8. November 2016

mit dem Wohnmobil nach Mailand?

Unsere Mailand-Städtereise ist zu Ende – ein Blick zurück und einige Reisetipps von mir.

+In Mailand selber gibt es keine Campingplätze, bloss ausserhalb. Eh nix für uns - deshalb haben wir auf einem Parkplatz neben einer Metrostation gehaust. Es war ruhig und kostenlos, und wir wurden weder belästigt noch vertrieben. Uns hat es da sehr gut gefallen.

+Der Öffentliche Verkehr in Milano funktioniert mit Metro, S-Bahn, Bus und Tram wie anderswo und hervorragend. Neben dem üblichen Biglietto gibt es am Automaten auch praktische Ein- und Zweitageskarten für 4,50/8,25 €. Aber Obacht, diese gelten nur im eigentlichen Stadtgebiet und nicht auf dem ganzen Netz. Die Messehallen liegen zum Beispiel ausserhalb der Gültigkeit.
+Ende Oktober ist auch in Mailand das Wetter nicht mehr ‒ öööhm ‒ sehr sommerlich. Die Touristenschwemme im Stadtzentrum ist deshalb aber nicht wesentlich kleiner. Doch bereits in den Nebengassen ist es ruhig und beschaulich. Und der Cappuccino kostet da auch bloss noch 1,50 €.

Unser Fazit: Milano war und ist eine grossartige Stadt und jederzeit einen Besuch wert. Auch mit dem Wohnmobil, Camper oder Möbelwagen. Oder mit der Eisenbahn; Trenitalia fährt schon für 9 Euro ab Zürich oder Luzern.

7. November 2016

in Huttwil ist Zibelemärit

Kürzlich fand in Huttwil der legendäre und alljährliche Zibelemärit, der Zwiebel-Markt, statt. Frau G. wollte ihn anschauen und ich begleitete sie gerne und freudig. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich mich sonderlich für Zwiebeln interessieren täte. Nein, vielmehr freute ich mich auf den Ausflug und die Möglichkeit einer Grillwurst.

Am  Zibelemärit werden - wenig überraschend - allerlei Zwiebeln feilgeboten. Rote, weisse und gelbe; lose und zu Zöpfen gebunden. Aber auch Öpfuchüechli, Krapfen und Fisch-Knusperli. Und wie erwartet Rauchwürste, Hot-Dog und Bratwürste. Ich erwerbe dann aber einen Schinkengipfel und einen Nidelkuchen, der, wie sich später herausstellt, am Einpackpapier klebt und leicht nach Gummistiefel riecht.
Dann weicht der Bodennebel und die Sonne lösst das abgestorbene Laub herbstlich bunt leuchten. Und wir fahren nachhause.

5. November 2016

Milano: Hexenschuss

Wir hausen immer noch in unserm Möbelwagen-Ferienhaus auf dem Parkplatz der Metrostation San Leonardo. Die Nacht war ruhig aber kalt. Aus der Heizung strömt nur ein lauwarmes Lüftchen, denn sie läuft auf Stufe 1. Schalte ich sie auf Stufe 2 leuchtet bloss ein rotes Licht – und das macht auch nicht wärmer.
Als ich aufstehe, sticht es mich unsäglich in den Rücken. Ich weiss zwar nicht wie sich ein Hexenschuss anfühlt, aber etwa so stelle ich mir den vor. Mit der Zeit und mit der Bewegung wird der stechende Schmerz weniger und wir fahren wie jeden Tag mit der Metro 1 in die Stadt.

Jetzt ist es Abend – und der Hexenschuss hat mich wieder mächtig getroffen. Ich liege im Möbelwagen und winseln leise vor mich hin. Ich kann mich kaum bewegen.
Etwas später gehen wir noch gschwind in die Bar nebenan in der Metrostation. Wobei; ich tue weniger gehen, als vielmehr gebückt hin tippseln. Frau G. stützt mich wie einen Betagten. Zum Glück hat‘s Barhocker, sonst hätte ich an der Theke abhängen müssen. Wie ein Besoffener – odr so.

Am Abend werden meine Rückenschmerzen immer heftiger. Ich kann nicht stehen und nicht liegen – aber wenigstens relativ schmerzarm sitzen. Deshalb fährt mich Frau G. nachhause. Die Autobahn ist ohne Autos und wir sind kurz nach zwölf zuhause. Gut, denn morgen ist Weltmännertag.

3. November 2016

Milano: grellbunte Kerle und feuchte Hände

Ich mag Mailand ganz besonders wegen der skurriler Sehenswürdigkeiten und schriller Typen, den Möchtegern-Designer und Mode-Tussis.

In einem schäbigen Durchgang unweit des Domplatzes gibt es auch einen „Walk of Fame“. Allerlei Prominente haben hier ihre Handabdrücke im feuchten Beton hinterlassen. Sophia Loren, Roger Moore, Patrick Swayze und sogar MacGyver trat hier in den weichen Mörtel.

2. November 2016

Milano: mit dem Flieger ins Hochhaus

Das Pirelli-Hochhaus wurde in den späten 1950-er Jahren gebaut und ist eine Ikone der italienischen Nachkriegs-Moderne. Mit seinen 128 Metern war es lange Zeit auch das höchste Gebäude Mailands. Und zehn Meter höher als der Mailänder-Dom.

Am 18. April 2002 röhrte ein Flugzeug quer über den Bahnhofplatz und prallt ins Pirelli-Hochhaus. Italien war geschockt. Die Terroranschlägen in den USA waren ja erst einige Monate her und nun befürchtete man Ähnliches.
Der Brand im  im 26. Stockwerk konnte recht zügig gelöscht werden. Was übrig blieb waren drei Tote und über 50 Verletzte. Und einige komplett zertrümmerte Stockwerke im "Pirellone".

Das Flugzeug war eine Rockwell Commander (HB-NCX) und kam aus Lugano. Sein Pilot war ein schweizer Rentner und alleine unterwegs. Lange Zeit rätselte man, ob es nun ein Terroranschlag oder ein Unfall war. Später zeigte es sich dann, es war ein Selbstmord.

Der „Pirellone“ (n45.4847, e9.2011) ist längst wieder renoviert und im 31. Stock befindest sich heute eine Gedenkstätte und mit einem grandiosen Ausblick über die Stadt. Die ist allerdings nur am Sonntag geöffnet. Doch als wir da waren - nicht.

1. November 2016

Milano Centrale, grauslich schön

Der Mailänder Hauptbahnhof „Milano Centrale“ ist ein richtiger Eisenbahn-Tempel. Ein riesengrosser Kopfbahnhof mit 24 Geleisen. Ein imposanter Palast aus hellem Sandstein und voller patriotischem Schmuckwerk, himmelhohe Hallen und dicke Marmorsäulen. Von den Gesimsen äugen Löwen und Adler und bunte Mosaike künden vom Fortschritt.

Ursprünglich stand der Hauptbahnhof auf der heutigen Piazza della Repubblica. Als es da zu eng wurde, verlegte man ihn etwa 1 Kilometer weiter nach draussen. Geplant wurde er noch in der Pferdekutschenzeit, gebaut dann aber erst in den 1930-er Jähren. Deshalb war er auch schon von Anfang etwas altmodisch und veraltet.
Für den König gibt es einen Extra-Zugang und einen prunkvollen Wartesaal, den „Sale Reale“ im östlichen Seitenflügel. Doch der König nutzte den kaum, dafür hat der Duce Mussolini hier gerne seinen deutschen Freunde empfangen! Man legte dazu sogar extra einen schicken Hakenkreuz-Parkett.

Ganz in der Nähe ist die „Cappella di Stazione“, die Bahnhofskappelle. Nirgends sonst kann man im Bahnhof so ruhig und ungestört sitzen und sich ausruhen.
Da das Gelände um den Bahnhof herum etwas abschüssig ist, die Geleise aber unbedingt waagerecht sein müssen, befinden sie sich zuvorderst mehr als zehn Meter über der Strasse. Von der ehemaligen Kutschenhalle gelangt man über zwei prachtvolle Treppen in die eigentliche Bahnhofshalle hinauf. Und von da in die komplett verglasten Geleishallen mit ihren fünf Gusseisen-Bögen.

Im  Hohlraum unter den Geleisen befand sich früher eine richtiger Güterbahnhof. Er hatte aber keinen eigenen Gleisanschluss, die Güterwagen wurden stattdessen einfach mit einem grossen Lift in die Halle hinauf gehoben.
Und von hier wurden zwischen 1943 und 45 auch zahlreiche Mailänder in verschiedene deutsche und italienische Konzentrationslager abtransportiert. Seit einigen Jahren gibt es darum im Keller unten eine kleine Gedenkstätte.
Doch jedesmal wenn ich bisher da hinein wollte, war sie geschlossen! So auch heute.