8. März 2017

Marokko: Marrakesch gibt alles

Marrakech. Gegen Mittag fahren wir mit dem Taxi in die Stadt; zum Jamaa el Fna. Hier brodelt bereits das Alltagsleben. Schlangenbeschwörer, Gaukler und viele Tausend Händler sind da und versuchen einen Brösmeli vom Tourismus abzubekommen.
Wie jedes Mal trinken wir als erstes einen eisgekühlten Orangensaft. Einfach gut – und sehr preiswert.

Der Souk, der gedeckte Markt, ist riesig gross. Und hier wird alles Erdenkliche feilgehalten; vom lebenden Huhn, über geschmiedete Gartenmöbel bis zum noblen Parfüm. Ich erwerbe eine Wollmütze, weil mir meine alte entlaufen ist.

In der Rue Bab Debbargh schauen wir uns eine der zahlreichen Leder-Gerbereien an. Was sich so romantischer anhört, erweist sich als einen Hof voller stinkender Gruben und haufenweise glitschiger Tierhäute. Ich weiss gar nicht, warum ich mir das jedesmal anschaue?

Ü. lässt sich bei einem Drechsler einen Hurlibueb - einen Kreisel – aus Zedernholz anfertigen. Der verwendet eine sehr simple Drehbank und hält den Beitel mit den Zehen. Genauso wie es damals auch schon die Römer gemacht haben.
Ganz in der Nähe sind die Wollfärbereien. Doch diesmal haben wir Pech und es hängt nur wenig Wolle zum Trocknen draussen.
Nach vielen Stunden Marktgassen-Plauderei sind wir geschafft und schlapp. Wir setzen uns deshalb auf eine Dachterrasse und schauen von oben dem Treiben zu.

Später stürzen wir uns noch einmal ins Getümmel und essen in einem der mobilen Restaurants auf dem Jamma el Fna z’Nacht. Ich heute vegetarisch. Frittierte Auberginen, Kartoffeln und Paprika. Und Beignets, was ich nicht weiss, was es ist. Es erweist sich dann als ein brauner, fettiger Teigklops.
Meine Mitesser bestellen fünferlei Spiesschen und marokkanischen Salat. Insgesamt ist das die bessere Wahl. Aber dafür futtere ich ihren süssen Nachtisch weg.

7. März 2017

Marokko: über die Schneeberge

Ait Benhaddou. Heute ist - ich kann es nicht anders sagen - Seichwetter. Die Wolken hängen tief und es ist keine 5° warm. Und die Passstrasse des Tizi-n-Tichka sei geschlossen, sagt der Wirt. Wegen den Schneefällen oder Erdrutschen, odr so.
Eigentlich wollten wir heute zuerst nach Telouét und dann über den Hohen Atlas nach Marrakesch fahren. Jetzt tun wir erst einmal gar nichts und warten bis die Strasse wieder frei gegeben wird.

Dann ist es soweit, alles wieder frei. Es regnet mal mehr, mal heftiger. Überall Pfützen und roter Schlamm, es sieht aus wie nach einem Massaker. Doch wir kommen gut voran und am Mittag sind wir oben auf dem Pass.

Auf der Passhöhe, auf 2’260 Meter Höhe oben, lässt der Regen nach - und wird zu Schneegestöber. Aber wenigstens geht es jetzt wieder bergab. Nach und nach bessert sich das Wetter und aufs Mal scheint die Sonne. Die Obstbäume blühen und paarungswillige Bienen sausen umher.

Unterwegs machen wir Teepause. Zum Pfefferminztee gibt es ofenwarmes Brot, Arganöl und Amlou. Amlou ist eine Paste aus Arganöl und Nüssen oder Mandeln, und schmeckt ausgesprochen gut.

Am Nachmittag erreichen wir Marrakesch und es beginnt wieder zu regnen. Wenigstens können wir den Feierabendstau umfahren. Wir hausen auf den Campingplatz "Le Relais de Marrakech" (n31.7069, w7.9899) nördlich der Stadt.

Auf dem Campingplatz schleichen zwei Pfauen (oder heisst das Pfaus, oder Pfäue?) umher. Sie tun zwar ganz unscheinbar, aber ich hab sie gleich durchschaut; die beobachten uns. Und als ich sie fotografieren will, rennen sie weg. Ich mit gazellenhaften Sprüngen über die Rabatten und hinterher – doch die sind einfach zu schnell. „Dummseggel“ ruft der Frank hinterher.

6. März 2017

Marokko: noch mehr Film-Kulissen

Ouarzazate. Etwas südlich der CLA-Filmstudios will ich mir unbedingt noch eine andere Filmkulisse anschauen. Über die weiss ich ausser dem Standort gar nichts. Also mal schauen, was es das zu entdecken gibt?

Wie eine mittelalterliche Stadt thront sie auf einem Kieshügel. Während meine beiden Kumpel ein Mittagsschläfchen halten fahre ich alleine hin. Der Wächter erzählt, dass die Kulisse zwanzig Jahre alt sei und man sie auch für den „Bibel“-Film gebaut habe.

Arkaden, Plätze und Paläste. Manche sind schon ein wenig schief und die Kuppel vom Hamam ist bereits eingestürzt. Ich schlendere durch die vielen verschiedenen Räume und die „Altstadt“ hinter dem „Palast“. Dann beginnt es zu regnen und ich fahre zu meinen beiden Verdauungsgenossen zurück.

Es regnet und wir reifeln nach Ait Benhaddou. Auch hier wurden schon zweidutzend Filme gedreht. Wir latschen neben der neuen Brücke über den Fluss und steigen bis zum Gipfel-Turm hinauf. Von hier hat man einen grandiosen Rundblick und kann zudem zuschauen wie drüben die Busse chinesischen Touristen ferkeln.

Wegen dem mehr als beschissenen Wetter wohnen wir schon wieder auf dem Campingplatz; „Kasbah du Jardin“ (n31.0478, w7.1357). Und dies nur deshalb, weil es hier einen nicht-schlammigen Bodenbelag gibt.

4. März 2017

Marokko: Sandalenfilme und Städte aus Gips

Amridil. Jetzt am frühen Morgen ist es eiskalt, aber noch sonnig. Aber die Wettervorhersage ist ganz mies. Deshalb schlendern wir als erstes zur Kasbah Amridil. Vom Campingplatz über den Fluss und schon sind wir da.

Die Kasbah ist eine dreistöckige Lehmburg aus dem 17. Jahrhundert. Hier wohnte einst eine Familie mit ihren Verwandten und Angestellten, total etwa vierzig Leute.
Wir besichtigen die Räume und steigen hinauf bis aufs Dach. Von da sieht man dann auch die anderen Kasbahs in der Palmgärten. Viele sind aber längst im Regen geschmolzen.

Die Wolken kommen und wir gehen. Weiter nach Ouarzazate, wo wir das CLA-Filmstudio anschauen; das Atlas-Filmstudio haben wir ja das letzte Mal besucht. Und um es gleich zu sagen, das andere ist um Welten besser. Hier können wir bloss viele Requisiten aus allerlei amerikanischen action- und Sandalenfilmen anschauen.

Etwa ein Kilometer hinter dem Studiogelände besichtigen wir eine Filmkulisse: Jerusalem aus dem „Bibel“-Film. Später wurde sie noch für viele andere – amerikanische - Filme verwendet. Dicke Mauern und hohe Türme aus Polyester und Gips.
Wir schlendern durch die menschenleeren Gassen und Plätze des antiken Jerusalem. Es ist schon erstaunlich wie echt alles wirkt. Als ob gleich der Herodes um die Ecke käme. Nur der Nieselregen nervt.

Ganz in der Nähe bauen sie grad für einen italienischen Film eine Häusergruppe aus dem 19. Jahrhundert. In wenigen Wochen werden hier die Dreharbeiten beginnen.
Morgen berichte ich von weiteren Film-Städten...

3. März 2017

Marokko: wildes Wetter in der Dadés-Schlucht

Todrha-Schlucht. Das Wetter ist schlecht und die Wetterprognose auch. Jetzt schon bläst ein kalter Wind und die Luft ist voller Staub. Aber uns bleibt keine Wahl; wir müssen heute weiter.
Wir fahren nach Boumalne und dann gleich weiter ins Dadés-Tal. Das Wetter hat sich gebessert und die Landschaft wie jedesmal grossartig. Die Apfelbäume blühen schon, die Feigenbäume aber noch nicht.

Seit Bumalne machen die Eingeweide meines Möbelwagens plötzlich seltsame Geräusche. So ein schabendes Grollen. Es hört sich gar nicht gut an! Aber ich kann es nicht orten; und alles was ich überprüfe ist ok. Also weiter.

Wir fahren bis zur Serpentinenstrasse weiter hinten im Tal. Da machen wir den fast schon obligaten Tee- und Aussichtshalt.

Zufällig finden wir ganz in der Nähe ein Restaurant, wo wir unter den blühenden Obstbäumen speisen können. Es gibt Berberomelette und verschiedene eingelegte Gemüse und Oliven. Wunderschön hier.

Das Wetter wird immer besser. Wir fahren zurück nach Boumalne und bis Skoura. Zuerst brummen wir 25 Kilometer weit durch Ortschaften, dann geht’s in die Wüste hinaus. Links der Strasse ist herrlich schönes Wetter, rechts dunkle Gewitterwolken. Und gerade voraus tobt ein Sandsturm.

Immer wieder halte ich an und suche nach der Ursache des eigenartigen Dröhnens. Ich finde einfach nicht heraus, wo es herkommt. Und dann – ist es plötzlich weg! Auch gut.

Wegen des eisigen Windes übernachten wir schon wieder auf dem Campingplatz Amridil (n31.0499, w6.5764). Es hat dann aber doch keine windschützende Mauer und wir behelfen uns mit einer Wagenburg. Bei den hochbeinigen Geländewagen nützt das aber wenig, da der Wind eh unten durch pfeift.