30. September 2015

bim Tschingg: die beste Pizza des Universums

Ich glaube nicht, dass man Hühner zu den Singvögeln zählt; Güggel ganz bestimmt nicht. Von fünf bis neun kräht sich ein Gockel in unserer Nachbarschaft die Seele aus dem Leib. Will er damit seine Hühner bezirzen oder den Nachbarhahn beeindrucken? Man weiss es nicht.

Die Morgensonne scheint und die Uferpromenade strahlt im warmen Licht. Wir verlassen Mergozzo und fahren an den nahen Ortasee. Von hier kurvt einen schmale und stotzige Strasse bergauf. Tiefe Schluchten und finstere Kastanienwälder. Schon erstaunlich, wie bergig es hier ist. Dutzende Spitzkehren später sind wir oben auf dem Berg und in Madonna del Sasso. Die Wallfahrtskirche thront zuoberst auf einem Felszacken; direkt am Abgrund. Von hier haben wir einen grandiosen Ausblick. Direkt unter uns liegt der Ortasee mit seiner Klosterinsel, am Ostufer das Dorf Orta und am Horizont die Schneeberge des Tessins.

Unter den alten Kastanienbäumen hinter der Kirche steht ein kleiner Imbiss-Kiosk. Wir trinken Cappuccino und essen Gipfli mit Nutella-Füllung. Und schauen zu, wie verspätete Hochzeitgäste zur Kirche hinunter eilen.
Das Dörfchen Pella liegt direkt unterhalb von Madonna del Sasso am Seeufer. Ein milder Wind weht über den See und die Sonne macht einen auf Spätsommer. Wir fläzen uns im Möbelwagen aufs Sofa und schauen den Gänsen zu. Dann übermannt mich ein Nickerchen.

Am Südende vom See stehen viele Fabriken und sie alle produzieren, wie wir auf den Werbeschildern sehen, Wasserhähne. Eine nicht, die macht Duschschläuche. Wir wenden und fahren am anderen Seeufer wieder hinauf bis Omegna. Hier ist heute Flohmarkt und ein Seeschwimmen. Wir stöbern im Gerümpel und feuern die Schwimmer an. Es gewinnt ein junger Kerl mit Oberarmen, so dick wie meine Oberschenkel. Er steigt aus dem Wasser und ist kaum ausser Atem.
Es beginnt zu regnen und wir flüchten uns in ein Strassenlokal. Gegenüber spielt ein Rollstuhlfahrer auf dem Akkordeon Seemanns-Schlager. Dann endet der Regen so schnell er begonnen hat und wir fahren hinüber an den Lago Maggiore.

Wir schauen uns den Bahnhof von Stresa an. Das Bahnhofsgebäude war einmal ein klassischer Prunkbau mit schönen Granit-Gewänden und üppig geschnitzten Vordächern. War er einmal – denn heute sieht er aus wie eine alternde Nutte, die Furchen und Risse einfach bunt überpinselt und mit etwas Billigschmuck aufgehübscht.


Der Grund warum wir ausgerechnet am Bahnhof Stresa sind, ist die Pizzeria „Orient-Express“. Nicht wenig Einheimische behaupten, hier gäbe es die beste Pizza des Universums. Mal sehen. Ich verschlinge eine Pizza "Orient-Express" mit Gorgonzola und viel Zwiebeln drauf. Die ist richtig gut, aber der Frau G. ihre mit scharfer Salami ist noch besser.
Wir übernachten neben dem Güterschuppen direkt am Bahnhof.

29. September 2015

bim Tschingg: Buben aus Stein am Lago Maggiore

Gar nicht weit nach der italienischen Grenze liegt das Städtchen Cannobio (N46.06365, E8.70031) direkt am Lago Maggiore. Von der Hauptstrasse schlendern wir durch ganz schmale Gassen hinunter an die Uferpromenade. Hier ist jeden Sonntag viel Trubel und Wochenmarkt. Heute ist weder das eine noch das andere und deshalb ist es ganz beschaulich.

Wir flanieren hin und her, schauen den Leuten in den Strassenlokalen in die Teller und erfreuen uns an der milden Herbstsonne. Der Föhn hat die Wolken weggeblasen, nun ist es himmelblau. Dafür ist jetzt der See wild. Die Wellen schäumen und gurgeln.

Füdliblutte Buben aus Stein schmücken ein Kirchenportal. Wer ausser der katholischen Kirche kann sich so etwas heutzutage noch erlauben - nackte Kinder als Wandschmuck. Wir bestaunen die neu-barocke Pracht. Schöne Bürgerhäuser, am See entlang haben sie Arkaden, wo sich zahlreiche Ladengeschäfte verstecken. Cannobio ist vermutlich das schönster Städtchen an den oberitalienischen Seen.

Unsere Strasse führt weiterhin am Ufer entlang. Sie ist schmal und oft regelrecht an den Steilhang geklebt. Wo immer es eine halbwegs ebene Fläche hat, stehen Häuser. Oft prächtige Villen aus längst vergangenen Zeiten, umgeben von Palmen und Blumengärten.
Eigentlich wollten wir in Verbania den botanischen Garten der Villa Taranto (N45.9259, E8.56546) anschauen, aber die Umstände ergeben es anders. Wir fahren um die Ecke herum und am an den Lago di Mergozzo entlang bis nach Mergozzo. Feierabend.

Das wenig bekannte Dörfchen Mezzano (N45.9608, E8.44957) hat eine nette Uferpromenade mit zwei, drei Gaststätten. Mitten auf dem Platz steht das Wahrzeichen des Dorfes, eine fünfhundert Jahre alte Ulme. Stahlrohre stützen den altersschwachen Baum - er sieht aus wie ein Einbeiniger mit Krücken.
Wir übernachten auf dem grossen Parkplatz oberhalb vom Dorf. Der Föhn bläst und ennet dem Wäldchen donnern die Güterzüge vorbei.

28. September 2015

zum Tschingg: sauromantisches Tessin

«Komm, fahren wir ein paar Tage in den Süden», sagt Frau G. Sie hat zwischen ihrer Weiterbildung und der neuen Arbeitsstelle grad ein paar Tage Zeit. Und das Wetter ist auch gut. Also brummen wir mit unserem Möbelwagen ins Tessin. Es regnet, doch wie weiter wir in den Süden kommen, desto schöner wird es. Wir machen in Iragna einen ersten Kaffee-Halt.

Iragna mochte ich schon immer. Eigentlich ist das Dorf nichts Besonderes; klein, eng, ärmlich. Aber irgendwie auch ur-gemütlich. Die alten Häuser sind komplett aus Granit; auch die Dächer. Die neueren sind verputzt und gerne grässlich angestrichen. Einzig das neue Gemeindehaus hebt sich wohltuend ab; Granit, Beton und Architektur.
Wir setzen uns ins Gasthaus am Dorfplatz (N46.3288, E8.9674) und schauen den Leuten zu. Viele sind heute nicht unterwegs – liegt wohl am bescheidenen Wetter.

Das Nachbardorf heisst Lodrino. Man erkennt es an dem grossen Steinbruch, wo der Granit für die Häuser abgebaut wird. Gleich daneben steuern wir das „Grotto“ an – ein Gartenlokal, ähnlich einem bayrischen Biergarten. Unter mächtigen Kastanien stehen hier einige verlassene Häuser. Dazwischen das Grotto mit Granit-Tischen, Granit-Bänken und einer Feuerstelle aus Granit. Zwischen den Bäumen hängen bunte Lampen, aber jetzt ist Mittagszeit und die Lampen sind unbunt. Aber sauromantisch ist‘s, trotz Nieselregen.
Am Nebentisch hocken einige alte Männer und besprechen die allgemeine Lage. Sie trinken Rotwein und essen Häppchen. Einer im Übergwändli hat Hände wie Bärentatzen, rau und behaart. Er arbeitet wohl im Steinbruch? Dann schlägt die Kirchenglocke zwölf und die Männer gehen nachhause; Mittagessen.

Wir fahren auf der alten Strasse weiter südwärts. Immer an der westlichen Talflanke entlang. Vorbei an Bellinzona und quer durch Locarno bis nach Brissago. Dann den Berg hinauf nach Porta. Die Strasse ist schmal, aber enorm steil. In Porta steht seit zwanzig Jahren eine Kapelle (N46.12335, E8.70773), die ich mir schon lange mal anschauen wollte. Ein, auf den ersten Blick simpler, Kubus aus Beton und Granit. Aber mit einer raffinierten Lichtführung im Inneren und einem grandiosen Ausblick über den Lago Maggiore.

26. September 2015

zu Fuss nach China

Auch eine Weltreise beginne mit dem ersten Schritt, sagt doch dieser Volksmund. Gestern bin ich nach China losgelaufen und wollte mal schauen wie sich das anfühlt.
Nach knapp zweihundert Meter erkannte ich dann aber, es wiederholt sich immerzu – die Lauferei. Ich kehrte um und ging nachhause.

25. September 2015

Achtung: Bruderklausentag

Bei uns ist heute Feiertag: Bruderklausentag. Und deshalb schreibe ich heute nichts. Gar nichts.

Der Bruder Klaus – amtlich hiess der "Niklaus von Flüe" – ist der Schweizer Nationalheilige und er wurde in unserer Nachbargemeinde Sachseln geboren. Er starb am 21. März 1487, deshalb ist bei uns immer am 25. September Feiertag.

24. September 2015

Reisetipp: billig Gondel fahren in Venedig

Was wäre Venedig ohne eine Gondelfahrt? Doch dies ist kein billiger Spass. So eine Touristen-Gondelfahrt kann gut und gerne drölfzigmillionen oder mehr kosten. Was viele nicht wissen, es gibt auch eine viel preiswertere Möglichkeit Gondel zu fahren: Die Gondel-Fähren über den Canal Grande – „la Gondola-Traghetto“ – wie der Italiener dazu sagt.

Insgesamt gibt es sieben solcher Gondel-Fähren; ziemlich gleichmässig zwischen Bahnhof und Piazza San Marco verteilt. Die Stationen erkennt man an einem grünen Schild mit der Aufschrift „Traghetto“. Und die Fähr-Gondeln daran, dass die Fahrgäste darin stehen statt zu sitzen.
Die Fähren fahren jeden Tag und in der Regel von halb acht bis abends um acht. Eine Fahrt kostet für Einheimische 70 Cent, für „andere“ 2 Euro.