durch den Mittelgang und poltern gegen meine Schulter.

Später. Die Reisfelder in der Po-Ebene sind kurzgeschoren und die Berge am Horizont tragen Schneemützen. Schön anzuschauen. Die Zeit vergeht wie im Zuge.

Umsteigen in Milano. Wegen einer Betriebsstörung fährt der gebuchte EuroCity 158 nicht. Stattdessen bringt uns ein Trenord/SBB TILO-Extrazug zum Grenzbahnhof Chiasso. Hier ist die Strecke wegen einer Baustelle gesperrt und ich muss mit dem Ersatzbus bis nach Mendrisio fahren. Hier geht es mit der S10 TILO nach Lugano weiter. Da müssen wir erneut umsteigen; jetzt in den SBB IC-Neigezug 688. Draussen wird es langsam Nacht und wir brummen den Alpen entgegen.

Auf der anderen Seite des Gotthardtunnels treffen wir auf die angedrohte Betriebsstörung. Ab Göschenen gehts mit dem Ersatzbus weiter. Zurzeit sind für die achthundert Fahrgäste leider nur gerade zwei Busse da. Die anderen sind grad irgendwo unterwegs. Ich erschleiche mir einen Sitzplatz und erreiche so den Anschlusszug in Flüelen; die SBB S2 nach Arth-Goldau. Hier umsteigen in den Voralpen-Express 2484 nach Luzern, wo ich mit knapp einer Stunde Verspätung ankomme. jetzt nur boch zweimal umsteigen. Doch Frau G ist da und holt mich von den Geleisen. Danke!

La Spezia-Milano; Trenitalia Intercity 35666, 3:05 h, 2.Klasse, 9 Euro
(Milano-Luzern; SBB, 4:03 h, 2.Klasse, 9 Euro)

14. Dezember 2015

Ligurien: es schifft im Museum

La Spezia: Das „Museo Tecnico Navale della Spezia“ – das Schiffsmuseum – müsse ich uuu-unbedingt anschauen, sagen die Eisenbahner. Wegen dem miesen Wetter wollte ich eigentlich nicht hin, aber jetzt wo alle davon schwärmen, muss ich wohl.
Das Schiffsmuseum befindet sich innerhalb der militärischen Marinebasis. Am Tor stehen Uniformierte mit Maschinenpistolen und strengem Blick. Nach meinen Erfahrungen mit eingezäunten Schiffen und Wachleuten benehme ich mich diesmal äusserst wohlerzogen und gehe gleich zum Haupteingang. Die Kassenfrau warnt mich, wegen der Bauarbeiten seien einige Ausstellungssäle vorübergehend geschlossen. Dafür koste der Eintritt zurzeit auch nur 1,55 Euro. Na dann.

Sollte sich jetzt jemand ganz speziell für Torpedos interessieren – hier findet er sein Paradies. Lange und kurze, dicke und dünne Torpedos; daneben noch aufgeschnittene und zerlegte Torpedos. Torpedo-Einzelteile und Torpedo-Modelle.
Im Saal daneben stehen Kanonen. Viele Kanonen; lange und kurze, dicke und – öööhm – viele andere Kanonen. Wer's mag…

Hier endet die 1,55 Euro-Ausstellung auch schon wieder. Alle übrigen Räume des Museums sind geschlossen. Im Garten schaue ich mir noch das U-Boot MSM-1S „Woodstock“ an. Seinen Namen habe es übrigens vom gelben Vogel und besten Freund Snoopy's.
Das U-Boot steht erst seit einigen Wochen hier im Rasen, davor tauchte es zwanzig Jahre lang fürs Militär und die Forschung. Ihm macht der Regen nichts aus - mir schon. Ich gehe nachhause.

Heute nächtige ich im „Hotel Mary“ gleich gegenüber vom Bahnhof. Ich bekomme ein wirklich nettes 40 Euro-Zimmer. Zwar klein und schlicht, aber mit allem Notwendigen. Und mit funktionierendem Internet. Und Blick auf den Bahnhof – ich bin ein Glückspilz!

Am Abend esse ich drüben im Bahnhofrestaurant Bohnen-Zwiebel-Fleisch-Eintopf. Das Froilein fragt, ob ich ein Russe sei? Ob wegen meiner Bären-Mütze oder meinem Akzent – ich weiss es nicht? Gute Nacht.

13. Dezember 2015

Ligurien: spiel mir das Lied vom Tod

In diesen italienischen Städten gibt es alles - ausser freie Parkplätze. Ich schlendere dann manchmal einfach mit meinem Autoschlüssel in der Hand herum und geniesse die Aufmerksamkeit der parkplatzsuchenden Autofahrer.
Dann schlage ich urplötzlich einen Haken und gehe in die entgegengesetzte Richtung. Diese enttäuschten Gesichter und die leeren Augen solltet ihr mal sehen. Einfach köstlich.

11. Dezember 2015

Ligurien: einbahn nach La Spezia

La Spezia: Kurz nach sieben verlasse ich mein Genua-Hotel endgültig. Es war eine nette Unterkunft. Doch heute habe ich im Internet gelesen, hier gäbe es Bettwanzen. Ich glaube das zwar nicht, doch es erklärt die in Plastikfolie eingewickelte Matratze und die juckenden Pusteln an meinen Beinen. Das Mädel am Empfang verabschiedet mich mit einem leblosen «m-hmh».

Am Bahnhof-Automaten ziehe ich ein Biglietto nach La Spezia. Heute fahre ich mit dem Regionalzug, da der an allen Bahnhöfen anhält und ich den Ausblick auf die berühmet Cinque Terre geniessen will. Doch der Nebel und die schmutzigen Fenster vereiteln wirkungsvoll mein Vorhaben.

Der eigentliche Grund weshalb ich noch einmal nach La Spezia fahre, ist naturlich das Museo Nazionale dei Trasporti - das berühmte Eisenbahnmuseum. Wobei; jetzt im Winter ist es weniger ein Museum, als mehr eine Werkstatt. Die „guten Fahrzeuge" seien in einem auswärtigen Depot eingelagert, hier seien momentan nur die Patienten.

Heute bin ich der einzige Besucher. Nachdem ich dem Lackierer geholfen habe einige Abdeckfolien zu verräumen, führt er mich durch die Sammlung. Er weiss zu jedem Ausstellungsstück etwas zu erzählen. Und er zeigt mir die Lokomotive, mit der er als Schulbub mit seinem Vater mitfahren durfte.

In der Werkstatt steht eine schwerkranke Dampflok. Sie wurde 1909 als von "Krauss & Comp." in München gebaut. Jetzt ist sie an schwerer Korrosion erkrankt und braucht eine Kessel-Revision. Die notwendigen Ersatzteile werden in der eigenen Werkstatt und von Hand angefertigt. Von Mechaniker die nur wenig jünger als die Dampflok sind.

Im Aussengelände einige alte Güterwagen der Marinebasis und Rangierloks aus der Umgebung. Dazwischen thront eine mächtige „E.626“. Diese Lokomotive ist ein Meilenstein in der italienischen Eisenbahn-Geschichte. Mit ihr wurde in den 1930-er Jahren die Elektrifizierung eingeläutet. Von diesem robusten Arbeitstier wurden einst weit über vierhundert Stück gebaut und sie war bis vor wenigen Jahren im Einsatz. Doch davon sind nur ganz wenige übriggeblieben. Die E.626.089 bräuchte dringend etwas Zuneigung, aber dazu fehlt das Geld.

Zum Abschied bekomme ich ein tolles Souvenir geschenkt und den Wunsch mit auf den Weg, ich solle doch zuhause allen Eisenbahnliebhabern davon erzählen. Man freue sich über jeden Besucher - und das nicht nur wegen den 3 Euro Eintritt.

Genova-La Spezia; Trenitalia Reg 33825, 2:09 h, 2.Klasse, 7,50 Euro

10. Dezember 2015

Ligurien: in schwarze Löcher gucken

Genova: Als ich neulich auf dem Righi war, habe ich da oben nicht nur die Aussicht genossen, sondern mir auch das dortige Observatorium angeschaut. Die Tür zur Sternwarte stand weit offen, also ging ich hinein. Und die Treppe hinauf. Die Frau Astronomin guckte etwas erstaunt aus ihrem Fernrohr - eigentlich habe sie ihren Freund erwartet, nicht mich. Ausserdem sei die Anlage nur für Forscher zugänglich.

Da ich aber schon mal hier bin, darf ich mir das Teleskop und die anderen Gerätschaften anschauen. Leider sieht man im Fernrohr lauter schwarz, im Weltall scheint es noch Nacht zu sein...

Eine ganz andere Messeinrichtung lockt mich in den Hafen. Gleich hinter dem Aquarium steht ein unscheinbarer Glaskasten voller Elektronik und einem Schwarzen Loch im Boden. Das ist der „Pegel Genova“. Der Pegel misst für halb Italien - und die ganze Schweiz – den Wasserstand des Mittelmeeres. Nicht dass das Meer unbemerkt leerläuft...

Nach soviel Wissenschaft widme ich wieder meinen eigenen Forschungen - der schier grenzenlosen Welt der Wurstbrote.