16. Dezember 2013

Malta: nach Gozo ist ja nicht weit

Valletta. Es ist ja nicht weit nach Gozo, sage ich beim Frühstück, Malta ist ja nur eine kleine Insel. Und Gozo ist die Nachbarinsel; und noch kleiner als Malta, und sie soll schön sein. Also setzen wir uns in einen Bus und lassen uns hinfahren. Die Strassen sind eng und kurvig und hügelig.

Am äussersten Ende von Malta steigen wir auf eine Fähre um. Sie heisst „Malita“ und ist ein ausgesprochen hässliches Schiff. Ein viereckiger Stahlkübel ohne ein Vorne und Hinten.

Nach knapp fünf Kilometer Seefahrt landen wir auf der Insel Gozo. Wir fahren gleich mit dem Bus weiter nach Rabat. Für die dreissig Kilometer Luftlinie brauchten wir tatsächlich mehr als drei Stunden Reisezeit. Rabat heisst eigentlich „Victoria“, aber alle Gozoianer sagen „Rabat“ dazu. Das Städtchen ist richtig schön und urgemütlich. Enge Gassen und lauschige Plätze. Die Sandsteinfassaden leuchten gülden in der Wintersonne. Und über allem ein himmelblauer Himmel.
Wir setzen uns in ein Strassencafé am Marktplatz und schauen dem Alltag zu. Ein paar Autos drücken sich aneinander vorbei, ein Händler will mir eine Mütze verkaufen und eine schwanzreduzierte Katze stolziert über den Platz. Gefällt mir hier.

Etwas oberhalb der Stadt steht die alte Zitadelle. Eine Festung mit einigen Häusern und einer mächtigen Kirche innerhalb der Mauern. Ein Papst aus Bronzeguss winkt mir zu und es riecht nach gebratenem Fisch. Schön hier. Wir schlendern durch die engen Gassen hinauf zum höchsten Punkt. Hier sitzen wir lange auf der Festungsmauer und schauen über die Welt unter uns.

Grüne Felder und braune Hügeln. In der Ferne kuscheln sich ein paar Häuser um eine Kirche. Und dahinter, soweit das Auge reicht, Mittelmeer. Wie im Paradies.
Auf demselben Weg wie bei der Hinfahrt fahren wir wieder zurück. Als wir die Fähre besteigen, ist es bereits dunkel. Der Mond sieht wie eine angebissene Wurstscheibe aus.

In Valletta weihnachtet es mittlerweilen heftig. Lichtgirlanden in Form von Engeln und Sternen hängen kreuz und quer über die Gassen. Liebliche Musik plätschert aus zahlreichen Lautsprechern und da und dort hängen Weihnachtsmänner-Kadaver von den Balkonen.

14. Dezember 2013

Malta: kein Bahnhof anschauen

Valletta. Auch in Malta fuhr früher einmal eine Eisenbahn. Zwischen 1883 bis 1931 eine Dampfbahn von Valletta nach Mdina. Elf Kilometer Schmalspur und dreissig Minuten Fahrzeit.

Viel davon ist heute nicht mehr zu sehen. Zum Beispiel diese Brücke unterhalb der Parlaments-Baustelle. Im Tunnel dahinter war damals der Hauptstadt-Bahnhof Valletta.

13. Dezember 2013

Malta: auf meinem Kopf hockt eine Qualle

Wegen des rauen Meeres fährt heute keine Fähre nach Sliema hinüber. Also nehmen wir halt stattdessen den Linienbus. Einen fast nagelneuen KingLong-Bus aus China. Also, hinüber nach Sliema - und gleich weiter der Küste entlang bis nach Irgendwo. Wie es hier heisst, weiss ich nicht, aber eine Strandbar hat auf. Also steigen wir aus und nehmen Platz. Ich bestelle mir ein „Ftira“ - ein Brötchen mit einer Thunfisch-Gemüsefüllung. Schmeckt auch genau so, und gut.

Nach einer ausgiebiger Siesta fahren wir nach Sliema zurück. Himmelhohe Hotels. Alle leer, keine Touristen da. Wir schlendern die Strandpromenade entlang. Peti tut Schiffe gucken, ich Ladengeschäfte. Denn ich brauche unbedingt eine neue Mütze. Die alte ist mir drum heute abhanden gekommen. Ich kaufe mir eine neue, die aussieht, als ob mir eine karierte Qualle auf dem Kopf hockt. Vielleicht sehe ich jetzt aus wie ein richtiger Maltaianer, odr so…

Die Nachmittagssonne leuchtet herzallerliebst durch die Restbewölkung und die Möwen sind bei genauerem Hinschauen bloss Tauben. Am Strassenrand steht einer dieser alten Linienbusse. Ein Prachtstück mit bauchigen Kotflügeln und üppigem Kühlergrill. Bis vor wenigen Jahren waren solche Busse noch jeden Tag im Einsatz. Jetzt nur noch für Touristenfahrten. So Schade.

Die Boote werden hier an alten Kanonen angeleint. Oder umgekehrt? So oder so, eine sinnvolle Zweitnutzung.

Als wir nach Valletta zurück kommen, ist es bereits stockfinster. Der Hunger treibt uns in eine Gaststätte - in das Parteilokal der „Partit Laburista“, der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Wie überall in Malta locken die Parteien nicht nur mit kämpferischen Parolen, sondern auch mit preiswertem Essen. Von den Wänden blicken ehemaligen Parteigrössen. Gerahmte Zeitungsausschnitte zeugen von eindrucksvollen Massenveranstaltungen. Ein paar alte Männer kauen an ihrem Bier, zwei Jungs spielen Billard. Der Wirt steht am Fenster und raucht. Schön hier. Ich bestelle mir ein Getränk mit einem sehr exotischen Namen. Wie sich herausstellt, ist es dann aber bloss ganz gewöhnliches Wasser.

12. Dezember 2013

Malta: Schweinewurst und Touristenvieh

Auch heute Morgen früh sind wieder erstaunlich viele Leute unterwegs. Am Nachmittag ist dann wieder Leere, aber jetzt geschäftiges Treiben. Ich möchte die berühmte Sankt Irgendwas Kirche anschauen, laufe aber falsch. Also schauen wir halt die alte Markthalle an, die liegt grad vor uns. Eine schöne Schmiedeeisen-Konstruktion, aber die meisten Verkaufsläden sind leer. Bloss einige Metzgereien sind noch auf. Ich sehe die "Zalzett tal-Malti", die typische maltesische Schweinebratwurst. Leider roh, ich möchte sie gebraten. Das Schwein daneben schaut resigniert.

Wir schlendern mitten durch Valletta bis an die Spitze der Landzunge. Hier ist die Festung St. Elmo, umgeben von dicken Mauern und viel Meer. Zahllose Schiessscharten und Artilleriegranaten, so gross wie Ölfässer. Wegen einer Baustelle ist die Festung zurzeit nicht zugänglich, man müsste über den Gitterzaun klettern. Es ginge, aber ich will nicht.

Unser Weg führt nun immer weiter dem Ufer entlang. Es bläst ein kräftiger Wind, die Wellen schäumen und die Gischt spritzt hoch. Gegenüber sehen wir die Strandpromenade von Sliema. So aus der Ferne sehen die Häuser wenig einladend aus. Grobschlächtige Hotelburgen für das sommerliche Touristenvieh. Das wollen wir uns später noch aus der Nähe ansehen..

11. Dezember 2013

Malta: gegenüber regnet's auch

Wir flüchten uns vor dem Regen in eine Hafenkneipe. Ein schlichtes Lokal mit Plastikstühlen und einem Miefpropeller an der Decke. Zwischen der Klotür und dem Fernseher hängt ein Kruzifix. An den Tischen sitzen einige Männer mit Stiernacken und Arbeitshosen. Es riecht nach Küche, wir bestellen „Bragioli“. Das sind Fleischrouladen mit einer Hackfleisch-Tintenfischfüllung und Zwiebelsosse, dazu gibt es eigenwillige Bratkartoffeln und bräunlichen Couscous. Dazu trinke ich ein „Kinnie“, eine hier in Malta überaus beliebte Bitterorangen-Limonade. Draussen regnet es immer noch. Die Fettaugen in den Pfützen schimmern vielfarbig.

Als dann zwischendurch doch mal der Regen kurz nachlässt, fahren wir mit der kleinen Fähre hinüber nach Bormla. Schöne alte Häuser und steile Gassen. Und eine mächtige Festung; richtig romantisch. Im Hafen liegen bunte Fischerboot. Aber hier ist fast alles zu; wohl Winterpause oder Siesta. Dafür beginnt es jetzt wieder zu regnen. Also trinken wir in die einzige Kneipe ein Café und warten auf Wetterbesserung.

Und dann ist auch schon wieder Zeit für die Rückfahrt. Die Fähre kommt allerdings eine halbe Stunde verspätet. Wir stehen im Regen und warten gemeinsam mit anderen. Niemand mault herum, jeder ist froh, dass sie bei dem Wetter überhaupt fährt. In der Bucht hat es nun beachtliche Wellen. Ginge die Fahrt länger, täte ich wohl kotzen.

Valletta liegt hoch über dem Hafen. Deshalb fahre ich mit dem neuen Lift nach oben. Peti hingegen gibt sich sportlich und nimmt die Treppe, etwa eine Million Stufen - abgerundet. Während unserer Abwesenheit wurden viele Gassen weihnachtlich geschmückt. Lichtgirlanden in allen Farben hängen über die Gassen. Es leuchtet und blinkt überall. Ein elektrischer Weihnachtsmann winkt mir nuttig hinterher. Die Juden werben mit Chanukka - wohl vergebens.
Wir essen einen Tintenfisch-Salat ohne Salat.

10. Dezember 2013

Malta: Loch im Himmel

Hätte unser Hotelzimmer ein Fenster, hätte ich bestimmt die liebliche Morgensonne bemerkt. So sehen wir sie erst, als wir uns auf die Suche nach einem Frühstück machen. Peti möchte ein richtiges englisches Breakfast. So eines mit vielen Spiegeleiern, fettigem Speck, weissen Bohnen in oranger Tunke und einem klebrigen Tischtuch. Wir werden bald fündig und geben uns dem Genuss hin. Also er, ich nehme was anderes.

Die Gassen in Valletta sind sehr schmal, dafür aber steil; mancherorts sogar Treppen. Alle Häuser sind alt und aus dem hier typischen gelben Sandstein gebaut. Viele mit allerhand gekräuselten Ornamenten und bunten Erkern aufgehübscht. Gefällt mir.

Valletta ist von unglaublich hohen und dicken Mauern umgeben. Diese wurden in den vergangenen Jahrhunderten von den Rittern des Malteserordens erbaut, resp. von deren Sklaven. Früher schützte das Wehrgemäuer vor bösen Angreifern, heute kann man von hier oben den herrlichen Ausblick über den Hafen und die Festungen gegenüber geniessen.

Etwas unterhalb der „Upper Barrakka Gardens“ fingern einige Soldaten in strammen Uniformen an einer alten Kanone herum. Erst hampeln sie zackig umher, dann ein Schrei und ein dumpfer Knall; und dann dichter Qualm. Der tägliche Zwölf-Uhr-Schuss. Und dann beginnt es zu regnen - haben wohl eine Regenwolke getroffen!