3. Juni 2015

Atomexplosion in Sidi Slimane

Die Sonne geht gerade auf in Sidi Slimane, an diesem 31. Januar 1958. Auf dem amerikanischen Militärstützpunkt wird grad ein B-47E Stratojet startklar gemacht. Im Bauch trägt der Bomber eine einzige Bombe, eine Atombombe vom Typ Mark-36. 

Die sechs Düsentriebwerke heulen auf und die B-47 rollte los. Aufs Mal brach das linke Fahrwerk, der Flügel prallte auf die Startbahn und ein Treibstofftank platzte. Sofort stand alles in Flammen. Jetzt muss man wissen, dass die B-47 trotz ihrer sechs Düsentriebwerke untermotorisiert war. Deshalb gaben Startraketen zusätzlichen Schub. Und diese Feststoffraketen liessen sich, einmal gezündet, nicht mehr abstellen.

Die Feuerwehr versuchte zu löschen, doch es war aussichtslos. Zudem fürchtete man die Explosion der Atombombe. Also evakuierte sie den Stützpunkt, die Amerikaner flüchteten, soweit wie möglich von Sidi Slimane weg. Die Marokkaner hingegen informierte man vorsichtshalber erst einmal nicht.

Das Flugzeug brannte bis in den Nachmittag hinein. Auch der Zündsprengstoff der Atombombe verbrannte und der Rest schmolz zu einem grossen Fladen. Darin auch ein Teil des radioaktiven Urans, der andere Teil wurde mit der Rauchwolke über Marokko verteilt. Da man aber über keine Messinstrumente verfügte, wusste man das nicht so genau.

Am nächsten Tag beseitigte man die Trümmer. Die Schlacke und das die Überbleibsel der Atombombe vergrub man neben der Piste. Drei Tage später konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Später zeigte sich, dass die Räummannschaft ganz ordentlich mit radioaktivem Material kontaminiert war und den ganzen Stützpunkt mit Plutonium-Staub einsauten.

Fünf Jahre nach dem Unfall übergaben die Amerikaner den Flugplatz (N34.2319, W6.0473) den Marokkanern. Mit allen Rechten und Pflichten. Und den vergrabenen Resten.

2. Juni 2015

die Kulturgeschichte des Schnorrenbox

In den ländlichen Gebieten der Zentralschweiz gehört der „Schnorrenbox“ seit alters her zur ländlichen Gesprächskultur. Diese soziokulturelle Interaktion dient der Meinungsbildung und bildet oft den Abschluss einer angeregten Unterhaltung.

Für einen herzhaften Schnorrenbox braucht es mindestens zwei Gesprächspartner. Kann man sich nun im Verlauf eines Gesprächs nicht einigen, so wendet man ihn folgendermassen an: Der Teilnehmer mit der richtigen Meinung ballt seine Faust und schlägt damit seinem Gegenüber mitten ins Gesicht. Er wird daher als der "aktive Schnorrenboxer" bezeichnet. Am besten haut er auf die Oberlippe oder die Nase seines Gesprächspartners, mit dem Ziel, dass etwas Blut aus selbiger heraus rinnt. Keinesfalls aber auf die Zähne, denn daran könnte er sich verletzen.
Der andere Gesprächspartners - der "passive Schnorrenboxer" - versucht dem eindrücklichen Argument seitlich oder nach hinten auszuweichen. Das gelingt aber nur in seltensten Fällen, so dass er sich entweder nun selber zum aktiven Schnorrenboxer wandelt - oder bloss ein wenig winselt und sich mürrisch der richtigen Meinung anschliesst.

Von Aussenstehenden wird der „Schnorrenbox“ manchmal mit dem „Chlapf a Grind“ verwechselt. Der „Chlapf a Grind“ wird aber wie die gewöhnliche Ohrfeige mit der flachen Hand ausgeführt. Das Ziel ist aber der Hinterkof des Gesprächspartners; und natürlich auch das Erkennen von richtig und falsch.

Um als Aussenstehende einmal einem authentischen Schnorrenbox beizuwohnen - die Sozialwissenschaft spricht hier von „teilnehmender Beobachtung“ - muss man bloss am Dorfbeizen-Stammtisch den Anwesenden die Vorzüge eines EU-Beitritts zu erläutern. Schon kurze Zeit später kann man den Schnorrenbox mit eigenen Augen kommen sehen.

1. Juni 2015

der zweite Frühling

Einfach weil's so schön ausschaut ...

... der Bergfrühling
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30. Mai 2015

der Ursprung der Welt

Kürzlich waren wir ja das Geburtshaus vom Gustave Courbet in Ornans angeschaut. Corbet hat viele grossartige Bilder gemalt, aber eines ist sensationell. Und skandalös. Es heisst „der Ursprung der Welt“ und er malte es 1866 für den türkischen Diplomaten Halil Şerif Paşa. Heute hängt es im Musée d’Orsay in Paris

L'Origine du monde, Gustave Courbet, 1866
Genau vor einem Jahr gab es in Besançon eine Ausstellung in Erinnerung zum Beginn des 1. Weltkrieges. Und da war das Bild „der Ursprung des Krieges“ von der französischen Künstlerin Orlan ausgestellt. Sie hat es 1989, also 130 Jahre nach Courbet geschaffen. Die Wirkung war noch die gleiche wie damals.

L'Origine de la guerre, Orlan, 1989
Zwei grandiose Werke, die in der deutschsprachigen Welt viel zu wenig bekannt sind.

29. Mai 2015

Muskelzerrung - und Schuld ist allein das Sauerkraut

Ich kanns kaum glauben, aber ich habe eine Sportverletzung. Eine SPORTVERLETZUNG. Unglaublich. Eine Muskelzerrung hinten am linken Oberschenkel. Infernalische Schmerzen. Erst wusste ich nicht, soll ich nun weinen, fluchen oder kotzen. Ich entschied mich dann für winseln, dann übermannte mich die Ohnmacht.

Symbolbild, verbildlicht meine Absenzen
Es passierte, als ich Sauerkraut im Klo herunter spülen wollte. Eigentlich wollte ich es essen, doch es schmeckte wie feuchte Socken. Bloss etwas weniger würzig. Der Beutel lag seit dem Februar im Kühlschrank und musste weg. Denn mein Kühli ist seit einem Monat kaputt. Also nicht der Kühlschrank, der tut schon noch kühlen - nein, das untere Scharnier an der Kühlschranktür ist kaputt. Eine kleine Schraube und eine Spiralfeder sind herausgefallen und nun kann ich die Tür nicht mehr schliessen. Sie bleibt immer eine Handbreit offen, weshalb ich ihn abstellte. Jetzt kann ich nur noch stehen oder liegen; sitzen nicht, das tut höllisch weh.

28. Mai 2015

Narrowboat - oder Narrenschiff

Auf den französischen Kanälen begegnet einem ja allerhand Eigenartiges, aber jetzt sah ich zum ersten Mal ein Narrowboat. Das ist ein typisch britisches Kanalboot. Wer eines sieht, schüttelt erstmal unweigerlich den Kopf, denn die Dinger sind bloss 2 Meter breit, aber bis zu 20 Meter lang. Das scheint unsinnig, ist aber doch ganz pfiffig, denn die britischen Schleusen sind auch nur 7 foot - also 2.17 Meter - breit. Oder schmal.

Ursprünglich waren die Narrowboats offene Frachtschiffe ohne Motor. Zwei Mann Besatzung, ein Steuermann und ein zweiter, dar das Schiff am Ufer entlang zog. Später gab es einen Motor, aber immer noch kein Steuerhaus. Und das bei dem englischen Wetter!
Heute sind viele der Narrowboats als Hausboot unterwegs. Statt des Laderaumes haben sie eine laaange Wohnung. Und manche montieren sogar ein Dach über den Steuerstand - Weichlinge.