8. November 2017

Bulgarien: Sofia im Nebel

Sofia im Nebel. Doch laut Wetterprognose soll es heute noch schön werden. Also warten wir mal ab und schänden unterdessen das Frühstücksbuffet. Es ist aber eher simpel, und dann geht auch noch die Kaffeemaschine kaputt. Zum Glück erst nach uns.

Der Nebel ist hartnäckig. Also fahren wir mit der Metro ins Stadtzentrum und schlendern über den „Zhenski Pazar“, den Frauen-Markt. Hier hielten die Landfrauen ursprünglich ihre Produkte feil. Der Markt ist etwa einen halben Kilometer lang und es fehlt ihm eindeutig an Charme; sprödes 70-er Jahre Design. Aber die Marktstände sind prall gefüllt und hier verkaufen sie alles was der Mensch so isst.

Im Innenhof eines Palasthotels steht ein kleines Kirchlein, die „Rotunde des Heiligen Georg“ (n42.6969, e23.32292). Man sagt, sie sei das älteste Gebäude in Sofia und rund 1'600 Jahre alt. Innen ist es ziemlich finster und die bunten Malereien sind vom Kerzenrauch geschwärzt. Und Fotos darf man auch keine machen, die Wächterin kontrolliert uns mit Adleraugen.

Als wir wieder raus kommen, reisst grad der Nebel auf und die Sonne scheint vom tintenblauen Himmel. Na also.
Gleich nebenan steht eine hübsche Moschee, die „Banja-Baschi-Moschee“. Sie ist noch in Betrieb und wir gehen kurz hinein. A-Salam. Wie immer herrscht im Inneren eine friedvolle Stimmung. Zwei Beter murmeln ihre Verse gegen Osten und in einer Ecke kichern zwei junge Frauen.

Wir trödeln gegen Osten. Überall stehen mächtigen und prächtigen Häuser. Viele sind mit verschiedene Ministerien gefüllt. Vor einem stehen sogar zwei uniformierte Torwächter. Sie starren durch uns hindurch in die Ferne. Aber dann lächeln sie uns dann doch an...

7. November 2017

regennasses Bulgarien

Lowetsch. Seit gestern Nachmittag regnet es pausenlos. Die ganze Nacht plätscherte es aus den Wolken. Wir beschliessen unser heutiges Programm zu ändern und vorerst mal im flauschigwarmen Bett liegen zu bleiben. Doch dann treibt uns der Hunger raus.

Eigentlich hätten wir heute in die Berge fahren wollen. Aber die Berge stecken im triefendnassen Nebel und so bringt das nix. Also fahren wir im strömenden Regen in Richtung Sofia.
Zwecks Kaffee-Pause machen wir unterwegs in einem Lokal namens „Eros“ halt. Statt erregender Unterhaltung gibts drinnen aber bloss Kaffee mit Vanille-Aroma. Und teilnahmslos herumstehende alte Männer, die wohl nur deswegen da sind, weils hier drinnen so molligwarm beheizt ist. Laaangweilig.

Nach dem Mittag erreichen wir Sofia. Wir fahren direkt zur Autovermietung und geben unseren Dacia Sandero zurück. Georgie erledigt das blitzschnell, obwohl wir einige Stunden zu früh da sind und deshalb die Unterlagen noch nicht parat sind. 1'300 Kilometer waren wir unterwegs. Ausser dass am Anfang ein paarmal die Sicherung rausflog, lief er tadellos und pannenfrei. Die 6 Euro Mietkosten pro Tag war er jedenfalls mehr als wert.

Heute übernachten wir im „Hotel Hemus“ im Süden der Stadt. Unser Zimmer liegt im 11. Stock und wir haben einen grossartigen Ausblick über die Dächer Sofias. In der Ferne sehen wir die goldenen Kuppeln der Alexander-Newski-Kathedrale. Und weit unter uns staut sich der Abendverkehr vielspurig und ausdauernd.
Irgendwie sind wir heute zu müde – oder zu faul – um noch etwas zu unternehmen. Im Einkaufszentrum gegenüber gibt es feine Pizza; und das reicht uns für den Moment. Sofia schauen wir uns dann morgen an.

6. November 2017

Bulgarien: Brutalismus und Mistwetter

Schumen. Es regnet. Alles ist trüb und grau. Und Frühstück gibt es in unserem Hotel auch keines!
Bei Sonnenschein mag Schumen ja ein nettes Städtchen sein, doch bei dem Mistwetter wirkt alles ziemlich schäbig und trist. Wir schlendern durch die Fussgängerzone und schauen uns um. Neben den paar schmucken Fassaden fallen vor allem die bombastischen Verwaltungsbauten und Denkmäler aus der kommunistischen Brutalismus-Ära auf.

Der Säulenmann ist das „Freiheitsdenkmal“ und oben auf dem Berg steht das monumentale „Schöpfer von Bulgarien" Denkmal. Typisch für ihre Zeit. Doch heute wirkt das alles ziemlich vongestern.

Ganz besonders fällt die Bauruine des Verwaltungszentrums auf. Der unfertige Betonstumpf ragt hoch in den Himmel hinauf und ist so unnütz wie ein knorpeliger Kropf. Und gleich daneben führen massive Granit-Treppen in eine nie fertiggebaute Tiefgarage hinunter. Wenigsten die Skater-Buben nutzen die Brüstungen als Rampe.

Heute wollen wir ein grosses Stück nach Westen fahren. Wie so oft benutzen wir nicht die Autobahn, sondern brummen gemütlich über die verkehrsfreien Nebenstrassen. Weite Landstriche scheinen unbesiedelt; Brachland und verlassene Gehöfte. Eigentlich wundert uns das nicht, hat Bulgarien doch seit der Wende ein Viertel seiner Bewohner verloren.

In Veliko Tarnovo fahren wir zum grossen Denkmal in der Flussschleife (n43.0823, e25.6379) und bewundern die historische Stadt am Hang gegenüber. Zum Glück scheint genau jetzt für kurze Zeit die Sonne.
Ein Anwohner erzählt, dass damals Fachleute aus Italien viele wichtige Gebäude und Brücken erbaut haben. Er selber spricht sehr gut Italienisch und Französisch. Und dann fragt er noch nach Euro-Münzen. Seine Kinder würden diese sammeln!

Wir rödeln weiter über Nebenstrassen. Manchmal sind sie eher Feldwegen, dann wieder gute Landstrassen. Unterwegs halten wir an einem Strassenlokal und essen Fleischkügeli und sonnengelben Kartoffelstock. Draussen regnet es wieder in Strömen.

Irgendwo im Niemandsland erreichen wir die Devetashka Höhle (n43.2363, e24.8828). Eigentlich wäre eine Höhlenbesichtigung genau das richtige bei diesem Wetter. Doch diese Höhle hat grosse Löcher in der Decke. Idealerweise täte hier die Sonne hereinscheinen, heute aber tröpfelt es von oben. Und da in der Devetashka Höhle auch zehntausend Fledermäuse leben, denke ich, vielleicht tröpfelt es ja aus den Fledermäusen, odr so.

Wir übernachten in Lowetsch im „Park Hotel Stratesh“. Es liegt etwas oberhalb und durch den Regendunst haben wir einen schönen Blick über die Stadt.
Ursprünglich wollte ich in einem anderen Hotel wohnen. Doch als wir heute daran vorbei fuhren, sahen wir, dass sein Dach abgebrannt ist. Glück gehabt - ganz besonders bei dem Regenwetter...

4. November 2017

Bulgarien: die nationale Teigrolle

Baniza sind Blätterteigrollen mit Käsefüllung und ­sehen aus und schmecken wie türkische Börek. Und sie sind so eine Art Nationalspeise der Bulgaren.

Die Baniza gibt es für wenig Geld immer und überall zu kaufen. Und mit verschiedenen Füllungen, von denen wir uns aber mangels bulgarischen Sprachkentnissen jeweils überraschen lassen müssen.

3. November 2017

Bulgarien: Varna und weiter

Varna. Die warmen Herbsttage scheinen nun vorüber zu sein, es ist grauwolkig und windkühl. Wir fahren ins Stadtzentrum von Varna und schauen uns ein paar Sachen an. Der Wind streut welke Blätter über die Strasse. Leute sind fast keine unterwegs. Die Stimmung ist dementsprechend düster und trostlos.

Die monumentalen Bauten, die Oper, die Muttergottes-Kathedrale; alles ist heute farblos trüb. Später lugt ab und zu die Sonne durchs Gewölk. Dann sieht alles gleich viel bunter und freundlicher aus. Selbst die Ruinen der römischen Therme.

Besonders nett finde ich den Fischladen namens "Nemo". Wir schlendern eine grosse Runde durch die Stadt, dann treibt uns das ungünstige Wetter weiter. Beim Marine-Museum schauen wir noch gschwind über den Zaun. Hier liegt auch das berühmte Torpedoboot „Drazki“. Es wurde vor 110 Jahren in der Schneider-Werft in Chalon-sur-Saône gebaut. Von diesen Schiffen sind so gut wie keine erhalten geblieben. Auch nicht die berühmte Werft, die Resten haben wir uns ja letztes Jahr angeschaut.

Als wir Varna verlassen, scheint aufs Mal die Sonne wieder. Zu spät, jetzt fahren wir nach Madara. Hier hat jemand vor tausend Jahren eine riesige Reiterfigur in den Felsen gemeisselt. Wir stampfen gefühlte hunderttausend Treppenstufen hinauf und sehen uns den Stein-Reiter aus der Nähe an. Gross ist er; und hoch oben an der Felswand. Wie eingemauert und irgendwie eindrücklich.

Ganz in der Nähe sind auch noch ein paar Höhlen. Eine ist recht gross und in einer anderen haben sie sogar eine kleine Kapelle eingerichtet. Aber fast noch schöner ist der Herbstwald drum herum; buntlaubig und voller Eichhörnchen.

Schumen ist so eine typische bulgarische Stadt. Rundherum ein paar tote Fabriken, im Zentrum löchrige Strassen und abgelebte Häuser. Alles sieht aus, als sei die gute alte Zeit schon etwas länger vorbei. Es ist kalt und wolkenverhangen.
Heute übernachten wir im „Irish Hotel“ mitten in Schumen. Wir bekommen ein schönes Eckzimmer für 35 Lewa, was weniger als 20 Euro sind. Gut, diesmal ohne Frühstück, aber dennoch ein sehr gutes Angebot.