6. März 2012

Rom: Hosen runter fürs Vaterland

Rom. In den 1920er Jahren kamen in Italien die Faschisten an die Macht. Benito Mussolini war der grosse Führer. Und wie der Adolf im Deutschen Reich wollte er mit monumentalen Bauten unsterblich werden. Diese faschistischen Überbleibsel, die geplatzte Träume einer Diktatur, will ich mir anschauen.

Die Olympischen Spiele 1942 in Rom sollten aller Welt die Vorzüge des Faschismus vor Augen führen. Im Norden der Stadt, direkt am Tiber, baute man die entsprechenden Sportstätten. Gross und heroisch sollten die Wettkämpfe werden. Daraus wurde dann aber nichts, Mussolini wollte lieber weltkriegen.

Die olympischen Spiele von 1960 fanden dann doch noch hier statt. Umso mehr erstaunt mich, dass auch heute noch überall „Mussolini“ und „Duce“ zu lesen ist. Italien hat ein sehr entspanntes Verhältnis zu seiner Diktaturenvergangenheit.

Auf diesem Balkon genoss Mussolini jeweils den Jubel des Volkes. Und von hier verkündete er, dass Italien beim Weltkrieg nun auch mitmachen wolle.

Weit im Süden der Stadt sollte 1942 die „EUR“, die römische Weltausstellung, stattfinden. Namhafte italienische Architekten entwarfen ein völlig neues Quartier. Eine schnurgerade Prachtstrasse, gesäumt von heroischen Bauten und Grünanlagen. Im Zentrum zeigt ein riesiger Obelisk gegen den Himmel.

Die Weltausstellung wurde zugunsten des Weltkrieges abgesagt, die Bauten versinnloste. In der Nachkriegszeit wurde dann aus den Resten ein modernes Stadtquartier gebaut.

Bemerkenswert finde ich, dass alle Kriegs- und Sportshelden füdliblutt herumstehen: Hosen runter fürs Vaterland.

5. März 2012

Rom: tut sich schwer

Rom quillt über von grandioser Architektur. Renaissance, Barock und Klassizismus sind grossartig – aber alles hunderte Jahre alt. Mit zeitgenössischer Architektur tut man sich hier schwer.

Ich habe mich mal auf die Suche gemacht. Zuerst ging's in den Norden der Stadt.

Ganz prominent ist das neue Nationalmuseum „MAXXI“ von Zaha Hadid (2010). Verschlungene Betonbänder, schiefwinklige Wände und spiegelnde Glasflächen; wie man es von Hadid kennt. Der spektakuläre Bau erdrückt leider die ausgestellten Kunstwerke. Aber er hat einige wirklich schöne Details. Und eine tolle Gartenanlage.

Unweit vom Kunstmuseum steht das neue „Auditorium“ von Renzo Piano (2002). Drei käferförmige Konzerthallen hocken wie Kröten rund um einen eckigen Platz. Obwohl die Bauten ziemlich neu sind, wirken sie schon recht schäbig. Zudem fehlt ein richtiger Eingang, nicht bloss ein Loch in der Wand.

Das neue Kongresszentrum „La Nouvola“ von Massimioliono Fuksas wird zurzeit grad gebaut. Es ist ein riesiger Komplex aus Glas und Stahl. Darin wird einmal eine Wolke aus Stahl und Textilmembranen schweben. Das schönste Haus weit und breit; dies aber vor allem wegen der hässlichen Umgebung.

Direkt am Tiber steht seit 2006 das Museum „Ara Pacis Augustae“ von Richard Meier & Partners. Schneeweisser Verputz, gelber Kalkstein und viel Glas umhüllen einen römischen Altar. Ein schöner Bau. Gewiss, aber wie so oft - viel Hülle um wenig Inhalt.

Für eine Millionenstadt hat Rom wenig aktuelle Architektur zu bieten. Und das wenige liegt weit auseinander. Zwei Schweine-Brötchen entschädigten mich für die glühenden Füsse.

4. März 2012

Rom: am Sonntag

Am Sonntag schreibe ich nichts!

Ein Bild als Ersatz für den fehlenden Text.
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3. März 2012

Rom: Schwein gehabt

Rom. Gleich gegenüber vom Bahnhof Termini steht eine unansehnliche Kirche, "Santa Maria degli Angeli". Sie ist zwischen die Ruinen einer römischen Therme gebaut und hat eigentlich keine Fassade, bloss Mauerwerk aussenrum. Das Innere überrascht dann allerdings mit seiner Grösse und der prachtvollen Ausstattung. Ursprünglich hat Michelangelo diese Kirche geplant. Später wurde sie allerdings nochmal völlig umgebaut. Deswegen bin ich aber nicht hier.

Diagonal durch den ganzen Kirchenraum ist ein 45 Meter langer Messingstreifen im Marmorboden eingelassen – eine riesige Sonnenuhr.

Jeden Mittag scheint die Sonne für wenige Minuten durch ein kleines Loch in der Kuppel. Der Lichtpunkt trifft dann auf die Skala am Boden. Daran kann man nun ablesen, wann präzis Mittag ist. Und anhand der Skala sieht man zudem die Sonnenhöhe. Diese Messeinrichtung wurde bis ins 18. Jahrhundert benutzt, auch um den Gregorianischen Kalender zu überprüfen.

Ich brauche Internet. Im Hotel soll eine Stunde fünf Euro kosten, eindeutig zu viel. Aber es hat ja überall Internetcafés. Diese sind fest in indischer Hand und haben ganze Legebatterien von Computern. Aber kein WiFi/Wlan! Ich frage überall, aber nix. Dafür habe ich von der Lauferei glühende Füsse. Ein letzter Versuch, ein Internet-Inder gleich neben meinem Hotel. Und siehe da, er hat Wlan für einen Euro - pro Tag.

Auf dem Nachhauseweg besuche ich meinen neuen Freund und sein Schwein. Er nennt es „Porchetta“; aussen herrlich knusprig, innen ganz zart. Bloss mit Pfeffer, Oregano und etwas Fenchel gewürzt. Er verkauft es scheibenweise. Saugut.

2. März 2012

Rom: hinter die Mauern gucken

Vatikan. So, heute will ich mir den Vatikan anschauen. Und zwar von innen, und von oben. Früh am Morgen schlendere ich los, einmal quer durch die Altstadt.

Der Vatikanstaat ist winzig klein und von wehrhaften Mauern umgeben. Bloss der Petersdom ist zugänglich, das übrige Staatsgebiet ist hermetisch dicht; Papstistan. Aber genau da will ich hinein. Es gibt da nämlich ein Schlupfloch, den sogenannten „Deutschen Friedhof“. Der ist eine italienische Enklave innerhalb vom Vatikanstaat. Wer hinein will, muss erst die buntgestreiften Mannen der Schweizer Garde überwinden. Die sind einsichtig und lassen mich passieren.

Der Deutsche Friedhof ist eine grüne Oase in einem Innenhof. Palmen, Blumen und natürlich viele alte Grabsteine. Und hoch darüber thront die Kuppel des Petersdomes.

Die Kuppel des Petersdomes ist hoch wie ein Berg. Hinauf führen 7 Euro, ein Lift und gut dreihundert Treppenstufen. Auf dem Weg nach oben kann man hinunter in den Kirchenraum schauen. Die Leute wirken wie Ameisen. Ganz kleine Amneisen.

Von zuoberst der Kuppel hat man einen göttlichen Rundblick. Rom soweit das Auge reicht.

Auf dem Geländer stehen riesige Apostel untätig herum. Den Rücken zum Petersdom schauen sie in der Ferne. Hinüber ins quirlige Rom.

Auf dem Heimweg treffe ich auf den Trevi-Brunnen. Die „Fontana di Trevi“ wurde wegen eines Fellini-Filmes weltberühmt. Seither heimsuchen zahllose Touristen die barocke Brunnenanlage. Und alle werfen Münzen hinein, in der Hoffnung, wieder mal nach Rom zurück zu kommen.

Ich habe grad kein Kleingeld zur Hand - meine Kreditkarte muss genügen.

1. März 2012

Rom: viele Wege führen nach...

Der Volksmund sagt; viele Wege führen nach Rom. Ich fahre mal mit der Bahn hin. Das ist bequemer als fliegen, zudem mag ich doch Bahnhöfe so gern.
Um viertel nach sieben fahre ich los. Zuerst mit dem Bus, dann mit der S-Bahn. Und dann mit dem "Cisalpino Pendolino" von Luzern nach Milano. Der Neigezug surft schwungvoll durch die Kurven; wie auf Schienen. Fast alle Sitzplätze sind reserviert, aber leer.
Am Mittag steige ich in Milano Centrale in den "ETR Eurostar" nach Rom um. Der Hochgeschwindigkeitszug fräst ferrarimässig südwärts, fast mit Lichtgeschwindigkeit, mindestens. Die Landschaft flitzt nur so vorbei. Zwischen Bologna und Florenz mache ich ein Nickerchen. Als ich erwache, starren mich alle Mitreisenden an. Blicke voller Empörung, Abscheu, ja Eckel treffen mich. Ob ich geschnarcht habe?

Kurz vor vier erreichen ich pünktlich und unbeschadet „Roma Termini“. Ein imposanter Kopfbahnhof mit 24 Geleisen und einer beeindruckenden Halle. Es ist sonnig, aber kühle Windböen blasen alte Zeitungen über den Perron. Die Penner tragen Wintermäntel.
Mein Hotel ist gleich um die Ecke und ganz nett. Das Zimmer ist hinten raus und drum ganz ruhig, in Rom selten. Ich stelle bloss mein Gepäck ab und fahre gleich mit dem Bus zum Petersplatz.

Um diese Uhrzeit ist die Sonne leider schon am untergehen. Der Platz liegt im Schatten und wirkt etwas düster. Also gehe ich noch gschwind in den Petersdom hinein. Der Andrang ist überschaubar; die Kolonne vor mir besteht aus zwei Leute. Drinnen ist eine Messe, weswegen die Hälfte gesperrt ist.

Mir tut ein Meniskus weh. Der Petersdom wird ja morgen auch noch da sein, also fahre ich zurück ins Hotel und esse mein Sandwich von zuhause. Es ist schon ganz schlapp. Wie ich.