Wer auf dem Landweg reist, kommt zwangsläufig ab und zu an Grenzen; Staatsgrenzen. Diese liegen naturgemäss weit abgelegen, am Rande des Landes. Ganz anders als am internationalen Flughafen in der Hauptstadt, ist es hier meist nicht sooo gut organisiert. Und es arbeiten da auch nicht die allerbesten Beamten. Eher jene, die man anderswo nicht gebrauchen kannn.
Nun denn, wenn man an so einen Grenzübergang kommt, betritt man das Reich Absurdistan. Das Reich der ausufernden Bürokratie, der sinnlosen Tätigkeit und der realen Zeitlupe.
Der Ablauf ist aber universal gleich. Man fährt auf einer welligen Strasse in Richtung Ausland. Irgendwann tauchen leicht schäbige Grenzbauten auf, erkennbar an reichlich Landesflaggen und einer Barriere quer über die Fahrbahn.
Wir fahren bis zu einem unleserlichen Schild vor. Entweder steht da ein Beamter und bestimmt den weiteren Verlauf. Oder wenn nicht, gehen wir ins Gebäude mit der grössten Flagge.
Meist liegen da Formulare auf. Oder herum, und man wühlt darin, bis man von jeder Sorte eines hat. Diese sind gerne beidseitig bedruckt, vorne Arabisch, Rückseite Urdu. Oder Wolof oder so. Nun schreiben wir brav unsere Daten aus dem Pass und Fahrzeugausweis auf die gepunkteten Linien. Sinnfreie Fragen wie; Geburtsort des Vaters und des Fahrzeuges, Grund der Reise und so weiter.
Die Zettel reichen wir zusammen mit unserem Pass entweder durch ein Loch in der Wand oder unter einer schmierigen Glasscheibe durch. Der unsichtbare Beamte murmelt unverständlich. Wir antworten abwechselnd mit „yes sir“ und „pardon“. Warten bis wir das dumpfe Klopfen trockener Stempel vernehmen.
Nach etwas Wartezeit kommt dann ein Grenzer mit speckigem Kragen und unseren Papieren in der Hand und möchte das Auto kontrollieren. Er will da und dort hineinschauen, fragt nach Waffen, Drogen und Sexheftli. Wenn seine Neugierde befriedigt ist, fragt er noch beiläufig nach einem Geschenk für seine Kinder. Die würden sich nämlich sehr über ein Taschenmesser oder Zigaretten freuen. Haben wir nicht, bieten stattdessen alte Kekse. Will er nicht, aber Geld ginge auch. Geben ihm stattdessen ein müdes Feuerzeug. OK.
Wir bekommen unsere Pässe ein Bündel gestempelte Formulare zurück. Er zieht an einer Schnur und die Barriere öffnet sich wiederwillig. Wir winken würdevoll zum Abschied und fahren durchs Niemandsland zur Einreise des meist verfeindeten Nachbarlandes. Hier geht das Schauspiel noch einmal von vorne los. „pardon“ und „yes sir“.
Am späteren Nachmittag ist dann auch das geschafft und wir sind in einem neuen Land.
Das hast du sehr schön erzählt, und es ist alles wahr. Als ich das zum ersten Mal erlebt habe, fand ich das sehr spannend oder sogar poetisch. Wenn dazu der Wind oder Hunde heulten und so. Und dann die anderen Gestalten, die auch über die Grenze wollen, LKW Fahrer und dick bepackte Frauen unter Kopftüchern. Diese Grenzen sind schon besondere Orte für besondere Gefühle. Muss man erlebt haben.
AntwortenLöschen... eine Art Hassliebe ;-)
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