12. Februar 2018

wo kämen wir hin, wenn ...

«Wo chiemte mer hi / wenn alli seite / wo chiemte mer hi / und niemer giengti / für einisch z'luege / wohi dass me chiem / we me gieng»*
Gestern vor einem Jahr verstarb der grossartige berner Schriftsteller Kurt Marti.

*die Übersetzung für Fremdsprachige: «Wo kämen wir hin / wenn alle sagten / wo kämen wir hin / und keiner ginge / um zu sehen / wohin man käme / wenn man ginge»

10. Februar 2018

automobiler Augenschmaus in Malta

Malta war berühmt für seine wunderschönen Busse und die alten Autos. Doch das ist leider vorbei. Jetzt sieht man fast nur noch ganz gewöhnliche Autos und moderne Busse. Oder blitzblank renovierte Oldtimer.

Dieser „Morris LD Van, Mk. II“ von 1961 dient nun als rollende Imbiss-Hütte. Britische Eleganz in mintgrün.

Ein in Grossbritannien gebauter „Renault 50“ aus den späten 1980-er Jahren. Robust und weitherum unbeliebt.

Ein Toyota Celica von 2001 mit einem imposanten Heckspoiler. Der ultimative Hobel für brunftige Jungmänner.

Und hier noch ein freilebendes Exemplar. Ein Bedford-Bus aus den 1960-er Jahren.

7. Februar 2018

Malta: es war einmal eine Eisenbahn…

Früher gab es in Malta auch eine Eisenbahn. Von 1883 bis 1931 dampfte sie von Valletta nach Mdina. Heute ist von der damaligen Bahn kaum noch etwas zu finden. Er mich aber kennt, der weiss – sowas hindert mich nicht am Suchen.

Der Bahnhof „Birkirkara“ (n35.8953, e14.4640) hat als einziger die lange Zeit fast unbeschadet überstanden. Das Gebäude steht leer und da wo damals die Gleise lagen ist heute ein kleiner Park.
Bis vor zwei Jahren standen da auch noch die Reste eines Eisenbahnwagens. Nachdem darin die Vandalen wüteten, wurde er nun entfernt und in Sicherheit gebracht. Momentan sucht man Geld für seine Renovierung.

Auch in Ħamrun (n35.8874, e14.4898) konnte ich noch Spuren finden. Hier kaut ein Baum an einer Schiene. Man hat sie damals wohl als Pflanzhilfe benutzt, jetzt sind sie fest miteinander verwachsen.

Bekannt ist vor allem der einstige Valletta-Hauptbahnhof. Der lag in einem Tunnel (n35.8959, e14.5093) gleich neben dem grossen Stadttor. Das letzte Mal war hier eine Baustelle, jetzt ist die alte Eisenbahnbrücke nagelneu renoviert – und der Bahnhof leider immer noch nicht zugänglich!

Auch der ehemalige Bahnhof „Mdina“ (n35.8869, e14.3995) wurde kürzlich renoviert und heftigst aufgehübscht. Auch wenn über dem Eingang "Museum Station" steht, ist da jetzt ein Restaurant untergebracht.

Ursprünglich führte die Bahnlinie nicht ganz bis Mdina, sondern endete schon östlich der Stadt am Bahnhof „Notabile“ (n35.8819, e14.4069). Später baute man den Tunnel unter Mdina hindurch und verlängerte die Strecke um einen Kilometer.

Das Tunnelportal gleich neben dem Bahnhof ist kaum noch zu erkennen. Schon vor vielen Jahren wurde es zugemauert und der Tunnel für die Pilzzucht verwendet – erzählt mir ein netter Nachbar.

5. Februar 2018

Malta: Benimm dich, als wäre deine Mutter dabei

Sooo. Heute geht’s zurück in die feuchtfrostige Schweiz. Ein letztes Mal frühstücken wir im Dachrestaurant. Auch wenn das Wetter heute etwas schwächelt und nässt, die Aussicht von hier oben ist einfach grandios.

Am Mittag kaufen wir uns ein Festpreis-Taxi und lassen uns zum Flughafen liefern. Hier sind recht viele Leute unterwegs und draussen vor dem Fenster landen und starten ein Flugzeug nach dem anderen.

Über dem Kiosk-Regal hängt eine nette Tafel: «Benimm dich, als wäre deine Mutter da». Ich ernenne das sogleich zu meinem heutigen Tagesmotto sei.

Um halb drei sind dann auch wir dran. Wir steigen in den genau gleiche Air Malta Airbus wie auf dem Hinflug. Und schon kurze Zeit später donnern wir über den Wolken heimwärts. Ich döse ein und verpasse so beinahe das Essen.

Als wir gegen Abend in Zürich landen, klatschen einige Mitreisende. Und plötzlich war mir klar, weshalb sich sich die Piloten im Cockpit einschliessen: Sie ertragen dieses einfältigen Klatscher einfach nicht mehr!

Nieselregen und Schneepflotsch. Wir sind wieder daheim.

2. Februar 2018

Malta: europäische Kulturhauptstadt Valletta 2018

Heute Nachmittag soll das Wetter schlecht werden und heute müssen wir unser Mietauto zurückgeben. Davor wollen wir aber noch eine letzte Expeditionsfahrt unternehmen. Erst einmal quälen wir uns durch den hereindrückenden Morgenverkehr aus der Stadt hinaus, schauen unterwegs dies und das an und landen schlussendlich in - Mdina.

Diese Festungsstadt hat ja neulich schon sehr gut gefallen, jetzt schauen wir sie uns etwas genauer an. Stämmige Mauern und prunkvolle Paläste und einfache Wohnhäuser aus alten Zeiten, und alle aus dem gleichen hellgelben Sandstein gebaut. Es gibt viel zu schauen und zu probieren.

Irgendwann am Nachmittag fahren wir zum Flughafen und geben unseren kleinen Nissan-Flitzer zurück. Wir waren damit 195 Kilometer unterwegs. Auf einer Insel, die nur viermal so gross wie Giswil ist, dünkt mich das erstaunlich viel!

Heute findet das Eröffnungs-Spektakel zur „Kulturhauptstadt Valletta 2018“ statt. Man erwartet über 100'000 Besucher; für eine Stadt mit kaum 6'000 Einwohnern sind das doch recht viele! Und wies ausschaut sind die alle auch schon da. Die Gassen quellen über vor Leuten.
Wir setzen uns zuerst einmal ins Parteilokal der Arbeiterpartei. Hier aus dem 1. Stock haben wir einen schönen Überblick. Und das Essen ist gut und preiswert.

Spätabends fahren wir mit der Fähre zurück nach Sliema. Auch hier sind immer noch viele Leute unterwegs. Zwei Fähren baggern unablässig Feierlaunige hinüber. War schön. Und es war ein hübscher Abschluss unserer Maltareise, denn morgen fliegen wir heim.

1. Februar 2018

Malta: das grosse Beton-Ohr

In Malta gibt es auch Sehenswürdigkeiten die kaum einer kennt und die niemand besucht; zum Beispiel das grosse Betonohr in Magħtab (n35.9311, e14.4436). Das ist ein einzigartiges historisches Frühwarnsystem der britischen Armee.

Die Anlage ist ein riesiges Hohlspiegelmikrofon und besteht im Wesentlichen aus einer gebogenen 70 Meter langen und 8 Meter hohen Betonwand. Früher waren davor noch zwanzig sehr empfindliche Mikrophone installiert. Damit konnte man sehr weit entfernte Geräusche hören. In diesem Fall waren das Flugzeuge, die von Sizilien her auf Malta zugeflogen.

Bild: Google Maps
Der „Sound Mirror“ - oder „Il-Widna“, wie die Melteser sie nennen - wurde in den Jahren 1934/35 gebaut und dann gleich in Betrieb genommen. Erste Tests zeigten, dass man damit fünfzig Kilometer entfernte Flugzeuge orten kann. Tag und Nacht. Und auch bei Nebel. Und es gab der Küstenverteidigung etwa sechs Minuten Vorwarnzeit. Für die damalige Zeit war das sensationell.

Bildquelle: dragon-hunter
Blöderweise wurden genau zu der Zeit in Deutschland und Grossbritannien der Radar erfunden. Radar funktionierte nicht nur besser, sondern diese Anlagen waren deutlich genauer und mobil. So kam es, dass man „das Ohr“ bereits 1937 ausser Dienst nahm.

Wegen der immer noch intakten Tarnung ist die Anlage schwer zu fotografieren. Und wegen der vielen Mauern und Absperrungen kommt man kaum nahe heran. Ein Bauer half mir mit Tipps und Ratschlägen, doch das Licht war trotzdem mies.