24. Dezember 2013

"Big Angy" ist nicht mehr

Am vergangenen Sonntag starb Angy Burri. Er nannte sich selber „Big Angy“ und war weitherum berühmt. Denn in seiner Indianerkluft und dem üppigen Federschmuck war er eine imposante Erscheinung. Und auch seine gehübschte Harley mit dem Pferdesattel war nicht gerade unauffällig.

Angy Burri war seit den 1960-er Jahren und von ganzem Herzen Musiker und „Berufsindianer“. Zwischen 1975 und 79 drehte er in Obwalden den ersten und wohl einzigen Schweizer Western; „The Wolfer“. Der Film war ebenso kitschig wie seine Musik, aber in den örtlichen Kinos ein grosser Erfolg. Viele der Szenen wurden im Schwendi-­Kaltbad und am Gerzenseeli gedreht, wo er und seine Familie jahrelang auch im Zelt wohnten. Wie die Imdianer.
Kaum jemand konnte seine Leidenschaft wirklich nachvollziehen, aber viele bewunderten ihn für sein Durchhalten und seine Gradlinigkeit. Ich auch.
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23. Dezember 2013

Herr J. und Frau M. erwarten die Niederkunft

Seit Tagen liege ich krank und untätig herum. Ich habe eine Nebenhöhlen-Knie-Entzündung - eine lange Geschichte. Wie es dazu kam, erzähle ich vielleicht später mal.

Jedenfalls liege ich im Bett und leide. Und deshalb kann ich auch nichts schreiben; darum habe ich etwas Saisonales gezeichnet: Der Schreiner Josef und sein Weib Maria aus Nazareth warten auf die Niederkunft. Es pressiert, denn bald ist Weihnachten.

22. Dezember 2013

die Gelbbauchunke ist untenrum anders

Heute in der Zeitung; die Gelbbauchunke wurde zum Lurch des Jahres 2014 auserkoren. Die Gelbbauchunke lässt sich vor allem anhand der Bauchfarbe von der mit ihr nahe verwandten Rotbauchunke unterscheiden. Obenherum sind beide nämlich gleichermassen warzig und schlammfarbig, wobei manchmal in der „Nackengegend ein schmaler dunklerer Drüsenkomplex und verwaschen helle Flecken“ sichtbar sein sollen. Ja dann.

Jedenfalls gut zu wissen, sollte jemand danach fragen.

21. Dezember 2013

der ist ein Stinker

Soeben wurde bekannt, dass der Wolfsmilchschwärmer zum Schmetterling des Jahres 2014 gewählt wurde. Eigentlich ist er bloss ein Nachtfalter, macht aber gerne einen auf Schmetterling. Wohl im Wissen darum, dass er für seine Fressfeinde ungeniessbar ist. Der elende Stinker.

Also, sollte man mal eine im Mund haben, eher nicht schlucken.

20. Dezember 2013

der gemeine Tiegelteuerling ist vorallem widerlich

Ihr habt es bestimmt auch gelesen: Der „Gemeine Tiegelteuerling“ wurde zum Pilz des Jahres 2014 gewählt. Ausgerechnet dieser Tiegelteuerling! Ein kleiner, dreckgelber Pilz „ohne Speisewert“. Die „Peridien weissfilzig bekleidet“ und oben mit einem „ockerfarbenen und filzig-flockigig strukturierten Epiphragma“ verschlossen.

Ja dann – herzliche Gratulation und viel Erfolg

19. Dezember 2013

Malta: brillenlose Tiefspüler im Untergrund

Was unterscheidet den Menschen vom Tier. Es ist nicht der fehlende Schwanz, sondern die Toilette. Während das Getier einfach unbekümmert ins Gebüsch scheisst, gebraucht der Mensch ein Klosett. Eine kulturelle Leistung von epochalem Ausmass. Und deshalb besuche ich ab und zu welche und berichte darüber; diesmal natürlich aus Malta.

Im Gestrüpp hinter dem Busbahnhof Valletta führt eine unscheinbare Treppe in die Tiefe hinab. Ein finsterer Schlund in den Untergrund. Unten dann eine elegante Halle, vom bleichen Neonlicht erhellt und eindrücklich odoriert.
Entlang der linken Seitenwand reihen sich, Gebetsnischen gleich, sieben Toilettenschüsseln. Allesamt Tiefspüler, brillenlos und mit Wasserspülkasten. Ein dunkler Rand lässt sie optisch über dem Boden schweben. Im Innern der Schüsseln wird das gleissende Weiss durch einen gelbgräulichen Dekor lieblich gemildert.
Trennwände strukturieren diese Monumentalanordnung. Die Individuen voreinander schützend, offen gegenüber der Gesellschaft. Schöner kann das Wesen menschlicher Zivilisation nicht versinnbildlicht werden. Den Besuch dieses wenig beachteten Kleinodes kann ich jedem nur empfehlen; kostenlos und täglich geöffnet.