7. November 2012

Berlin: überall Schlamm und rosa Röhren

Wo man in Berlin hinschaut, war mal etwas. Was da einst war, ist aber nicht mehr. Meist wurde es im letzten Krieg zerstört. Oder später vom Kommunismus oder dem Wirtschaftswunder. Und deswegen ist heute vielerorts gar nichts; oder etwas Unschönes. Oder eine Baugrube.

Ich mag die Baugruben. Ich stehe gerne am Absperrgitter und schaue zu den Arbeitern hinunter. Hier in Berlin sind die Baugruben nass; sehr, sehr nass. Schlammig und matschig. Manche Baugruben sind sogar randvoll mit Wasser, so dass Schiffen darin herumfahren. Andernorts tauchen Taucher in der trübe Baugrubensosse. Um dann die Baugruben trocken zu legen, pumpen Pumpen das Wasser in die Spree. Die rosaroten Druckleitungen wurmen sich durch die halbe Stadt.
Irgendwo hat jemand „Sperma-Pipeline“ drauf geschrieben - stimmt aber gar nicht! Öööhm - hoffe ich doch?

6. November 2012

Berlin: Marx und Engels verrückt worden

Karl Marx und Friedrich Engels haben einst den Sozialismus erfunden. Und sie haben ihn auch selber eifrig praktiziert - haben sich zeitlebens von anderen Leuten aushalten lassen. Dies war für die DDR Grund genug, den beiden ein Denkmal zu widmen.

Mit Unschuldsmienen blicken die beiden alten Philosophen stramm nach Osten. Überlebensgross. Marx sitzt und Engels steht. Wegen ihrer Kleidung wurden sie vom DDR-Volk auch wenig liebevoll „Sakko und Jacketti“ genannt. Seit 1986 standen die Bronzefiguren im Zentrum eines etwas öden Platzes, dem „Marx-Engels-Forum“.
Und nun das - letztes Jahr mussten die beiden der U-Bahn Baustelle weichen. Man verrückte sie in einen nahen Park. Da stehen sie nun und blicken jetzt stoisch nach Westen.

5. November 2012

Berlin: so isst Berlin

Mitten auf der Warschauer Brücke stehen zwei Buden. In der dunkelroten wird „Berliner Currywurst“ feilgehalten. Seit 1975, wie angeschrieben steht. Na also - da bin ich ja wohl goldrichtig.

Was mir der nette Fleischereiknecht reicht, ist so eine Berliner Currywurst. Ein Kartonschälchen mit einer mundgerecht gescheibelten Wurst, übergossen mit Tomatensauce und mit Currypulver bestreut. Als Werkzeug ein Dreispitz aus gelbem Plastik und eine Wischpapier für danach.

Wurstmässig ist Berlin immer noch eine geteilte Stadt. Im Osten ohne Darm, im Westen mit. Das vorliegende Exemplar ist ohne Darm und schmeckt wirklich gut. Lecker tut man hier sagen.

4. November 2012

Berlin: Rümschrümp im Hinterhof

Die „Hackeschen Höfe“ und die „Rosenhöfe“ sind von der Strasse aus gesehen furzgewöhnliche Stadthäuser. Modeboutiquen, Starbucks und noch mehr Modeläden. Geht man aber hinein, kommt man in eine ganz andere Welt. Acht wunderschöne Höfe mit Jugendstil-Fassaden. Schick herausgeputzt und nett aufgehübscht.

Etwas versteckt zwischen den schmucken Hackeschen und den Rosenhöfen ist noch ein weiterer Hof. Ein richtiger Hinterhof. Skurril vollgesprayt, rissig und herrlich schmuddelig. Die Gaststätten haben seltsame Namen; „Eschschloraque Rümschrümp“ und „Kaffeekaschemme“. Peter kennt hier eine Kunstgalerie, die „Galerie neurotitan“. Wir schauen uns die aktuelle Ausstellung an: we do voodoo!
In den finsteren Kellergewölben ist „das Monsterkabinett“ zuhause. Der Künstler Hannes Heiner hat hier ein absurdes Universum mit mechanischen Monstern geschaffen. Die liebenswerten Monster trommeln, tröten und manch eines schnappt nach den Besuchern. Schaurig schön.

Als ich mir ein Weissbier bestelle, fragt der Kellner: «grün oder rot?». Öööhm - rot. Ich bekomme ein Himbeersirup-Bier. In einer Blumenvase und mit einem Röhrli! Berlin...

3. November 2012

Reisetipp: bloss nicht auffallen

Der Reisetipp am Samstag: Am sichersten reist man unsichtbar. Keine knallfarbige T-Shirts mit „fuck me“ oder "sexy Barbie Man" Aufdruck.Auch keine ultrakurzen Hosen oder affigen Frisuren. Und bitte auch keine patriotische Landesflagge an den Rucksack hängen. Sonst darfst du dich nicht wundern, wenn du von jedem Krämer angequatscht wirst.
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