29. April 2015

ohne Motor und ohne Bremse

Kaum sind wir zurück aus Marokko, luden uns R+R auf ihr Segelboot ein. Obwohl mir ja generell Fahrzeuge ohne Motor oder ohne Bremsen suspekt sind – und Segelboote haben weder das eine noch das andere – freute ich mich riesig. Eine Frühlings-Kreuzfahrt.

Das Segelboot heisst „Angelique“ und ist etwa sieben Meter lang. Oder acht oder sechs, odr so. Es hat eine Kabine mit einem Wohn- und einem Schlafraum und ist richtig gemütlich. Ausser beim Segeln, da ist alles schräg und kaum benutzbar. Aber da sassen wir ja auch aussen, also hinten im Boot.

Wir segelten über den Alpnachersee, der wiederum ein Teil vom Vierwaldstättersee ist und an der Achereck-Brücke endet. Um unter der Brücke durch zu kommen, müssen die Dampfschiffe ihren Kamin und die Segelschiffe ihren Mast ablegen. Tun wir aber nicht. Wir wenden und lassen uns vom Rückenwind zurück in den Hafen treiben.

Keiner ist über Bord gegangen, keiner musste sein letztes Essen stornieren. Ein rundum geglückter Ausflug. Und wunderschön - danke vielmal.
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28. April 2015

Gerda, heute nicht

Ich sag's mal so - heute tue ich nichts schreiben.

Als Trost präsentiere ich euch dafür ein Archiv-Bild. Es zeigt die kleine Gerda W., die zeitlebends unter einem Parasiten litt.
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27. April 2015

und wie war’s in Marokko - gefährlich?

Sooo – wir sind wieder zuhause. Hier geniessen wir nun den zweiten Frühling. Und alle fragen uns; und - wie war’s in Marokko?
Ja - schön war’s. Die Leute waren freundlich und völlig entspannt. Noch nie habe ich mich in Marokko so wohl gefühlt.

+ Die Westsahara hat uns überrascht. Man hört ja oft, die Gegend da unten sei eher – öööhm – ereignisarm. Auf den ersten Blick mag das stimmen, doch schaut man etwas genauer hin, lassen sich viele spannende Sachen entdecken. Und im Frühling ist selbst diese Einöde blumig.
+ Ich wollte unbedingt einmal einen gesottenen Schafskopf probieren. Die Marokkaner schwärmen ja immer davon, wie schmackhaft der sei. Und ich – hab’s wieder versäumt. Also muss ich wohl noch einmal hin.
+ Der praktische Nutzen einer Zweithose hat sich diesmal ganz deutlich manifestiert.

25. April 2015

Marokko: Endspurt

Die vergangene Nacht war wegen der Wellen und der Klimaanlage unruhig und kühl. Doch unsere Grandi Navi Veloci „Excelsior“ ist eine richtig gute Autofähre. Sie fährt leise, ist recht neu und ganz nett eingerichtet.

Wir haben eine von den 429 Kabinen und logieren auf dem Atlantic-Deck. Das Pacific-Deck unter uns ist komplett mit öffentlichen Räumen belegt: die "Transatlantica-Cafeteria" (nur kurze Zeit auf), das "Placa-Arcade" Shopping-Center (meistens geschlossen), die "Magnifica Lounge" mit dem weissen Piano (oft geschlossen), das "Casino" (immer geschlossen) und die namenlose Bar am Heck. Die hat eigentlich immer auf. Und sie ist auch fast immer von Fernsehguckern und Kartenspielern besetzt.

Gleich daneben ist das Schwimmbecken. Hellblau, leer und mit einem Netz darüber, vielleicht damit das Badewasser nicht flüchten kann? Das offene Deck dahinter ist komplett frei von Gemütlichkeit und Möbeln. Es gibt bloss einige Stehlampen und eine lange Bank entlang der Reling. Drauf stehen meist Männer und schauen in die Ferne schauen - oder rauchen.

Das Wetter ist schön. Links sehe ich am Horizont das Ufer vorbei schleichen. Häuser und dahinter Schneeberge, vermutlich die Côte d'Azur?

Bereits um vier Uhr landen wir in Genova. Ich habe gemeint um halb sechs, aber ich will mich nicht beschweren. Wir gehen in den Garagenkeller, lassen an und fahren hinaus. Um viertel nach vier sind wir bereits aus dem Hafen – neuer persönlicher Rekord.

Es hat wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran. Auch um Milano herum geht’s gut und so sind wir um sieben bereits in der Schweiz. Brünzli-Halt in Bellinzona, dann weiter bergauf. Vor dem Gotthard-Tunnel hat‘s Stau; alles steht, dann kriechen wir wieder. Nach sage und schreibe zweieinhalb Stunden Wartezeit sind wir im Tunnel! Und um Mitternacht zuhause.

24. April 2015

Marokko: viel Meer nach Barcelona

Der Tag ist eher ereignisarm. Draussen schleicht der Horizont vorbei, die Sonne scheint und das Schiff brummt leise vor sich hin.

Mittagessen. So lange ich weiss, servieren „Grandi Navi Veloci“ auf ihren Fährschiffen diesen immer gleichen Tintenfischsalat. Ich mag den. Nicht wenige Reisende behaupten, der werde jahraus jahrein aus grossen Bottichen geschöpft und nach dem Essen die Resten wieder dahin zurückgeschaufelt. Ich glaube das nicht. Die haben doch bestimmt im Keller unten einen riesigen Tintenfischsalat-Tank.

Unsere Kabine hat die Nummer 7149. Die Möbel sind festgeschraubt und aus Plastik-Kirschholz. Ein blauer Teppich mit gräulichen Punkten, ein Fenster mit Aussicht und gelbem Vorhang und eine Nasszelle in beamtenweiss. Ein Ölbilddruck, wohl als Wandschmuck gedacht, in griechisch-römischem Freistil, nicht schön, aber doch schön bunt.
Mir gefällt dieser gefällige DDR-Charme. Fast auf jedem Fährschiff sind die gleichen Kabinen, als ob sie alle aus derselben Fabrik kämen.

Gegen Abend kommen erst Wolken, etwas später Barcelona. Diesmal landen wir viel näher am Stadtzentrum, als das letzte mal. Wir sehen die berühmten Gebäude und rätseln, ob die Hafenseilbahn eine Pendel- oder Umlaufbahn ist. Ich schau nach, wenn ich wieder Internet habe.
Irgendwann in der Nacht fahren wir weiter - morgen Abend sollten wir ja in Genua sein.

23. April 2015

Marokko: in Tanger kalbt unser Schiff

Heute ist unser vorläufig letzter Tag in Marokko, jetzt heisst es nachhause fahren. Es sind noch sechzig Kilometer bis zum Hafen Tanger Med. Die Sonne scheint und wir müssen noch tanken, dann auf die Autobahn.
An der Autobahneinfahrt stehen zwei Polizisten in schicken Uniformen und mit einer Laser-Pistole. Sie winken mich zu sich. Ich solle künftig die Geschwindigkeitsvorschriften besser beachten, 73 statt 60 km/h! Bonne route.

Gegen Mittag sind wir im Hafen und erledigen den Papierkram. Geht alles zügig und freundlich. Zum Abschluss müssen wir noch durch den Röntgen-Scanner fahren - und wir sind fertig. Schon erstaunlich, dass das ausgerechnet hier in Tanger Med so geschmeidig funktioniert, so ganz anders als in Genova.

Unser Fährschiff ist auch schon da. Es heisst „Excelsior“ und kalbt grad diese haushochbeladenen Kleinbusse. Einige davon haben erhebliche Mühe über die Rampe das sichere Ufer zu erreichen. Und ich habe Angst, dass einer in der Kurven umfällt und mich begräbt.

Dann geht’s los. Als eines der ersten Autos fahren wir auf die Fähre. Punkt zwei Uhr liegen wir bereits in unserer Kajüte. Mittagsschläfchen. Dann plärrt um fünf erst der Lautsprecher, dann quillt brauner Rauch aus den Kaminen und kurz darauf legen wir ab. Rasch tut sich eine Wasser-Lücke zwischen Schiff und Marokko auf. Am Horizont bäumt sich eine mächtige Wolkenfront auf, grau und unschön. Der heutige Sonnenuntergang fällt deshalb aus.