27. Mai 2013

Sarnen: das Vater-unser-Silo

Der Volksmund nennt die Sarner Kollegikirche liebevoll „Vater-unser-Silo“. Die „Kollegiumskirche St. Martin“, wie sie korrekt heisst, wurde zwischen 1964 und 66 für das Benediktiner-Kloster und ihr Gymnasium gebaut. Es ist der erste Kirchenbau vom berühmten Architekten Ernst Studer aus Zürich.

Die geschwungenen Linien und bauchigen Wände erinnern an ein UFO oder an Le Corbusiers Kapelle in Ronchamp. Vor allem die Innenräume mit den zahlreichen Seitenkapellen und den Oblichtern sind Ronchmp sehr ähnlich. Ganz anders als diese, ist die Kollegikirche aber nicht aus Beton. Nein, die Wände sind aus Backstein und das Dach ist eine Stahlkonstruktion.

Die Mönche sind längst weggestorben; deshalb wird heutzutage Kirche vor allem von Hochzeitspaaren und Architekturstudenten heimgesucht. Ein zauberhaftes Baudenkmal, fünfzig Jahre und kein bisschen alt.

26. Mai 2013

alleine reisen als Frau

Alleine reisen als Frau?
Davon liest man ja immer wieder. Aber ich glaub nicht, dass das für mich was wäre? Ausserdem mag ich weder hohe Schuhe noch Handtaschen, geschweige den Röcke - da habe ich einfach nicht die richtige Figur dafür. Wohl definitiv nix für mich.
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25. Mai 2013

ich im chinesischen Fernsehen

Neulich besuchte ich doch „Oldtimer in Obwalden“. Dabei stolperte ich über ein Kamera-Team; Chinesen interviewten den OK-Chef. Ich schaute etwas zu und drängte mich dann wie zufällig seitlich ins Bild. Im Hintergrund, gleich neben dem Müller - ich will schliesslich auch mal im Fernsehen kommen.

Nun habe ich mir den Beitrag beim chinesischen Fernsehsenders CCTV angeschaut. Und was glaubt ihr, wen hat der Kameramann weggeschwenkt? Mich. Statt mir sieht man nichts als rechter Rand.
So ein Seich…
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24. Mai 2013

Sarnen - der Hang rutscht, gefääährlich

Wenn ich zum Fenster hinaus schaue, sehe ich den Hangrutsch am Schlimbach. Seit mehr als zwei Jahren rutscht da die ganzen Landschaft talwärts. Das Land, der Wald, die Häuser; alles rutscht. Jeden Tag - unaufhaltsam.
Dem wilden Wetter trotzend bin ich mal wieder hin gegangen, um mir die Sache aus der Nähe anzuschauen - bevor alles unten ist.

Der Hang rutscht täglich zehn bis zwanzig Zentimeter weiter. Wie ein riesiges Schiff; 300 mal 700 Meter gross; 8 Millionen Tonnen schwer,  pflügt er durch talwärts. Am oberen Rand bilden sich dabei breite und tiefe Spalten, unten meterhohe Erdwälle. Dazwischen sieht man nicht allzuviel, bloss einige Runzeln und Risse im Erdreich.

Die Häuser surfen einfach mit. Blöd ist bloss, wenn eines ausgerechnet auf einer Bruchlinie steht. Dann rutscht die eine Haushälfte mit, während die andere stehen bleibt. Das Haus auf dem Bild reissts buchstäblich auseinander, der Anbau steht nun schon einige Meter entfernt.

Zurzeit sind Bauarbeiter damit beschäftigt, die Erschliessungsstrasse fahrbar zu halten. Man planiert die Stufen im Belag aus und rückt Brücken wieder zurecht. Und man versucht den Schlimbach soweit herzurichten, dass er auch einem künftigen Hochwasser standhalten kann. Die Schneeschmelze ist jetzt zwar überstanden, aber schon bald kommen ja die Sommergewitter.

Eine äusserst unschöne Sache! Aber so dramatisch es auch scheint, uns Einheimische ängstigt das kaum. Wir sind uns solche Hangrutsche gewohnt, denn es gibt sie immer mal wieder. Damit müssen wir einfach leben.
Das ist so wie mit einer Regenschauer; ärgerlich, aber es geht vorbei.

23. Mai 2013

blümerant, brohmsen oder reisemüde?

Heute, also eigentlich gestern, hat mich jemand gefragt, warum ich denn keine Reiseberichte mehr schreibe? Oder ob ich letztamend nicht etwa krank sei, bettlägrig odr so?
Nein, ich bin gesund – zumindest im landläufigen Sinn. Und schon bald gehen wir wieder Reisen. Und dann gibt es auch wieder frische Reisebericht. Etwa ab Mitte Juni fahren wir nach Lothringen, Belgien, Luxemburg und Deutschlandien.

Im Herbst möchte ich dann gerne nach Osteuropa fahren, zum Dracula und den Zigeunern. Und im November vielleicht wieder einmal in den Iran. Bahnfahren auf der Achse des Bösen. Da muss ich aber noch schauen, ob es klappt; terminlich und so. Wie auch immer, bald gibt es wieder fangfrische Reiseberichte

22. Mai 2013

rosa Affen

Neulich beglückte mich Frau G. mit einem IKEA-Besuch. Und wenn ich schon dahin muss, dachte ich mir, dann lieber gerne. Denn ungerne wäre mir zu blöd.

Also schlenderten wir durch das Möbelhaus und ich schaute gelangweilt nach dem Ausgang. Der regnerische Samstag hat viele Leute und Leutinnen angelockt. Zäher Kolonnenverkehr. Direkt vor uns zwei harte Kerle, beide üppig tätowierte und gepiekst. Lederjacken und Kampfstiefel. Sie diskutieren angeregt über „Einrichtungsgegenstände“. Finden dies und das „geil“ und ihr Einkaufswagen ist schon halbvoll damit. Beängstigend.

Als die Beiden kurz wegschauen um irgendwelche Kissen zu streicheln, greife ich mir so ein zartrosa Stofftier, wohl ein Affe, und werfe es in deren Einkaufswagen. Und dann stelle ich mir vor, wie die Kerle an der Kasse stehen. Und auf dem Band liegt der rosa Affe. Und beiden schämen sich ein wenig, weil sie denken, der andere kaufe sich einen rosa Stoffaffen. Wo sie doch zwei harte Kerle sind. Tätowiert und kampgestiefelt.
Mir wurde ganz warm ums Herz - wegen der Affen.
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