7. Mai 2015

Oberrhein: die Kanalbrücke von Wolfersdorf

Dannemarie. Der „Rhein-Rhone-Kanal“ verbindet nicht nur die beiden grossen Flüsse, sondern auch die Nordsee mit dem Mittelmeer. Der Kanal wurde zwischen 1784 und 1833 gebaut und ist bis heute in Betrieb. Eigentlich wäre ja eine Route durch die Westschweiz deutlich kürzer gewesen, doch dieses Projekt scheiterte am Geld. Und sie lag nicht in Frankreich.

Gleich oberhalb vom Hafen in Dannemarie, der eigentlich in Wolfersdorf liegt, kreuzt der Kanal den kleinen Bach Largue. Solche Kreuzungen sind alles andere als beliebt, denn hier würde ja das Wasser aus dem Kanal abfliessen. Man löste das Problem mit einer Kanalbrücke (N47.63571, E7.11207) über den Bach; 32 Meter lang und gefüllt mit 280 Tonnen Wasser. Eine Schleuse hebt die Schiffe vom Hafenbecken hinauf auf die Brücke. Von da können sie nun bequem über den Bach fahren. Und der Bauch unter dem Kanal hindurch plätschern.


Die Kanalbrücke und die Schleusen wurden damals komplett aus Sandstein gebaut, ganz ohne Beton oder Zement. Und in Handarbeit.
Um 1870 kam das Elsass zu Deutschland. Dannemarie hiess nun Dammkirch und lag nun direkt an der französischen Grenze. Der Hafen war für viele Jahrzehnte der Wendepunkt für die deutschen Kanalschiffe.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg lagen der Hafen und die Kanalbrücke direkt an der Front. Beide überstanden die Kriegszeit relativ unbeschadet. Bis heute kann man noch die Betonbunker aus dieser Zeit sehen.

6. Mai 2015

Oberrhein: Bugatti und andere und noch mehr

Es ist ein wunderbarer Frühlingsmorgen und wir fahren quer übers Rheintal, hinüber nach Mulhouse. Die Obstbäume blühen. Spargelstecher und Erdbeerpflücker kriechen rudelweise über die Felder. Die kleinen Dörfer leuchten bunt in der Morgensonne.
In Mulhouse fahren wir schnurstracks zur „Cité de l’Automobile“, dem grossen Automuseum mit der weltbekannten Bugatti-Sammlung der Schlumpf Brüder.

Im Museum sind über 400 Autos ausgestellt; so viele habe ich noch in keinem anderen Museum je gesehen. Und – es ist vermutlich das einzige Automuseum weltweit ohne einen VW-Käfer oder Ford T! Dafür zahlreiche Bugatti in allen Farben und Formen.

Von den vielen ehemaligen Schweizer Automarken habe ich zwei entdeckt; mehrere Hispano-Suiza und ein Pic-Pic.

Eine ganze Halle ist voller Rennwagen. Natürlich auch hier viele Bugatti, aber auch all die anderen italienische und französische Renner aus dieser Zeit. Erfreulich ist, dass viele Auto noch im Originalzustand sind und nicht so hochglanz-restauriert wie andernorts.

Dieser 170 H von 1937 ist einer der seltensten Mercedes überhaupt. Wie man gut sieht, wurde er, wie auch der VW-Käfer, von Ferdinand Porsche entwickelt.

Zum Übernachten fahren wir an den Hafen von Dannemarie (N47.6359, E7.1153). Hier waren wir schon sooo oft, uns gefällt es hier einfach gut.

5. Mai 2015

Oberrhein: Staufen darf nicht zerbrechen - und tut es trotzdem

Im deutschen Neuenburg am Rhein gibt es einen Wohnmobil-Ausrüstungshändler. Wir fahren hin, es ist ja nicht weit. Die Adresse habe ich vergessen und deshalb kreuzen wir suchend durch das Gewerbegebiet und finden stattdessen eine Autowaschanlage. Nun glänzt er wieder, unser Schlafwagen Und später finden wir dann auch noch den gesuchten Laden und erwerben Sachen. Alles komplett.

Staufen ist ein hübsches Städtchen zwischen der Rhein-Ebene und dem Schwarzwald. Mir ist es bekannt wegen der ältesten Gusseisenbrücke, die noch in Betrieb ist. Und wegen der Risse.
Das mit den Rissen kam so: Als man vor acht Jahren hinter dem Rathaus (N47.88174, E7.73214) einige Erdsonden bohrte, geschah ein Hopperla. Ein Bohrloch war undicht und es drang Grundwasser in eine Gipsschicht in 50 Meter Tiefe. Diese hat die dumme Angewohnheit zusammen mit Wasser aufzuquellen. Wie ein Hefeteig odr so. Seither jedenfalls hebt sich die Innenstadt von Staufen und die Häuser reissen.

Die Hebungen wäre ja nicht so schlimm, täten sie das gleichmässig. Doch es drückt sich eine Beule in die Innenstadt. In manchen Monaten hebt sich der Untergrund um einen Zentimeter; bis jetzt schon 45 Zentimeter. Die Häuser vertragen das nicht und reissen buchstäblich auseinander.

Inzwischen ist es gelungen die Bohrlöcher abzudichten. Zusätzliche Entlastungsbohrungen haben eine weitere Verbesserung gebracht. Aber der Schaden ist angerichtet und der Boden wird sich noch viele Jahre anheben. Zwar nicht mehr so stark, aber mehr als hundert Häuser sind beschädigt.

Wir steigen noch zur alten Burg hinauf und trinken jungen Wein. Als Folge dessen verlieren wir die Fahrtauglichkeit, es waren immerhin je 1 dl Wein, und wir übernachten gleich in Staufen. Ganz romantisch am Bach. Einige Jogger und Hündeler beäugen uns mit Verwunderung, sind aber ansonsten friedlich.

4. Mai 2015

Oberrhein: zottlige Kerle mit ohne Kougelhopf

Frau G. hat frei und ich grad Zeit, also nutzen wir die Gelegenheit und verreisen. Nach unserer Marokko-Tour braucht nämlich unser Möbelwagen einige Ersatz- und Ausrüstungsteile. So verbinden wir das Angenehme mit dem Schönen und fahren ins Elsass.
Irgendwann nach dem Mittag erreichen wir Basel. Kurzer Zwischenhalt zum Architektur gucken und dann weiter. Nach der französischen Grenze fahren wir gleich rechts an den Rhein und erholen uns von der anspruchsvollen Reise.

Auf dem Rhein schwimmen Gänse, Schiffe und Fischerboote. Am Ufer tummeln sich eine Gruppe polnischer Autoschieber und eine Handvoll Wohn-Lastwagen. Zottligen Kerle und Kerlinnen mit verfilzten Kötern sitzen drum herum. Warum diese „Aussteiger“ immer daherkommen wie Höhlenbewohner, bleibt mir wohl ewig ein Rätsel?
Gegen Abend wird es kühl und wir fahren zum Übernachten an die Schleuse Kembs. Wir schauen den Schiffen zu, wie sie millimetergenau in die Schleuse hineinfahren. Die meisten sind Tanker und fahren nach Basel, nur zwei leere Hotelschiffe fahren Rhein abwärts.

Übrigens: Die Schleuse Kembs (N47.65319, E7.52416) sorgt auch dafür, dass es im Basler Reinhafen Wasser hat. Als nämlich gegen Ende des zweiten Weltkrieges die Engländer die Schleuse Kembs bombardierten, lagen danach die Schiffe in Basel monatelang im Schlick herum.
Im kleinen Gartenlokal neben der Schleuse besorge ich uns Fleischterrine und Salat. Der legendären Kougelhopf ist aber leider aus - gefressen von den Ausflüglern!

3. Mai 2015

Freundin und Brotbelag

Ich plane ein Buch zu schreiben, einen romantischen Roman. Es soll eine mehrteilige Trilogie werden; eine sinnliche Liebesgeschichte voller Leidenschaft, inniger Zweisamkeit und erotischem Knistern.
Den Titel habe ich schon: „die Wurst - Freundin und Brotbelag“.
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1. Mai 2015

Marokko: einzigartige Hafenbahn in Sidi Ifni

Die Westsahara und Südmarokko waren lange Zeit ein spanische Kolonie und Sidi Ifni ein wichtiger Militärstützpunkt. Wegen der Steilküste und dem flachen Sandstrand konnte man keinen Tiefwasserhafen bauen, alles musst deshalb mühsam mit kleinen Booten oder Amphibienfahrzeugen an Land gebracht werden. Anfangs der 1960-er Jahre begann man dann mit dem Bau eines völlig neuartigen Hafens. Die Schiffe sollten künftig an einer künstlichen Insel anlegen, und von da werden Passagier und Fracht mit einer Seilbahn ans Ufer gefahren.

Die Bahn hatte eine Gesamtlänge von 1‘335 Meter und die längste Spannweite betrug beachtliche 813 Meter. Die beiden grossen Masten sind aus Stahlbeton und über 60 Meter hoch. Die künstliche Insel besteht aus mehreren, in Las Palmas vorgefertigten, Beton-Senkkästen. Obendrauf befand sich eine Platform mit der Bahnstation und zwei grosse Ladekräne.

Die Anlage hatte zwei feste Tragseile und dazwischen noch ein unabhängige kleine Werksbahn. An den schweren Tragseilen fuhren die eigentlichen Bahnfahrzeuge hin und her. Und zwar unabhängig voneinander. Auf jedem Seil konnten gleichzeitig auch mehrere Bahnfahrzeuge fahren, die See-Platform bot Platz für maximal zweimal drei Fahrzeuge.

Die einzelnen Bahnfahrzeuge waren eine Art Kran-Traktoren mit einem eigenen Chauffeur und einem 260 PS Dieselmotor. An zwei Seilwinden hing eine Aufhängevorrichtung. Daran befestigte die Bodenmannschaft eine Frachtplattform oder eine Passagierkabine. Die Bahnfahrzeuge fuhren mit etwa 15 km/h und konnten in der Regel 10 Tonnen Last tragen, ausnahmsweise auch mal 20 Tonnen. Jedes Fahrzeug konnte pro Stunde etwa 300 Passagiere oder 60 Tonnen Fracht hin und her befördern.

Die Hängebahn ging 1965, nach vier Jahren Bauzeit, in Betrieb. Zehn Jahre später übergab Spanien die Kolonie Sidi Ifni an Marokko. Diese bauten gleich einen richtigen Hafen und legten die Bahn still. 1992 wurden die Tragseile und Aufhängungen abgebaut und die meiste Bahntechnik verschrottet.

In der grossen Seilbahnhalle (N29.36065, W10.18555) hängen zurzeit die letzten zwei Fahrzeuge - ausgeschlachtet und missbraucht. Da und dort liegt noch Bahntechnik-Schrott, aber die Anlage ist komplett verwüstet und geplündert.

Neustens gibt es zwar sogar Bestrebungen, die einzigartige Bahn wieder aufzubauen und damit Ausflugsfahrten zu machen. Allerdings sind auch Betonstrukturen nach 50 Jahren Salzwasser in einen erbärmlichen Zustand, was das Vorhaben wohl unbezahlbar machen dürfte.