Fast jeder Fischverkäufer hält diese orangeroten Küchlein feil. Handtellergross und mit einem schön gezackten Teigrand. Ich habe die Dinger schon oft gesehen, aber nie probiert. Wird mal Zeit, einen Bissen zu wagen.
Die Küchlein sind „Tielles Setoises“; Küchlein aus Sète. Gefüllt mit fein gewürztem Tintenfisch. Unglaublich gut. Wobei Frau G. meine Ansicht nicht unbedingt teilt. Ich zitiere ihre Worte: «die stinken fürchterlich nach Fisch - ess ich sicher nicht - niemals».
Ich argumentiere, dass das ja gar nicht sein kann, da Tintenfische keine Fische sind. Und dass nicht alles, was im Wasser lebt, Fische sind. Zum Beispiel Flusspferde. Oder Flamingos. Aber es nutz alles nichts...
Die Hülle ist aus einem mürben Brotteig. Die Füllung besteht aus kleingehackten Tintenfischen, gekocht mit Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen.
Schmecken sackgut - hab ich das eigentlich schon erwähnt?
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
25. Oktober 2011
24. Oktober 2011
Frankreich: weisse Pferde und rote Schwänze
Anders als ich, denken Mädchen bei „Schimmel“ nicht unbedingt an Käse, sondern eher an weisse Pferde. Und solche sieht man in den Sümpfen der Camargue überall. Das sind berühmten Camargue-Pferde. Früher waren die wild und frei, heute buckeln sie Touristen im Kreis herum. Jetzt im Herbst lümmeln sie untätig herum.
Ich interessiere mich aber heute eher mehr für die Meerestiere. Bei Frau G. verhielt es sich übrigens genau umgekehrt...
Aigues-Mortes in seinen Stadtmauern wäre jetzt im Herbst, wenn die Touristenmassen abgezogen sind, eigentlich richtig gemütlich. Aber ausgerechnet in diesen Tagen findet hier das alljährliche Pferdefest statt. Die Gassen sind voller Festbesucher und französischer Cowboys. Es wird gegessen, gelachen, gefeiert. Und auf dem Hauptplatz „spielt“ eine Rock-Band. Sie versucht ihr kärgliches Talent mit Lautstärke zu überbrücken.
Uns ist das etwas zu viel Feierlichkeit. Wir flüchten ins nahe Le Grau-du-Roi. Hier sind auch viele Leute unterwegs, aber wenigstens spielt da keine Rock-Band. Wir setzen uns am Hafen in ein Café und schauen dem Treiben zu.
Ich will mir einen Hut kaufen, probiere den einen oder anderen an. Als dann aber die ersten Passanten zu grinsen beginnen, lasse ich es lieber bleiben.
Ich interessiere mich aber heute eher mehr für die Meerestiere. Bei Frau G. verhielt es sich übrigens genau umgekehrt...
Aigues-Mortes in seinen Stadtmauern wäre jetzt im Herbst, wenn die Touristenmassen abgezogen sind, eigentlich richtig gemütlich. Aber ausgerechnet in diesen Tagen findet hier das alljährliche Pferdefest statt. Die Gassen sind voller Festbesucher und französischer Cowboys. Es wird gegessen, gelachen, gefeiert. Und auf dem Hauptplatz „spielt“ eine Rock-Band. Sie versucht ihr kärgliches Talent mit Lautstärke zu überbrücken.
Uns ist das etwas zu viel Feierlichkeit. Wir flüchten ins nahe Le Grau-du-Roi. Hier sind auch viele Leute unterwegs, aber wenigstens spielt da keine Rock-Band. Wir setzen uns am Hafen in ein Café und schauen dem Treiben zu.
Ich will mir einen Hut kaufen, probiere den einen oder anderen an. Als dann aber die ersten Passanten zu grinsen beginnen, lasse ich es lieber bleiben.
22. Oktober 2011
Frankreich: Flamingos sind knallbunt...
Die Camargue ist bekannt für ihre wilden Tiere; die weissen Pferde, die schwarzen Stiere und ganz besonders die rosa Flamingos. Diese stehen vielerorts in den Sümpfen und stochern mit ihren krummen Schnabel im glibrigen Moder.
Wer die Flamingos beobachtet, wie sie friedlich herumstehen, ahnt gar nicht, welch dramatische Geschichte sich hier verbirgt. Denn Flamingos sind eigentlich gar nicht rosa!
Von Natur aus sind Flamingos nicht rosa, sondern knallbunt. Rosa wurden sie wegen ihrem Verhalten! Und das kam so: Wenn die Winterkälte vorbei ist, beginnt bei den Flamingo-Hähnen die Brunft. Sie schleichen dann auf der Suche nach Hennen durch das Schilfdickicht. In ihrer rasenden Begierde bespringen sie dabei alles, was auch nur im Entferntesten nach Flamingo aussieht. Oder wenigstens knallbunt ist. Schon manch argloser Tourist hat da so einige unliebsame Momente erlebt.
Mit dem aufkommenden Tourismus gab es zunehmend Klagen von (bunt gekleideten) Touristen über plumpe Annäherungsversuche seitens der Flamingo-Böcke. Die französischen Behörden beschlossen als Sofortmassnahme, alle Flamingos einzufärben - rosa. So bespringen die brünstigen Hähne bloss noch ihre rosafarbenen Hennen und nicht mehr die bunten Touristen. Manchmal kann man die frisch gefärbten Jungtiere sehen, wenn sie zum Trocknen aufgehängt sind.
Die Behörden empfehlen den Touristen, sich keinesfalls rosa zu kleiden. Wegen den Flamingos. Und sowieso …
Wer die Flamingos beobachtet, wie sie friedlich herumstehen, ahnt gar nicht, welch dramatische Geschichte sich hier verbirgt. Denn Flamingos sind eigentlich gar nicht rosa!
Mit dem aufkommenden Tourismus gab es zunehmend Klagen von (bunt gekleideten) Touristen über plumpe Annäherungsversuche seitens der Flamingo-Böcke. Die französischen Behörden beschlossen als Sofortmassnahme, alle Flamingos einzufärben - rosa. So bespringen die brünstigen Hähne bloss noch ihre rosafarbenen Hennen und nicht mehr die bunten Touristen. Manchmal kann man die frisch gefärbten Jungtiere sehen, wenn sie zum Trocknen aufgehängt sind.
21. Oktober 2011
Frankreich: zwischen den Meeren
Nachdem wir bereits bei Toulouse ein Stück entlang des Canal du Midi geradelt sind, wollten wir das nun noch einmal tun. Wir starteten beim Kanal-Tunnel von Malpas und fuhren westwärts.
Der Canal du Midi ist eine geniale Erfindung aus dem 17. Jahrhundert. Denn schon die Römer fanden es einst nervig, immer um ganz Spanien herum rudern zu müssen, bloss um nach Nordfrankreich zu gelangen. Eine Abkürzung, einen Kanal, quer durchs Land wäre toll; aber da waren Berge im Wege. Erst 1666 fand Pierre-Paul Riquet eine geniale Lösung. Eine Linienführung für einen Kanal vom Mittelmeer zum Atlantik mit gut 90 Schleusen und einigen Tunnel. Nach 14 Jahre Bauzeit wurde der Kanal 1681 feierlich eröffnet.
Beidseits vom Kanal stehen dichtgereiht alte Platanen. Heute sind zahlreiche der Bäume krank und müssen gefällt werden, damit sie die Gesunden nicht anstecken.
Nach etwa zehn Kilometer gemütlichem velofahren kamen wir nach Capestang. Ein kleines Landstädtchen mit einem netten Hauptplatz. Wir stärkten uns mit Kaffee und Grenadine-Bier und machten uns dann wieder auf den Heimweg. Und gleich weiter nach Bézier.
Im Stadtzentrum steht der Pierre-Paul Riquet in Bronze gegossen auf einem Sockel. Er starb 1680 kurz vor der Eröffnung seines Kanals. Heute schaut er etwas wehmütig auf die Leute hinunter. Die viel später erfundene Eisenbahn hat seinen Kanal überflüssig gemacht.
20. Oktober 2011
Frankreich: Meergnügen
Nach der langen Reise durch die Berge gelüstet uns nach mehr; nach Meer. Also fahren wir Richtung Perpignan und weiter bis an den Strand. Das Meer ist blau wie im Katalog.
Ich entblösse meine Kellerbräune und steige in die Fluten. Das Wasser ist gar nicht so kalt, wie ich anfangs dachte. Zudem brennt die Sonne vom Himmel, es ist fast 30 Grad warm.
Die Ferienparadiese machen bereits Winterschlaf. Alles zu, keiner da. Als ob kürzlich die Pest gewütet hätte.
Vereinzelt sollen Kunstwerke die zu gross geratenen Anlagen aufhübschen. Ein buntes Plastik-Gewürm schreit stumm um Aufmerksamkeit.
Das einst griechische Postschiff wurde in den 60-er Jahren auf Grund gesetzt und erfreut seither als „Lydia“ das Touristenvieh mit seinem Dancing und Casino.
An unserem Übernachtungsplatz haben wir ganz lustige Nachbarn mit ihren mobilen Behausungen. Kamerascheu und betont alternativ. Unter ihren zottligen Mähnen verbergen sich ganz nette Leute. Manch einem hätte aber wieder mal ein Bad gut getan.
Die Ferienparadiese machen bereits Winterschlaf. Alles zu, keiner da. Als ob kürzlich die Pest gewütet hätte.
19. Oktober 2011
Frankreich: elektrischer Kanarienvogel
Latour-le-Carol ist ein kleines Dorf an der spanisch-französischen Grenze. Es liegt auf etwa 1‘200 Metern in den Pyrenäen - und es hat einen Bahnhof; einen viel zu grossen Bahnhof. Sogar einen internationalen Bahnhof.
Hier treffen sich drei Bahnen mit verschiedenen Spurweiten und Stromsystemen zusammen. So etwas gibt es kaum anderswo.
Ganz links die Geleise des französische „le canari“ mit Schmalspur. In der Mitte die französische „SNCF“ mit Normalspur und daneben die spanische „RENFE“ mit spanischer Breitspur.
Der gelbe Zug „le petit train jaune“ wird im Volksmund auch liebevoll „le canari“ genannt, weil er gelb wie ein Kanarienvogel sei.
Die Bahn wurde schon vor hundert Jahren mit elektrischen Triebwagen geplant. Dies weil die enorm steile Strecke möglichst viele angetrieben Achsen erforderte; oder Zahnradantrieb. Jeder Zug ist deshalb mit jeweils zwei Treibwagen mit je vier angetrieben Achsen unterwegs.
Statt einer Fahrleitung benutzt man eine seitliche Stromschiene. Das wäre ja eine gute Idee, bloss bei Weichen, Bahnübergängen und Bahnhöfen macht das eher Probleme. Und berühren ist ungesund, da 850V!
Die Strecke ist nicht nur sehr steil. Sie ist auch spektakulär in das schroffe Gelände gebaut. Das schönste Teilstück ist das zwischen Villefranche und Mont-Louis. Wir bestaunen die zahlreichen Brücken und Tunnel. Baukonstruktionen vom Feinsten.
Der „Pont Gisclard“. Vermutlich die erste Schrägseilbrücke weltweit. Über die Brücke fährt grad einer der neuen Zügen von Stadler…
Der „Pont Séjourné“. Eine zweigeschossige, gemauerte Bogenbrücke.
Wäre ich so ein schrulliger Eisenverrückter, wie es viele gibt - ich är begeistert...
Hier treffen sich drei Bahnen mit verschiedenen Spurweiten und Stromsystemen zusammen. So etwas gibt es kaum anderswo.
Die Bahn wurde schon vor hundert Jahren mit elektrischen Triebwagen geplant. Dies weil die enorm steile Strecke möglichst viele angetrieben Achsen erforderte; oder Zahnradantrieb. Jeder Zug ist deshalb mit jeweils zwei Treibwagen mit je vier angetrieben Achsen unterwegs.
Wäre ich so ein schrulliger Eisenverrückter, wie es viele gibt - ich är begeistert...
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