29. Mai 2013

Indien: bodenlose Teetassen

Wer in Indien mit der Bahn fährt kennt sie, diese Einweg-Teetassen. Die henkellose Töpfchen heissen "Kulhar" und bestehen aus schwachgebrannten Ton. Sind sie leer getrunken, wirft man sie einfach aus dem Zugfenster. Der Regen löst sie dann in kurzer Zeit auf; und ausser Staub bleibt kein Abfall übrig.

Als Indien-Neuling möchte man natürlich die Kulhar gerne mehrfach benutzen; wäre ja schade drum. Nach anfänglichem Widerspruch schenkt der Chai-Verkäufer nach. Und schaut dann belustigt zu, wie sich schon nach kurzer Zeit der Becher aufzulösen beginnt. Und sich dann der Tee mitsamt dem Tonschlamms über die Hose des Neulings ergiessen.
Der Tee-Verkäufer hat seinen Spass und der Neuling etwas Wichtiges gelernt. So sind alle zufrieden - mehr oder weniger.
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28. Mai 2013

Humor wäre, wenn man trotzdem lacht

Das wesentliche Merkmal eines Witzes ist seine Lustigkeit. Löst er hingegen beim Verbraucher statt eines wiehernden Lachens oder wohligen Schmunzelns bloss ein peinliches Gähnen aus, so ist er keiner. Nicht mal ein Schlechter.

Die diesjährige Abschlussklasse hat sich ein T-Shirt bedrucken lassen: «Das Lehrerzimmer ist wie ein Altglascontainer, voller Flaschen!». Der Text ist fad, unoriginell, aus dem Internet abgeschrieben und von mangelnder Witzigkeit. Also eigentlich nur doof, aber was kann man schon von den Pubertanten anderes erwarten. Dennoch hat sich jetzt die Lehrerschaft mächtig empört - und mit drastischen Sanktionen gedroht. Man spricht von einem Skandal und rechtlichen Folgen!

Jetzt – wo sich die Pädagogen so empören, finde ich das T-Shirt plötzlich gar nicht mehr sooo unlustig.

27. Mai 2013

Sarnen: das Vater-unser-Silo

Der Volksmund nennt die Sarner Kollegikirche liebevoll „Vater-unser-Silo“. Die „Kollegiumskirche St. Martin“, wie sie korrekt heisst, wurde zwischen 1964 und 66 für das Benediktiner-Kloster und ihr Gymnasium gebaut. Es ist der erste Kirchenbau vom berühmten Architekten Ernst Studer aus Zürich.

Die geschwungenen Linien und bauchigen Wände erinnern an ein UFO oder an Le Corbusiers Kapelle in Ronchamp. Vor allem die Innenräume mit den zahlreichen Seitenkapellen und den Oblichtern sind Ronchmp sehr ähnlich. Ganz anders als diese, ist die Kollegikirche aber nicht aus Beton. Nein, die Wände sind aus Backstein und das Dach ist eine Stahlkonstruktion.

Die Mönche sind längst weggestorben; deshalb wird heutzutage Kirche vor allem von Hochzeitspaaren und Architekturstudenten heimgesucht. Ein zauberhaftes Baudenkmal, fünfzig Jahre und kein bisschen alt.

26. Mai 2013

alleine reisen als Frau

Alleine reisen als Frau?
Davon liest man ja immer wieder. Aber ich glaub nicht, dass das für mich was wäre? Ausserdem mag ich weder hohe Schuhe noch Handtaschen, geschweige den Röcke - da habe ich einfach nicht die richtige Figur dafür. Wohl definitiv nix für mich.
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25. Mai 2013

ich im chinesischen Fernsehen

Neulich besuchte ich doch „Oldtimer in Obwalden“. Dabei stolperte ich über ein Kamera-Team; Chinesen interviewten den OK-Chef. Ich schaute etwas zu und drängte mich dann wie zufällig seitlich ins Bild. Im Hintergrund, gleich neben dem Müller - ich will schliesslich auch mal im Fernsehen kommen.

Nun habe ich mir den Beitrag beim chinesischen Fernsehsenders CCTV angeschaut. Und was glaubt ihr, wen hat der Kameramann weggeschwenkt? Mich. Statt mir sieht man nichts als rechter Rand.
So ein Seich…
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24. Mai 2013

Sarnen - der Hang rutscht, gefääährlich

Wenn ich zum Fenster hinaus schaue, sehe ich den Hangrutsch am Schlimbach. Seit mehr als zwei Jahren rutscht da die ganzen Landschaft talwärts. Das Land, der Wald, die Häuser; alles rutscht. Jeden Tag - unaufhaltsam.
Dem wilden Wetter trotzend bin ich mal wieder hin gegangen, um mir die Sache aus der Nähe anzuschauen - bevor alles unten ist.

Der Hang rutscht täglich zehn bis zwanzig Zentimeter weiter. Wie ein riesiges Schiff; 300 mal 700 Meter gross; 8 Millionen Tonnen schwer,  pflügt er durch talwärts. Am oberen Rand bilden sich dabei breite und tiefe Spalten, unten meterhohe Erdwälle. Dazwischen sieht man nicht allzuviel, bloss einige Runzeln und Risse im Erdreich.

Die Häuser surfen einfach mit. Blöd ist bloss, wenn eines ausgerechnet auf einer Bruchlinie steht. Dann rutscht die eine Haushälfte mit, während die andere stehen bleibt. Das Haus auf dem Bild reissts buchstäblich auseinander, der Anbau steht nun schon einige Meter entfernt.

Zurzeit sind Bauarbeiter damit beschäftigt, die Erschliessungsstrasse fahrbar zu halten. Man planiert die Stufen im Belag aus und rückt Brücken wieder zurecht. Und man versucht den Schlimbach soweit herzurichten, dass er auch einem künftigen Hochwasser standhalten kann. Die Schneeschmelze ist jetzt zwar überstanden, aber schon bald kommen ja die Sommergewitter.

Eine äusserst unschöne Sache! Aber so dramatisch es auch scheint, uns Einheimische ängstigt das kaum. Wir sind uns solche Hangrutsche gewohnt, denn es gibt sie immer mal wieder. Damit müssen wir einfach leben.
Das ist so wie mit einer Regenschauer; ärgerlich, aber es geht vorbei.