Diese Woche fahre ich wieder einmal Behinderten-Taxi. Meine Fahrgäste sind alle geistig behindert - mehr oder weniger. Aber im Vergleich zu dem, was einem im Alltag sonst so begegnet, sind sie eigentlich ganz normal.
Meine erste Tour beginnt jeweils morgens um halb sieben. Ich sammle meine Fahrgäste ein. Die wohnen allesamt sehr abgelegen. Stotzige und kurvige, dafür aber schmale Strassen. Heute hat Iwo während der ganzen Fahrt laut gelacht. Worüber weiss keiner, denn sprechen tut er nicht. Jedenfalls nicht mit uns. Der Lukas kann täuschend echt das Signalhorn der Feuerwehr nachmachen. Und mir damit jedesmal einen Schrecken einjagen. Zudem wollte er heute unbedingt eine blühende Hecke in die Schule mitnehmen. Ich habe das nicht erlaubt. Dann wollte er stattdessen ein grasendes Schaf mitnehmen. Nein – morgen. Morgen fährt jemand anderes und wird bestimmt viel Freude mit meinem Versprechen haben.
Nach gut zwei Stunden ist meine Morgentour vorbei. Keiner hat genässt – schon mal ein guter Anfang. Die folgenden Mittags-Rundfahrten verlaufen eher ereignisarm. Liegt vermutlich daran, dass meine Passagiere taubstumm und lahm sind. Hauslieferung mit dem Rolli.
Auf der Abend-Tour kommt "Highway to hell" im Radio. Ich drehe voll auf und wir singen alle mit. Den Text kann keiner - das stört uns aber nicht. Ein Taxi voller Irren.
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Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
2. Mai 2013
1. Mai 2013
der Wohnwagen aus Ägypten
Hinten auf dem Foto steht bloss: «eng. Weekend Auto 1933». Vorn drauf sieht man einen Wohnwagen auf der Hauptstrasse bei mir zuhause; in Giswil. Erst einmal nichts Besonderes! Aber – so grosse Wohnwagen sind in der Schweiz erst seit 1950 erlaubt, davor gab nur winzig kleine Wägelchen.
Beim abgebildeten Wohnwagen handelt es sich, unschwer zu erkennen, um einen „Car Cruiser“ aus Middlesex, London. Fast fünf Meter lang und damals einer der modernsten Wohnwagen überhaupt. Das Zugfahrzeug ist schon etwas schwieriger zu bestimmen: Aber es ist ein „Hillman Wizard 75 Saloon“, kraftvoll und luxuriös. Soweit so gut; aber warum steht das Gespann vor dem Bahnhof Giswil? Ich begann zu suchen – und nun die grosse Überraschung!
Im Januar 1933 starteten im Auftrag der „Hillman Motor Car Co. Ltd“ vier abenteuerlustige Briten zu einer Überlandfahrt nach Ägypten. Die Route führte sie von London nach Marseille, dann weiter von Tunis über Tripolis nach Kairo. Nach genau drei Woche Fahrt waren sie am Ziel und der brandneue Hillman konnte auf der „Cairo Motor Show“ präsentiert werden.
Nach der Messe fuhren die vier Briten wieder zurück nach London, diesmal über Italien und die Alpen. Anscheinend auch über den Brünigpass. Und an jenem Freitag, dem 19. Mai 1933 pausierte das prominente Gespann ausgerechnet bei mir zuhause ...
Man darf wohl behaupten, das war damals der erste Wohnwagen in Giswil, der direkt aus Ägypten kam.
Beim abgebildeten Wohnwagen handelt es sich, unschwer zu erkennen, um einen „Car Cruiser“ aus Middlesex, London. Fast fünf Meter lang und damals einer der modernsten Wohnwagen überhaupt. Das Zugfahrzeug ist schon etwas schwieriger zu bestimmen: Aber es ist ein „Hillman Wizard 75 Saloon“, kraftvoll und luxuriös. Soweit so gut; aber warum steht das Gespann vor dem Bahnhof Giswil? Ich begann zu suchen – und nun die grosse Überraschung!
Im Januar 1933 starteten im Auftrag der „Hillman Motor Car Co. Ltd“ vier abenteuerlustige Briten zu einer Überlandfahrt nach Ägypten. Die Route führte sie von London nach Marseille, dann weiter von Tunis über Tripolis nach Kairo. Nach genau drei Woche Fahrt waren sie am Ziel und der brandneue Hillman konnte auf der „Cairo Motor Show“ präsentiert werden.
Nach der Messe fuhren die vier Briten wieder zurück nach London, diesmal über Italien und die Alpen. Anscheinend auch über den Brünigpass. Und an jenem Freitag, dem 19. Mai 1933 pausierte das prominente Gespann ausgerechnet bei mir zuhause ...
Man darf wohl behaupten, das war damals der erste Wohnwagen in Giswil, der direkt aus Ägypten kam.
30. April 2013
Frau B. hat einen Vogelbock
Ich habe schon mal davon erzählt: Frau B. und die Vögel. Kürzlich war ich wieder einmal bei ihr zu Besuch und sie präsentierte mir ihren neuen „Flocki. Ein bleiches Getier ohne Augen und Ohren. Es hockt stumm auf seinem Stängeli und schaut feindlich. Was war geschehen?
Als sie von ihrem Osterurlaub heimkam, lag der Ex-Vogel auf dem Käfigboden und stellte sich tot. Sehr tot. So tot, dass ein Ersatzvogel her musste. Im Gebrauchtvogelhandel besorgte sie sich für wenig Geld den „Flocki“. Ein Wellensittich. Wobei irgendwie die Wellen nicht ersichtlich sind. Laut ihren Angaben ist das nun ein – öööhm - Bock? Hengst, Rüde? Wie auch immer, man sieht es ihm jedenfalls nicht an.
Als sie von ihrem Osterurlaub heimkam, lag der Ex-Vogel auf dem Käfigboden und stellte sich tot. Sehr tot. So tot, dass ein Ersatzvogel her musste. Im Gebrauchtvogelhandel besorgte sie sich für wenig Geld den „Flocki“. Ein Wellensittich. Wobei irgendwie die Wellen nicht ersichtlich sind. Laut ihren Angaben ist das nun ein – öööhm - Bock? Hengst, Rüde? Wie auch immer, man sieht es ihm jedenfalls nicht an.
29. April 2013
multiple Delinquenz
Unser Schlafwagen stand nun den ganzen Winter alleine zwischen zwei Wohnwagen mit den Namen "Dethleffs" und "TravelKing". Nun ist die Zeit gekommen, ihn wieder reisefertig machen. Also raus zum probefahren.
Schlüssel drehen, brrr-br-brummmm, ein schwarze Nebel quält sich aus dem Auspuff. Alles gut, los geht’s, ab auf die Strasse. Nach etwa zwanzig Minuten kommt mir so ein Gedankenblitz: Gopferdammi - ich habe keine Nummernschilder dran.
Also zurück fahren, Kennzeichen montieren, und weiter geht's. Etwa eine halbe Stunde später schlägt erneut ein Gedankenblitz ein: Keine Autobahnvignette, nicht gut, gar nicht! Also nächste Ausfahrt raus und an die erstbeste Tankstelle, Vignette kaufen. Obwohl ich keinen Frühlings-Rabatt bekomme, kaufe trotzdem eine nagelneue 13-Vignette.
Heute war irgendwie mein Glückstag. Trotz mehrfachem Gesetzesverstoss bin ich ungestraft davon gekommen. Ich bin ein Glückspilz und habe ein reines Gewissen.
Schlüssel drehen, brrr-br-brummmm, ein schwarze Nebel quält sich aus dem Auspuff. Alles gut, los geht’s, ab auf die Strasse. Nach etwa zwanzig Minuten kommt mir so ein Gedankenblitz: Gopferdammi - ich habe keine Nummernschilder dran.
Also zurück fahren, Kennzeichen montieren, und weiter geht's. Etwa eine halbe Stunde später schlägt erneut ein Gedankenblitz ein: Keine Autobahnvignette, nicht gut, gar nicht! Also nächste Ausfahrt raus und an die erstbeste Tankstelle, Vignette kaufen. Obwohl ich keinen Frühlings-Rabatt bekomme, kaufe trotzdem eine nagelneue 13-Vignette.
Heute war irgendwie mein Glückstag. Trotz mehrfachem Gesetzesverstoss bin ich ungestraft davon gekommen. Ich bin ein Glückspilz und habe ein reines Gewissen.
28. April 2013
das Fressen kommt vor der Kultur
Für den Samstag wurde mit trübem Regenwetter gedroht. Also - was wollen wir tun? Wie immer in solchen Fällen, besuchen wir eine Kulturveranstaltung. Solche gibt es an diesem Wochenende landauf landab zahlreiche. Zum Beispiel «Ruchstock - Kunstbegegnung auf höchster Ebene» in der Turbine Giswil. Musik, Theater, Literatur und mehr.
Wir entscheiden uns dann aber doch für «Endurance Alpnach», ein Mehrstunden-Enduro Rennen. Der Dreck spritzt hoch, die Wolken hängen tief und der Regen nieselt. Schön ist anders. Aber in Sachen Bratwurst sind die Töff-Fritzen den Kulturschaffenden einfach überlegen.
Sechzig Töfffahrer fräsen Furchen ins Kulturland. Motorengebrüll, bunte Männer und dreckige Schuhe. Muss man nicht mögen – aber man kann. Heute Sonntag geht das Rennen übrigens weiter. Die Kunstbegegnung auch.
Wir entscheiden uns dann aber doch für «Endurance Alpnach», ein Mehrstunden-Enduro Rennen. Der Dreck spritzt hoch, die Wolken hängen tief und der Regen nieselt. Schön ist anders. Aber in Sachen Bratwurst sind die Töff-Fritzen den Kulturschaffenden einfach überlegen.
Sechzig Töfffahrer fräsen Furchen ins Kulturland. Motorengebrüll, bunte Männer und dreckige Schuhe. Muss man nicht mögen – aber man kann. Heute Sonntag geht das Rennen übrigens weiter. Die Kunstbegegnung auch.
27. April 2013
Kaffee statt betagter Spaghetti
Ob ich will oder nicht, ausgerechnet jetzt kommt mir dieser blöde Flachwitz in den Sinn: «Was ist haarig und liegt in die Pfanne - eine Bartkartoffel.»
Gestern Mittag rief mein alter Reisefreund Christoph an. Er sei grad in der Gegend und wöllte ein Kaffee trinken, wenn ich mitmachen täte. Und so kam es, dass wir einige Tassen leerten und über unsere gemeinsame Reisezeit in Frankreich plauderten. Gut - das war damals bloss ein Tag. Aber ein besonders schöner. Und noch heute, wenn ich ich abgelaufene Lebensmittel sehe, erinnere ich mich das an unser gemeinsames Nachtessen. Fossile Spaghetti mit antiker Tetra-Sauce.
War schön euch wieder mal zu sehen und ich habe mich riesig gefreut. Danke – bis ein andermal.
Gestern Mittag rief mein alter Reisefreund Christoph an. Er sei grad in der Gegend und wöllte ein Kaffee trinken, wenn ich mitmachen täte. Und so kam es, dass wir einige Tassen leerten und über unsere gemeinsame Reisezeit in Frankreich plauderten. Gut - das war damals bloss ein Tag. Aber ein besonders schöner. Und noch heute, wenn ich ich abgelaufene Lebensmittel sehe, erinnere ich mich das an unser gemeinsames Nachtessen. Fossile Spaghetti mit antiker Tetra-Sauce.
War schön euch wieder mal zu sehen und ich habe mich riesig gefreut. Danke – bis ein andermal.
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