24. Oktober 2019

Costa Dorado: Altafulla und Butifarra

9 Torredembarra. Auch heute ist es wieder sommerlich warm – und nahezu windstill. Ich gebe zu, mir ist das grad recht, denn so bleiben wir an Land.
Heute machen wir einen Ausflug nach Altafulla. Zuerst geht’s an die Playa de Altafulla. An der Strandpromenade stehen tatsächlich eine Reihe alter Häuser. Die schauen ganz hübsch und romantisch aus; und jetzt in der Nebensaison auch ein wenig verlassen.

Wir schlendern am Strand entlang bis zum Castell de Tamarit (n41.1300, e1.3613). Die Burg ist etwa tausend Jahre alt. Viele Jahrhunderte war sie ein wichtiger Grenzposten gegen die vordringenden Mauren. Heute ist das Gemäuer renoviert und zu einem Hotel umgebaut.

Unter und um die Burg Tamarit herum befinden sich einige Bunker aus der Zeit des spanischen Bürgerkrieges. Wir schauen sie aber bloss aus der Ferne an, denn wir sind hier im Pärchen-Urlaub – und nicht auf einer Forschungsreise. Leider.

Das Städtchen Altafulla liegt auf einem Hügel etwas abseits vom Strand. Ganz zuoberst hocken das Castell d'Altafulla (n41.1428, e1.3761) und eine romanische-barocke Kirche.

Wir setzen uns in eine Bar und futtern eine weisse „Butifarra con Judias“, eine katalanische Schweinewurst mit gesottenen weissen Bohnen. Beides schmeckt wirklich gut. Aber der Gastwirt ist eher etwas fad und arg langsam.

Am Abend sitzen wir an Deck unserer Segeljacht und geniessen die laue Abendsonne. Fische schleichen um unser Schiff und nagen den grünen Schleim vom Rumpf. Sie glotzen mich an, als ob ich sie bei etwas Unrühmlichen ertappt hätte. Dann schreit eine Möwe. Herrlich schön hier.

23. Oktober 2019

Costa Dorado: Flaute und gar kein Wind

8 Torredembarra. Ich will mich ja keineswegs beklagen; es ist sommerlich mild und wir haben Ferien. Aber ansonsten ist das Wetter mehr als bescheiden. Wie feuchte Putzlappen hängen die Wolken am Himmel. Und es ist komplett windstill, so dass wir nicht segeln können, was mir - da will ich nicht lügen - sehr gelegen kommt. Denn im Hafen habe ich schnelles Internet und das Segelboot liegt ganz ruhig.

Gegen Mittag fahren wir ins alte Fischer-Viertel am östlichen Stadtrand. Zwischen den neuen Strandhotels steht hier noch die alte, kleine Fisch-Markthalle (n41.1441, e1.4131). Früher wurde hier täglich der Fang versteigert. Bis dann die grossen Fangschiffen die Fischerei übernahmen die einheimischen Fischer mit ihren Segelbooten aufhören mussten.

In diesem Quartier stehen auch noch zwei alte Strand-Villen aus den 1920-er Jahren. Als sie damals gebaut wurden, standen sie hier noch ganz alleine. Jetzt werden sie von den banalen Touristen-Häusern und zahlreichen Fischrestaurants bedrängt.

Trotz Nebensaison haben einige Gaststätten auf und wir geniessen Tapas: Fischkroketten und frittierte Kartoffeln mit einer scharfen Sauce. Sicher, es ist nicht die ganz grosse Kochkunst - aber es mundet wunderbar.

Später besuchen wir den „Bazar Weng“. In diesem China-Laden gibt es alles was man ich China herstellt und man in Spanien gebrauchen kann. Bunte Kleider für 3 Euro, Geschirr mit Katzendekor, bunt blinkende Elektronik, Werkzeug aller Art und grad grad sind abgehackte, blutige Gummihände im Sonderangebot.
Ich kaufe mir neue LED-Lampen für unseren Wohnbus. Und eine neue Computer-Maus, denn die alte ist heute morgen eingegangen..

Heute haben wir einen neuen Schriftzug aufs Segelschiff geklebt: „Dali“ steht jetzt auch am Heck und nicht nur seitlich.

22. Oktober 2019

Costa Dorado: Tarragona

7 Torredembarra. Es ist trüb und nieselfeucht. Frau G. und ich schlendern in die Hafen-Bar mit dem sinnigen Namen „Bar Cafe“ und geniessen einen wunderbaren ersten Morgenkaffee. Es sind ausschliesslich Polizisten, Zöllner und alte Männer mit Hunden da - gefällt mir hier. Das könnte der Beginn einer langen Tradition werden?

Das miese Wetter und ein defekter Autopilot hemmen unser Vorankommen ein wenig. Wir hängen im Hafen herum und tun Dinge; dösen ausgiebig und essen viel. Genau das mag ich am Segelsport.
Dann funktioniert der Autopilot wieder und wir nutzen die günstige Gelegenheit um auch noch die Lampe auf der Mastspitze auszuwechseln. Mit einer Winde kurble ich den Kapitän hinauf. In fast zwanzig Meter Höhe hängt er wie ein Affe an einer Liane. Wenn wir uns unten bewegen, baumelt er oben am Mast hin und her.

Am Nachmittag fahren wir nach Tarragona zum Einkaufen. Frau G. braucht Stoff und einen Reissverschluss und ich einige LED’s für unsern Möbelwagen. Wir bekommen weder das eine noch das andere.
In Tarragona besuchen wir noch gschwind ins Hafenquartier „El Serrallo“ (n41.1098, e1.2418). Einige von uns haben Hunger und ich will unbedingt die dortige alte Sockel-Lokomotive anschauen.

Die Lokomotive von Schneider-Creusot ist nix Besonderes - aber im neuen alten Hafenbecken sind zahlreiche riesige Jachten angeleint. Manche sind so gross wie Mehrfamilienhäuser. Die Bediensteten putzen emsig den Chrom-Zierrat und das Wachpersonal steht gelangweilt herum und sperrt uns aus. Wir gewöhnlichen Gaffer dürfen nämlich nur von aussen durch den Zaun gucken.

Die Segeljacht „Mondango“ ist stolze 50 Meter lang und das Motorboot „Solandge“ ist mit seinen 85 m Länge sogar noch ein Stück länger. Später schaue ich im Internet nach. Wer mag, kann die Schiffe mieten - für 700'000.- pro Woche.

Das Hafenquartier von El Serrallo wurde in den vergangenen Jahren komplett umgebaut und augehübscht. In die alten Güter-Hallen sind nun Ausstellungen und Museen eingezogen. Und die Altstadt hat sich zur Fressmeile gemausert. Leider ist das Wetter immer noch recht trübe – sonst wäre es hier richtig gemütlich.

21. Oktober 2019

Costa Dorado: Torredembarra kann auch ganz hübsch

6 Torredembarra. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Torredembarra kaum von den üblichen spanischen Touristen-Orten. Überall öde Strandhotels, staubige Gewerbegebiete und unbemannte Ferienhäuser. Doch auf den zweiten Blick finden sich hier auch ganz hübsche Ecken. Zum Beispiel die Resten einer mittelterlichen Siedlung.

Das Castell de Clarà (n41.1499, e1.4174) ist seit gut tausend Jahren bewohnt. Selbstverständlich wurde die Burg zwischenzeitlich viele Male umgebaut und renoviert. Wo früher die Schweine und Mägde hausten, sind heute die Garagen für die Autos untergebracht. Und statt einer bunten Fahne flattern nun Satellitenspiegel im Wind.
Gleich daneben steht eine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Heute ist die Kirchentür leider verriegelt und wir können bloss durch eine Ritze hineinlugen.

Mitten in der Altstadt von Torredembarra steht ein kleines Denkmal. Es zeigt ein „Castells“, eine Menschenpyramide, wie sie hier in der Gegend jedes Jahr an zahlreichen Festen versucht wird. Dieses Denkmal erinnert an ein schlimmes Unglück: Im Sommer 1983 kippte so ein Castells um und das Kind an der Spitze stürzte in den Tod.

Wir setzen uns in ein Strassencafé und ich trinke einen Sangria. Kurze Zeit später bemerke ich was für ein heimtückisches Getränk das ist. Es schmeckt zwar lieblich nach Orangenlimonade – doch es macht einem ohne Warnung besoffen.
Am Abend schauen wir zu, wie sich ein Regensturm nähert. Als er da ist, beginnt unser Schiff heftig hin und her zu schwanken. Und das Wasser gurgelt und spritzt an den Rumpf. Romantisch und beängstigend zugleich. Dann schlafe ich ein.

18. Oktober 2019

Costa Dorado: Segel-Abendteuer an der Goldküste

5 Torredembarra. Die Costa Dorado – die goldene Küste – ist ein über 200 Kilometer langer Sandstrand südlich von Barcelona. Für den Badetourismus ideal, weswegen weite Strecken davon mit banalen Hotels und Ferienhäusern vollgeschissen sind. Und „unser“ Segelschiff „Dali“ hat seinen Heimathafen hier.

Weil das Wetter grad passt, machen wir am Vormittag eine kleine Segel-Ausfahrt. Es weht ein schöner Wind und das Wasser ist tiefblau. Die Wellen sind bloss etwa einen Meter hoch und wir segeln übers Meer.

Grad rechtzeitig bevor ich kotzen muss sind wir wieder im Hafen zurück. So ein Segelschiff ist schon eine grossartige Sache. Damit kann man jahrelang unterwegs sein und sehr komfortabel drauf wohnen. Damit kann rund um Tropeninseln und Eisberge fahren. Oder rund um die Welt.
Doch mir behagt das nicht so recht. Dieses ewige Gewackel und Geschaukel mag ich nicht – und es macht mich zudem seekrank.

17. Oktober 2019

Costa Dorado: hinunter an die Goldküste

4 Latour-de-Carol. Wir sausen bergab in Richtung Spanien. Die Landschaft leuchtet wunderbar in der Herbstsonne. Die Bäume sind bunt und da und dort lugt ein steinernes Dorf aus dem Gebüsch.
In La Seu d’Urgell waren wir schon einige Jahre nicht mehr. Heute ist in der Altstadt Markt und den wollen wir nicht versäumen. Bunte Früchte, pralle Würste und kindskopfgrosse Zwiebeln werden feilgehalten. Wir schlemmen durch die Gassen und geniessen das südländische Flair.

Eine Merkwürdigkeit: Der Bischof von La Seu d’Urgell und der französische Präsident sind gemeinsam die Ko-Fürsten von Andorra - und damit Staatsoberhaupt eines fremden Landes.
Weiter geht’s, immer bergab und immer dem Meer zu. Bei der Klosterruine „Santa Maria de Gueltar“ (n41.9281, e 1.1983) machen wir Mittagsrast. Es ist herrlich warm und in trockenen Gras hüfen fingerlange Heuschrecken umher.

Jetzt sind es noch etwa 150 Kilometer bis zu unseren Freunden mit dem Segelschiff. Die Landschaft ist sonnenverbrannt und staubig. Die Strassen werden immer gerader und wir kommen gut voran.
Kurz vor dem Ziel machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einer schrillen Kirche; „Mare de Deu de Montserrat“ (n41.2685, e 1.3696). Sie wurde in den 1920-er Jahren von einem Schüler Gaudis gebaut. Und sie erinnert stark an die Sagrada Familie im nahen Barcelona.

Dann erreichen wir Torredembarra. Im Hafen werden wir schon freudig empfangen. Und ihr Segelschiff ist grossartig; wie ein riesiges 4-Zimmer-Wohnmobil mit einem haushohen Mast. Unglaublich schön zu weltweiten Wohnen und Reisen.

Es bläst ein milder Abendwind und ich bin schon wieder erkältet.