27. November 2017

nach Valencia: im Zug nach Südfrankreich

Es ist eiskalt und stockfinster auf dem Bahnhof Giswil. Bei jedem Halt steigen schläfrige Pendler in meine S5. Um 7:00 legt in Luzern der Interregio nach Genf ab. Es wird langsam Tag und in der Gegend von Sursee verkauft mir der Minibar-Mann ein Kaffee. Seltsamerweise ist der Kerl dem Namen nach vom Balkan; normalerweise sind das ja sonst immer Tamilen – verrückte Welt.


In Freiburg/Fribourg verlassen wir die Deutschschweiz. Merken tut man davon nichts, aber nun spricht der Zuglautsprecher zuerst französisch und erst danach deutsch. Kurz vor zehn landen wir pünktlich in Genève. Gazellengleich renne ich in grossen Sprüngen vom Gleis 2 ganz nach hinten zum Zoll und dann zum Gleis 7, wo grad mein Zug nach Valence einfährt.

Insgeheim hatte ich mich auf einen klassischen lokbespannten Zug gefreut, doch es ist bloss so ein Vorort-Lutscher. Ich ergattere aber einen netten Sitzplatz mit Tisch und Steckdose. Die Polster sind schon wieder blau und diesmal sogar richtig bequem. Pünktlich um 10:00 fährt der Zug − nicht los. Wir Passagiere bekommen zuerst ausgiebig Gelegenheit über die Pünktlichkeit und Fahrpläne im Allgemeinen zu sinnieren. Mit einer Viertelstunde Verspätung fahren wir dann doch los.
Der Zug ist überraschend zügig unterwegs. Die Landschaft fliegt nur so vorbei; Flüsse, Seen, Weinberge, Schneeberge. Schon in Annecy haben wir die Verspätung komplett aufgeholt.

Kurz vor Valence geraten wir dann noch in eine Baustelle; so dass ich schlussendlich mit zwanzig Minuten Verspätung im Bahnhof Valence TGV ankomme. Egal, ich habe ja eh eine Stunde Zeit zum Umsteigen.
Valence TGV ist ein neuer, moderner Bahnhof weit ausserhalb der Stadt. Hier kreuzen sich die Bahnlinien. Oben fahren die Busse und Regionalzüge und unten die TGV. Ab und zu donnert einer ohne Halt und mit über 200 km/h mitten durch den Bahnhof. So etwas habe ich noch nie gesehen − grauslig schön.

Kurz vor der Abfahrt meines TGV nach Montpellier wird zuerst 5, dann 20 Minuten Verspätung gemeldet. Dann 1 Stunde! Um 15:15 kommt dann ein etwas abgeschabter TGV Duplex angefahren und ich steige ein. Die letzte Etappe reist Monsieur Muger nun 1. Klasse, bei drei Euro Aufpreis konnte ich da nicht widerstehen. Die Sitze sind breit und weich und flauschig bequem.
Wir rasen pfeilgerade durch die südfranzösische Landschaft. Die Abendsonne leuchtet milchig wie in einem kitschigen Western. Um halb fünf − statt um halb vier − erreichen wir Montpellier. Mein Hotel ist gleich beim Bahnhof. Es ist alt und etwas abgewohnt, genau wie ich es gerne mag.

ZB S5 Giswil-Luzern
SBB IR 2510 Luzern-Genf, beide zusammen Fr. 40.- 
SNCF TER 96634 Genève-Valence, 2. Klasse
SNCF TGV 5331 Valence-Montpellier, 1.Klasse, zusammen € 40.45

25. November 2017

Eisenbahnsport Spanien

So, wir haben unseren Möbelwagen ins Winterlager gebracht. Die Wohnbatterie schwächelt und ich glaube nicht, dass sie den nächsten Winter übersteht. Aber dadrum kümmere ich mich später, denn jetzt steht zuerst meine traditionelle Novemberreise auf dem Programm.

Diesmal geht’s mit der Bahn nach Spanien; Eisenbahn fahren und mir ein paar Sachen anschauen. Vorbereitet habe ich so gut wie nichts und will mich einfach treiben lassen – zumindest soweit es der teils spärliche Fahrplan zulässt.
Ich möchte die anregende Langeweile langer Bahnfahrten geniessen. Auf fremden Bahnhöfen sitzen, Kaffee trinken und den Leuten nachschauen. Und an der Costa del Azahar Freunde heimsuchen.

22. November 2017

Kürbissuppe mit Käsewürstli

Heute wieder einmal eine Wurst. Diesmal vom hiesigen Bauernmarkt – in Kürbissuppe badende Käsewürstli.

Oder wie wir sagen tun: Chirbsäsuppä mid Chäswürschtli. Eine ausserordentlich gut gelungenes Menü.

21. November 2017

Bulgarien: vergrabene Panzer?

Das erste Mal erfuhr ich kurz nach der Wende von den vergrabenen Wehrmachts-Panzern in Bulgarien. Und ich wusste gleich, die will ich mir irgendwann mal ansehen. Lange hörte ich nichts mehr davon, bis vor einigen Jahren ein Militaria-Sammler einige ausgrub und sie nach Deutschland transportieren wollte. Er wurde dabei erwischt und wegen Panzerdiebstahl angeklagt.

Vergrabene Wehrmachts-Panzer; aber warum und wieso? Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese fast neuen Panzer übrig geblieben. Sie waren voll funktionsfähig, aber Nazi-Panzer passten so überhaupt nicht ins Ostblock-Konzept. Also baute die bulgarische Armee die wertvollen Maybach-Motoren aus und machte aus den Überbleibseln kleine „Bunker“. Man grub die Panzer entlang der türkischen Grenze einfach soweit ein, dass nur noch die Kanone aus der Erde rausguckte.

Nach dem Panzer-Diebstahl barg die bulgarische Armee alle Fahrzeuge und brachte sie ins „Museum des siegreichen Kampfes“ in Yambol. Für mich ist das jetzt natürlich ganz praktisch, muss ich nicht mehr durchs Gestrüpp streunen und die vergrabenen Kolosse suchen.
Wir erhalten vom Museumsdirektor eine persönliche Führung. Er war früher selber Panzer-Kommandant und kennt sich gut aus. Bei den Wehrmachts-Panzern handelt es sich vor allem um „Panzer IV“. Die wurde damals tausendfach gebaut und stehen heute in vielen Museen weltweit.

Daneben gibt es aber auch noch einige wesentlich seltenere „Sturmgeschütz IV“ und einen sehr seltenen „Jagdpanzer IV“.  Interessanterweise stehen alle drei Panzertypen auch im Panzermuseum Thun, den Weg nach Yambol hätte ich mir deshalb auch sparen können…

Als man die Wehrmachts-Panzer ausgrub waren viele davon in einem sehr guten Zustand. Selbst der originale Anstrich war noch vorhanden. Doch inzwischen hat man leider die meisten mit Rostschutzfarbe angestrichen, grün und senfgelb…

20. November 2017

hinter dem Berg

Bei uns in den Bergen vergehen die Jahreszeiten nicht gleichmässig, sondern eher sprunghaft. Gestern noch schien die Sonne bis in den Abend hinein. Doch heute schaffte sie es nicht mehr über den Berg und verschwand bereits um halb vier hinter dem Giswilerstock. Jetzt ist definitiv Winterzeit.

Erst im nächsten März wird die Sonne den Stock wieder überspringen. Dann scheint von einem Tag auf den anderen eineinhalb Stunden länger. Dann plumpst der Frühling ins Tal.

17. November 2017

er war ein guter Chili

Er war ein guter Chili-Busch. Den ganzen Sommer über produzierte er seine feurigscharfen Früchte hundertfach. Und selbst jetzt im Spätherbst drückt er noch einige raus. Säckeweise schlummern die roten Schoten nun im Tiefkühler. Sie werden uns noch lange erfreuen und uns den Winter über in die Zunge beissen.

Doch nun ist seine Zeit vorbei - Frau G. hat ihn ausgerissen und auf den Komposthaufen geworfen. Denn scharf kann er sehr gut, Frost aber überhaupt nicht.