20. November 2012

Berlin: Parade und Parodie

Es war damals an einem kühlen Nachmittag im Oktober 89. Alte Männer standen am Strassenrand und grinsten versteinert. Es stank beissend nach Auspuff. Panzerketten knirschen über den Asphalt. Stramme Soldaten im Gleichschritt. Was war da bloss geschehen? Es waren die Feierlichkeiten zu „40 Jahre DDR“.

Erich Honecker, Dachdecker und Staatsratsvorsitzender, reimt damals euphorisch: «Vorwärts immer, rückwärts nimmer». Schon einen Monat später wussten alle – es kommt alles ganz anders.
Die Parade fand damals an der Karl-Marx-Allee statt. Einer viel zu breiten und pfeilgeraden Strasse in Ostberlin. Ursprünglich sollten solche Paraden eigentlich vor dem Palast der Republik stattfinden. Man fürchtete aber Schäden an der Glasfassade wegen der Erschütterungen durch die Panzer und so feierte man halt an der langweiligen Karl-Marx-Allee.
Und heute stehe ich nun genau da und blicke hinüber, wo damals die grauen Mannen standen. Jetzt ist da bloss noch gähnende Leere und trostlose Laaangeweile. Parodie statt Parade.

4 Kommentare:

  1. Dazu fällt mir der Film «Goodbye Lenin» ein... wär auch wieder mal zu gucken an einem dieser grauslichen, kalten Novemberabenden.

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  2. Ist das ne Fotomontage von dir? Respekt! Die Ossis haben auch Langeweile, weil es nichts mehr zu hoffen gibt. Von mir aus könnten sie wieder Paraden machen, aber bitte auch wieder ne Mauer bauen!

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