16. März 2017

Marokko: unsere Autofähre heisst Excellent

Tanger Med - Genova. Meine Kabine auf der „M/N Excellent“ ist ganz nett. Zwei Betten, eine stützstrumpffarbige Nasszelle und ein Fenster mit Meerblick. An der Wand über dem Bett hängt ein Bild von einem Springbrunnen, der Rosen kotzt. Egal, mir gefällt’s.

Meine Kabine liegt ganz nahe bei der Bar im Schiffsheck. Dorthin gehe ich auch zum Frühstücken; ich bestelle mir einen Caffe Latte und picknicke aus meinem Vorratsbeutel.
Später kommt der Frank dazu. Und noch etwas später setzt sich auch noch ein Deutscher zu uns. Der ist mir schon im Hafen aufgefallen. Er fährt nämlich ein goldenes Riesen-Wohnmobil mit einem Kleinwagen auf dem Anhänger. Mit seinem Seehundschnauz, der Goldkette im grauen Brusthaar und der Formel-1-Jacke schaut er aus wie ein Heiratsschwindler, oder ein Zuhälter. Und als er dann auch noch von den Nutten in Agadir zu erzählen beginnt, bin ich mir fast sicher, dass er auch einer ist.


Das Meer ist fast ungewellt. Ab und zu sehe ich Fische, vermutlich Delfine. Doch diese hier sind fast schwarz und sehen ganz anders aus als die im Fernsehen. Vielleicht sind das afrikanische?

Die Überfahrt Tanger Med – Barcelona – Genova dauert zwei Tage und drei Nächte. Auf einem Bildschirm im Treppenhaus kann man die Fahrt live mitverfolgen. Mich dünkt aber, dass wir ziemlich zäh voran kommen. Jedenfalls sind wir am Abend noch weit von Barcelona entfernt. Und von Genua noch seeehr viel weiterer.

Am ersten Abend esse ich jedes Mal den legendären Tintenfisch-Salat. Aber nicht etwa darum, weil der so gut ist, nein, einfach aus Tradition. Doch – oh Schreck – heute hat es keinen in der Auslage! Auf unsere Nachfrage hin sucht und findet der Schöpfer dann aber doch noch welchen.

15. März 2017

Marokko: das lange Waaarten auf nachher

Tanger. Heute Abend fährt unser Schiff. Bis dahin bleibt uns nichts zu tun, als zu warten. Jetzt wo wir heimreisen kommt endlich das schöne Wetter. Zuerst einmal frühstücken wir an der Morgensonne. Frank bäckt Körnerbrötchen und ich schmiere Schachtelkäse drauf; Schachtelkäse der Marke „das Herz der Milch“. Sowas kann doch nur gut schmecken.

Nach dem Mittag fahren wir zum Marjane-Einkaufszentrum und geben unsere restlichen Dirham aus: Gewürze, Nüsse und eingelegte Oliven. Datteln haben sie leider grad keine, stattdessen kaufe ich Chips und Kekse.
Gagen Abend kommen wir in den Hafen Tanger Med. Check-in, Café und mehrere Kontrollen. Zum Abschluss müssen wir alle noch durch die Röntgenmaschine fahren. Als ich am Pier ankomme, landet auch grad unsere Autofähre, die GNV „M/N Excellent“.

Kurz nach acht Uhr abends beginnt die Autoschlange langsam in den Schiffs-Anus zu kriechen. Ich muss hinauf ins Parkdeck im 4. Obergeschoss. Es ist noch gähnend leer und ich stehe ganz hinten in der Kolonne.
Die Verladerei dauert noch bis Mitternacht, aber da schlafe ich schon längst.

In Marokko war ich jetzt 2’979 Kilometer unterwegs, insgesamt sind es seit dem Start schon knapp 5’500 Kilometer. Und bis nachhause werden dann wohl noch einige dazukommen.

14. März 2017

Marokko: Assilah, die Schöne am Meer

Moulay Bousselham. Es war schön hier. Nicht das Wetter zwar, aber die Leute und das Dorf mag ich einfach. Im Morgennebel fahren wir los; heimwärts. Schon bald geht der Nebel weg und die Sonne lässt die Landschaft leuchten.

In Assilah machen wir Mittagspause. Das Städtchen ist auffallend hübsch und blitzblank sauber. Hinter einer stämmigen Stadtmauer ducken sich lauter schneeweisse Häuser mit hellblauen Türen. Es erinnert mich an Andalusien und es war einst wohl ein spanischer Stützpunkt.

Überall sehen wir bunte Wandbilder und kleine Kunstwerke. Überbleibsel des jährlichen Strassenkunst-Festivals.

Gleich beim Stadttor setzen wir uns in eine schicker Restaurant und bestellen den Fischteller. Ich nehme einen Meeresfrüchte-Salat mit allerlei Muscheln, Crevetten, Tintenfischen und etwas Gemüse. Der schmeckt ausgezeichnet, ganz besonders die Olivenöl-Zitronen-Tunke.

Dann kommen wieder die dunklen Wolken und wir fahren weiter zu den Hercules-Grotten bei Tanger. Die Grotten wurden in den letzten Jahren komplett umgebaut. Statt der kleinen Garküchen steht nun so eine Art Tempel im griechisch-römischen Freistil da.

Ganz hinten in den Hercules-Grotten kann man aufs Meer hinausschauen. Die Gischt spritzt hoch hinauf und jetzt am Abend scheint die Sonne in die Höhle hinein. Sehr – öööhm – sehr romantisch.
Wir wohnen auf dem Camping Achakar gleich neben der Grotte. Ü kocht eine unglaublich gute Bananen-Curry-Suppe. Doch irgendwas in mir drinnen sträubt sich heftig und will unbedingt raus. Heftiger Brockenhusten – dann geht’s mir wieder besser und ich kann weiter essen.

13. März 2017

Marokko: Nichtstun am Strand

Moulay Bousselham. Wieder ist es bewölkt und die taunassen Gänseblümchen schauen ganz traurig. Wir wollen heute hier bleiben und unseren Reservetag aussitzen.
Der Ü. findet seine Pillen nicht und muss heute zum Arzt. Die Apotheke wollte ihm gestern ohne Arztrezept keine verkaufen. Ich kopiere ihm den Beipackzettel aus dem Internet, damit er dann auch die richtigen bekommt.

Gegen Mittag kommt die Sonne durch und die Welt schaut wieder ganz nett und bunt aus. Auch Ü ist wieder da und hat neben seine Pillen auch noch Artischocken mitgebracht. Dazu serviert er eine überaus leckere Sauce aus allerlei feinen Zutaten und gekochten Eiern.

Heute wollen wir nichts tun. Nichts ausser liegen, lesen und essen. Als ich das durch habe, fahre ich ins Dorf und lasse meinen Möbelwagen waschen. Während der Gestiefelte draussen schruppt, sitze ich im Auto und trinke Tee. Wie so ein Kolonialherr. Ein bisschen peinlich ist es mir aber schon; vielleicht hätte ich doch die Storen zu machen sollen?

Heute hat der Abendhimmel die Farbe von Erdbeermilch. Ich weiss nicht, was das zu bedeuten hat –vielleicht wird morgen süsses Wetter?

12. März 2017

Marokko: kopflose Fische und die Flüchtlingsboote

Moulay Bousselham. Es ist trübneblig und seit Stunden kräht sich ein Hahn die Seele aus dem Leib. Als ich aufstehen kommt grad Ü mit frische Baguette daher. Wir frühstücken ausgiebig und schauen dabei den anderen Reisenden beim Zusammenpacken zu. Ich will jetzt aber nicht lästern, aber es sind lauter seltsame Leute.

Da wir heute nichts tun wollen, gehe ich zum Frisör. Direkt beim Fischmarkt gibt es zwei Salons. Ich wähle den mit der braunen Inneneinrichtung und den uringelben Wänden. Der Coiffeur ist ein junger Kerl mit ganz weichen Händen. Sehr engagiert und er schnippelt mir mit sehr winzig kleinen Scheren eine flotte Frisur ins Haar.

Die Sonne scheint und da ich jetzt schon hier bin, kaufe ich drei glotzäugige Fische für heute Abend. Auf dem Campingplatz grinst mich der Portier an und redet etwas von „ganz neuem Look“. Sogar meine beiden Reisekumpel sind von meinem „neuen Look“ ganz begeistert. Sie machen sogar Fotos von meiner neuen Haarpracht.

Am späteren Nachmittag kommt der Gemüsemann bei uns vorbei. Wir kaufen bei ihm faustgrosse und sonnenwarme Erdbeeren. Und er fragt mich, ob ich beim Frisör gewesen sei? Auch die drei Toyota-Fahrer nebenan lächeln milde. Ich scheine allen zu gefallen.
Der Gemüsemann erzählt von seinem Traum nach Spanien auszuwandern. Seine beiden Brüder sind schon dort. Die Boote dahin fahren gleich hier in Moulay Bousselham los und die Fahrt kostet 400 Euro. Die Boote dafür werden extra gebaut und bleiben dann dort einfach am Ziel liegengelassen.

Der Sonnenuntergang ist heute ganz nett, vielleicht etwas fahl. Zum z’Nacht schneidet Ü den Fischen die Köpfe ab und brät den Rest in Butter. Dazu mache ich Zitronenreis und Frank Erbsen und Karotten.