6. Juni 2018

Burgund-Reise: schmackhafte Kühe und steinige Dörfer

Chauvort. Es nieselt leicht und schon seit dem Morgengrauen hocken die Angler am Saône-Ufer. Wir liegen lange im Bett und lauschen dem Wind und den Regentropfen. Als sich dann das Wetter etwas bessert, legen wir ab und fahren genüsslich weiter westwärts. Die Strassen sind gähnend leer und die Dörfer scheinen ausgestorben zu sein – eine Epidemie?


Wir durchqueren erst die verregnete Rotwein-Gegend und kommen dann in die buckelige Morvan-Landschaft. Wälder, Grasland und putzige Dörfer. Überall weiden die berühmten Charolais-Rinder; ihr Fleisch gilt weitherum als das Beste. Ich will unbedingt die Viecher fotografieren, aber die sind scheu und blicken mich immer so misstrauisch an.

In Cercy-la-Tour (n46.8681, e3.6448) machen wir einen Stadtspaziergang. Bei schönem Wetter wäre es ein Schmuckstück, heute aber wirkt es eher grau und tot.
Im „Café rapide“ trinken wir gschwind eine Limonade. Die Wirtin erzählt ganz aufgeregt, dass ihre Familie ursprünglich aus Basel sei. Doch ihr deutsch ist schon sehr lückenhaft. Aber trotzdem haben viel zu plaudern und zu lachen.

Zur Eröffnung des Canal du Nivernais hat man damals an den Ufern Schattenbäume und Lilien gepflanzt. Und die wachsen auch heute da.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Nevers (n46.9849, e3.1572), unserem Tagesziel. Die Stadt liegt direkt an der Loire und früher wohnte hier allerlei Adelige. Und berühmt ist sie auch wegen der heiligen Bernadette von Lourdes, die einst hier lebte.

In der Stadt sind kaum Leute unterwegs und es ist trotz des grauen Himmels unangenehm schwülwarm. Mitten in der Altstadt steht wie ein Felsen in der Brandung die Kathedrale. Sie ist etwa tausend Jahre alt und ist am einen Ende romanisch und am anderen gotisch.
Am besten gefallen mir aber die neuen Glasfenster. Die wurden wegen den englischen Weltkriegsbomben nötig, die damals die halbe Kathedrale zerstörten; auch die alten gotischen Glasfenster. Die neuen Glasfenster sind poppig bunt und passen wunderbar zu den alten Sandstein-Masswerken.

Der einbalsamieret Leichnam der heilige Bernadette von Lourdes ist nicht in der Kathedrale ausgestellt, sondern etwas ausserhalb der Stadt. Aber eine grosse Statue von ihr ist hier – und ein entsprechender Opferstock.

Wir schlendern durch die Gassen und schauen uns die alten Bürgerhäuser an. Viele sind abgewohnt und in die Jahre gekommen. Aber auch sehr malerisch – bloss nicht, wenn man darin leben muss.
Wir übernachten unter den Platanen zwischen der Altstadt und dem Fluss. Direkt am Flussufer wäre es auch gegangen, aber da tost mir das Frühlingshochwasser der Loire zu laut. Hier oberhalb ist es viel leiser und ruhiger. Ausser uns sind bloss einige Wildenten und eine schier kaninchengrosse Ratten da.
Heute war den ganzen Tag über Scheisswetter, hoffentlich wird es morgen etwas besser…

5. Juni 2018

Burgund-Reise: Doubs und Saône

Von Les Planchettes fahren wir über Le Locle zum Col des Roches (n47.0510, e6.7199). Was sich wie ein Pass anhört ist aber bloss eine imposante Spalte im Berg. Ein kurzer Tunnel führt durch die Felsbarriere und hinüber nach Frankreich. An der Grenze ist heute Grosskontrolle. Ich blicke den Grenzer schafäugig an und wir werden daraufhin prompt durchgewinkt.

Das Wetter ist wild und unentschlossen - und jede halbe Stunde anders. Sonne und Regen wechseln sich ab. Wir brummen durch die Hügellandschaft und geniessen die Ausblicke. Wir waren ja schon oft hier und kennen viele der Orte von früher. Am Mittag kommen wir nach Dole (n47.0914, e5.4973). Es regnet und wir geniessen die hübsche Stadt bloss aus der Ferne.
Während Frau G. ein Nickerchen macht, schaue ich einigen Hobby-Böötlern zu, wie sie versuchen ihr Boot in den Hafen zu manövrieren. Nach zahllosen Anläufen gelingt es ihnen dann doch ihr Schiff an einem Pfosten festzubinden.
Als ich die Enten mit altem Brot bewerfe, glucksen sie freudig. Anscheinend mögen Enten Eier-Mayonnaise-Sandwich gerne.

Die Jurahügel sind nun endgültig hinter uns und die Landschaft ist jetzt gaaanz flach. Wir rollen weiterhin westwärts. In Seurre (n46.9990, e5.1443) erreichen wir die Saône. Auch hier waren wir schon öfters und blicken deshalb nur gschwind von der Brücke hinüber auf das flotte Städtchen.
Eigentlich hätten wir heute in Verdun-sur-le-Doubs (n46.8970, e5.0247) übernachten wollen. Aber unser Platz am Fluss ist staubig und schattenlos. Und schon von einigen Wohnmobilen belegt. Egal. Wir fahren drei Kilometer weiter und finden in Chauvort einen viel schöneren Platz direkt an der Saône. Unter einer mächtigen Pappel und ganz für uns alleine.

Erst ist es sommerlich heiss, später kommen braungelbe Wolken und es beginnt zu nieseln. Aber nicht stark, so dass wir bei offener Tür im Bett dösen können. Die Pappel raschelt mit ihren Blättern und eine laue Brise bringt etwas Abkühlung. Herrlich schön.

4. Juni 2018

Burgund-Reise: Jura und das Ende der Schweiz

Heute sind wir dann doch noch zu unserer traditionellen Mai-Reise gestartet; wegen meinem Broterwerb aber mit fast einer Woche Verspätung! Zudem hatte unser Möbelwagen heute Morgen einen unerwarteten Defekt und ich musste ihn den halben Vormittag lang reparieren.
Aber jetzt sind wir unterwegs. Wohin genau, wissen wir selber nicht, da schauen wir von Tag zu Tag. Vermutlich ins Burgund. Odr so.

Wir fahren an Bern vorbei dem Jura entgegen. Im Berner Seeland ist grad Erdbeer-Ernte und wir geniessen die prallroten und sonnenwarmen Früchte. Wir plaudern ein wenig mit dem Erdbeerbauer. Er spricht leidlich deutsch und französisch wie die Marokkaner. Vielleicht ist das eine lokale Mundart? Oder es fehlen ihm ein paar Zähne?

Hinter La Chaux-de-Fonds ist die Schweiz schon fast zu Ende. Wir fahren bis an die die Steilküste des Doubs – nach Roches de Moron (n47.1000, e6.7545) – und schauen in den grandiosen Canyon hinunter.

Tief unten schlängelt sich der Doubs durch die tief eingeschnittene Schlucht. Und weil sie ihm eine Staumauer in den Weg gebaut haben, fliesst er hier breit und träge dahin.
Die liebliche Hügellandschaft drüben am anderen Ufer ist schon Frankreich. Die Grenze verläuft hier mitten im Doubs und es gibt weit und breit keine Brücke darüber.

Schwere dunkelgraue Wolken verbreiten Gewitterstimmung und es diesig und so gar kein Fotolicht. Vielleicht müssen wir morgen früh noch einmal herkommen?

Wir übernachten in Les Planchettes. Die Wolken werden immer dunkler, aber schlussendlich bleibt es trocken und am Abend kommt wieder die Sonne. Doch die schwüle Nachmittagshitze geht weg und am Abend ist es herrlich angenehm frisch. Die Grillen zirpen und die Vögel jagen Mücken.
Das Zentrum von Les Planchettes besteht aus einem Blumen-Kreisel, einer Kirche, einem Restaurant und eher weniger als fünf Häusern. Aber hier steht auch noch eine Telefonzelle – wohl eine der letzten in der Schweiz. Und alleine deswegen lohnt sich eine Reise hierher.

24. Mai 2018

Uhu-Ferien

Eigentlich sind wir seit einigen Tagen im Urlaub. Allerdings muss ich arbeiten und sitze deswegen zuhause im Büro und bin werktätig. Natürlich können wir zwischendurch etwas unternehmen. Aber wegen ihrer gestauchten Hand kann Frau G. weder velofahren noch paddeln; und wegen ihrem geprellten Popo nicht gut laufen.

Wir Schweizer nenne solche Ferien „uHu“ – ums Hus umä.

21. Mai 2018

Brandteig-Schwänli

Brandteig-Schwäne sind Klassiker der altmodischen Küche. Sie sehen schick aus und sind recht einfach zu backen. Mein Bruder hat ein Rudel davon gemacht.
Der Teig war flauschig und knusprig zugleich, die Creme herrlich vanillig.

Doch seine Schwäne sahen ganz anders aus, als jene im Kochbuch. Wie feisse Geier im Eiter-See…