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17. Februar 2020

Lost Places: Autofriedhof in Schweden


Zehn Jahre Muger – also Zeit für einen Rückblick auf einige Entdeckungen.

Mitten im Wald im schwedisch/norwegischen Grenzgebiet liegen mehrere Hundert Autos aus den 1950/60-er Jahren im Wald. Rostige Chromjuwelen und verwitterte Alltagskarren.

Die ganze Geschichte: Hier und hier.

31. August 2015

Skandinavien: 6242,6 Kilometer und 0,0 Elch

So – nun sind wir also wieder daheim. Zeit, um nochmal auf unsere Skandinavien-Reise zurück zu schauen.
Also. Uns hat es da oben in Skandinavien wunderbar gefallen. Dänemark, Norwegen und Schweden sind landschaftlich sehr hübsch und die Leute ausgesprochen nett. Allerdings erinnerten uns manche Landschaften sehr an die Schweiz. Wohl deshalb konnten wir uns für den Schnee, die Berge und die Wasserfälle nur mässig begeistern. Das war uns zu gewöhnlich. Dafür haben uns die Meeresküsten sehr gut gefallen. Die verschiedenartigen Schiffe und Fische und Männer in Gummistiefeln und grellen Regenjacken.

Ja, Skandinavien ist teuer. Für uns aber nicht so arg - die Preise waren kaum höher als zuhause. Ausser der Diesel, der kostet deutlich mehr. Und die norwegischen Strassengebühren. Dafür bezahlten wir etwa 60 Euro und dazu kamen auch noch die vielen Fähren in Norwegen.

Dass ausgerechnet heuer der Sommer ausfiel war zwar schade, aber letztendlich auch nicht weiter schlimm. Wir haben die Zeit genossen und zwischendurch gab es ja auch immer mal wieder sonniges Frühlingswetter.

Wir sind immer freigestanden, nie auf einem Campingplatz. Nur einmal waren wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz, das haben wir aber erst am nächsten Morgen realisiert. Freistehen war für uns auch mitten in der Hochsaison völlig problemlos. Wir fanden überall einen schönen Übernachtungsplatz.
Unsere Rundreise war über 6‘200 Kilometer lang. Auch man davon die An- und Rückreise quer durch Deutschland abzieht, bleiben immer noch über 4‘000 Kilometer übrig, die wir in Südskandinavien gefahren sind. Erstaunlich viel, für die drei Länder.

Was uns in Skandinavien etwas gefehlt hat, war das Abenteuer, das Exotische und so. Alles ist gewöhnlich. So brav und harmlos. Ich mag's lieber etwas wilder und chaotischer...

10. August 2015

Skandinavien: ein Bauernhof voller müdes Fahr-Zeug

Hamar: Es ist ja nicht so, dass ich jeden Tag übers Wetter jammern will. Aber heute Morgen hängen die Wolken wieder wie feuchte Waschlappen vom Himmel. Es ist grau und kalt - und ungemütlich. Wir frühstücken erst einmal ausgiebig, während draussen der Wind am Möbelwagen rüttelt. Es regnet noch nicht, deshalb wagen wir einen kleinen Spaziergang zu den Ruinen der alten Domkirche. Das Gemäuer wird von einem grossen Glasdach geschützt. Es erinnert mich an ein Aquarium.

Seit mehr als 150 Jahren fährt der Schaufelrad-Dampfer „Skibladner“ auf dem See. Wir schauen beim Ablegen zu. Es gurgelt, schäumt und dampft, dann schaufelradelt er los wie ein Rennboot.
Wie in Gjøvik baute man auch hier in Hamar für die olympischen Winterspiele Lillehammer eine Sporthalle. Diese sieht aus wie ein – öööhm, ein gekentertes – Wikingerboot. Es beginnt zu regnen, also fahren wir weiter. Der Regen wird stärker und schon bald kübelt es regelrecht vom Himmel.

Schon bald lockt uns – also vor allem mich - ein Schild am Strassenrand ins kleine Dorf Stange. Hier mitten im Ackerland ist auf einem Bauernhof das „Norsk Motorhistorisk Museum“ (N60.71846, E11.20747) zuhause. Eine Sammlung von etwa 400 Fahrzeuge und Maschinen; vor allem Traktoren, aber auch Autos, Lastwagen, Baumaschinen, Standmotoren und vieles mehr. Fast alle Exponate sind im Originalzustand, mit Gebrauchsspuren und Patina. Manche verwechseln das mit Rost.

Der Chef empfängt uns persönlich und freut sich sehr über unseren Besuch. Und ich bin ganz begeistert von all den müden und kranken Gerätschaften. Ich kann mich kaum sattsehen. Herrlich.

Etwas versteckt zwischen den alten Traktoren entdecke ich auch noch einen Autotraktor. Einen wie wir neulich am Strassenrand gesehen haben. Es ist ein Ford Modell BB von 1932, der später in Schweden zum Traktor umgebaut wurde.

Wir übernachten in Sørumsand. Es ist immer noch mieses Wetter, aber der Regen hat nachgelassen. Gegen Abend bilden sich am Himmel immer mehr hellblaue Wolkenlöcher.

7. August 2015

Skandinavien: der Steinzeitler mag Elch

So, heute wollen wir ein Stück südwärts fahren, in Richtung Oslo und Schweden. Das Wetter ist bestens und die Landschaft reichhaltig vorhanden. Wir rollen durch lange Täler und hüglige Wälder. Immer wieder versprechen Schilder am Strassenrand Elche von rechts - aber nie kommt einer!

Gleich neben einer malerischen Stromschnelle haben die Steinzeit-Jäger ihre Zeichnungen in den blanken Felsen geritzt: Die Felszeichnungen „Helleristninger“ (N60.83697 E9.8393). Sie zeigen vor allem Elche und sind etwa 6‘000 Jahren alt. Die rote Farbe ist aber neueren Datums. Irgendwie finde ich es sehr nett, dass die Steinzeitler damals gleich neben der Strasse gezeichnet haben – das erspart uns heute einen mühsamen Anmarsch.

Mittagsrast am alten Bahnhof von Dokka. Auf dem Gleisfeld steht das Gras kniehoch, Züge fahren hier schon lange keine mehr. Aber aus einem Lokschuppen quillt Rauch. Ob da jemand eine Dampflok einheizt? Es ist dann aber bloss Staub, den einige Junge beim Putzen aufwirbeln. Schade.

Dann halt weiter. Wir holpern gemütlich auf ganz kleinen Nebenstrassen durch die Hügellandschaft. Vereinzelt stehen verlassene Bauernhöfe am Strassenrand; und Wald. Viel, viel Wald. Ideal für Elche!
In Gjøvik baute man für die olympischen Winterspiele Lillehammer eine grosse Sporthalle. Soweit nichts Besonderes, aber die die Halle ist komplett im Berg drinnen.

Von aussen sieht man bloss einen etwas unschönen Eingang aus Beton. Ein sehr grosser Korridor führt uns dann tief in den Untergrund bis zu einer grossen Eishockey-Halle. Heute ist sie gähnend leer. Nur zwei Kletterer hangeln sich die Kletterwand hinauf. Und einer beginnt mit den Vorbereitungen für ein Konzert am kommenden Wochenende.

Das Städtchen Gjøvik gefällt uns nicht sooo sehr, also fahren wir auf die andere Seeseite nach Hamar. Hier finden wir einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Strand. Und gleich gegenüber vom Eisenbahnmuseum!

Das „Norsk Jernbane-Museum“ präsentiert - wenig überraschend - norwegische Eisenbahnen. Das Hauptgebäude ist eher bescheiden, aber das Freigelände ist spannend. Hier werden nämlich nicht Züge, sondern Bahnhöfe ausgestellt. Alte Bahnhöfe, Stellwerke, Barrieren. Dazu in zwei Remisen weiteres Rollmaterial und allerhand Fahr-Zeug. Wir schaue uns die grösste norwegische Dampflok an; und die erste elektrische Lok und das Schienenauto des Bahndirektors. Und vieles mehr.

Heute scheint die Sonne bis spät abends. Es ist warm. Ich trage kurze Hosen und Frau G. badet im See (N60.80162 E11.02623). Dann sitzen wir bei unsern Nachbarn aus Niederösterreich und plaudern bis spät in die Nacht.

6. August 2015

Skandinavien: ein Drachen auf dem Dach

Kaum sind wir losgefahren, reissen die Wolken auf und die Sonne scheint. Gut so, denn wir wollen noch eine dieser Stabkirchen anschauen. Borgund, Frau G. hat sich diese ganz besonders gewünscht. Und tatsächlich; es ist die interessanteste Kirche von allen bisherigen. Die vielen Dächer mit den Drachenfiguren erinnern an eine thailändische Pagode. Abers anders als in Asien, ist die Kirche komplett mit schwarzem Pech bestrichen, wohl als Feuchtigkeitsschutz. Trotzdem müssen die Schindeln immer wieder ersetzt werden.

Jetzt haben wir unseren nördlichsten Punkt erreicht. Wir lassen nun die Fjorde hinter uns und fahren hinauf auf den Fjell – die Hochebene im Innenland. Hier oben sieht es wie im Hochgebirge aus, wir sind aber bloss 800 Meter über dem Meeresspiegel. Die karge Landschaft ist fast baumlos, in Mulden und an Schattenhängen liegen noch einzelne Schneeresten. Soviel Schnee sei ungewöhnlich, erzählten uns Einheimische.

Es geht auf und ab und an malerischen Bergseen entlang. Vereinzelt sehen wir Alphütten und kommen an Ski-Gebiete im Sommerschlaf vorbei. Dann geht es nach und nach wieder abwärts. Die Täler werden fruchtbarer. Rote Bauernhöfe und kleine Dörfer säumen die Strasse.
Da und dort stehen Runensteine aus der Wikingerzeit, sie sind also etwa 1‘000 Jahre alt. Manche der Steine sind beschriftet, darum weiss man, wann und weswegen sie damals aufgestellt wurden. Andere sind mit Löwen und Blumen verziert, wie zum Beispiel der „Vang-Stein“.

Der „Eingangstein“ in Slidre steht mitten in einer Gruppe Hügelgräber aus dem frühen Mittelalter. Wegen dem Gestrüpp kann man sie aber kaum zu erkennen; und erst recht nicht fotografieren.
Dafür entdecke ich in der Nähe ein schöner Autotraktor. Den genauen Typ konnte ich leider nicht identifizieren, der Motor und der Tank könnte aber von Ford sein? In den Zylindern wächst Gras – vielleicht hilft das weiter?

Wir übernachten in Fagernes. Das Städtchen liegt an einem See und ist ein klassischer Ferienort. Ein paar Hotels und Gaststötten stehen an der Hauptstrasse, heute gut bevölkert. Früher fuhr sogar eine Bahn bis hier her; die „Valdresbanen“. Davon ist einzig das alte Bahnhofgebäude übriggeblieben. Und eine alte Rangierlok schläft auf einem kurzen Schienenstück nebenan.
Wir übernachten am Waldrand neben dem Fussballplatz.

5. August 2015

Skandinavien: Regen in Aurland

Aurland. Der Regen trommelt aufs Dach. Unter der Bettdecke ist es wohlig warm und es gibt wenig Grund aufzustehen. Irgendwann treibt uns dann der Hunger doch hinaus an die Frühstückskälte.
Für heute hatten wir ja sowieso einen faulen Tag geplant, darum stört uns das feuchte Wetter nicht. Auf der Suche nach Internet streifen wir durch Aurland. Das Dorf ist recht übersichtlich, einmal um die eigene Achse drehen, und man hat das Meiste gesehen. Und ein Wlan gibt’s auch.

Die heutige regenreiche Ereignislosigkeit hindert mich aber keineswegs am Schreiben. Ich erzähle einfach von den letzten Tagen.
Zum Beispiel von Bergen. Die Toiletten im Hauptbahnhof kann man nur mit einer Kreditkarte betreten. Kein Münze, keine Gewalt, nur mit Plastikgeld. Man muss die Kreditkarte an einem imposanten Automat durchziehen, dann spricht eine Computerstimme und wenn alles gut ist, leuchtet ein grünes Licht und die Klotür geht automatisch auf. Das Geschäft wird dann der Karte belastet, vermutlich leistungsabhängig und ganz detailliert aufgelistet?

Es regnet fast den ganzen Tag. Als wir am Schiffsanleger entlang spazieren, sehe ich, dass sich sogar einige Fische unter den Steg ins Trockene geflüchtet haben.
In manchen Fjorden sahen wir Aquakulturen, wo in grossen Netzen Fische gezüchtet werden. Vermutlich lebt auch unser nächster Weihnachts-Lachs hier?

Das Rathaus von Stavanger erinnert mich an jenes von Andorra. Nicht schön, aber gross. Und abweisend, als ob sich die Behörden vor ihren Bürgern verbarrikadierten.

4. August 2015

Skandinavien: von Fjord zu Fjord und ein Weltrekord

Eine steile und wirklich schmale Strasse führt von Aurland hinauf ins Hochland. Unterwegs gibt es einen von diesen grossartigen Aussichtspunkten; „Stegastein“. Wie eine Luftbrücke kragt der Holzsteg etwa dreissig Meter ins Nichts hinaus, um dann in einem kühnen Schwung ins Bodenlose zu entschwinden. 640 Metern über dem Meer.

Es sind grad zahlreiche Bus-Chinesen da. Sie kichern, machen faxen und fotografieren sich gegenseitig in allen möglichen Posen. Schaut irgendwie affig aus. Wir flüchten und fahren weiter bergauf. Im Hochland, obwohl kaum 1‘000 Meter über Meer, liegt noch viel Schnee. Manche Schneefelder sind zwei, drei Meter dick und die Seen immer noch zugefroren. Die Strasse heisst wohl nicht umsonst „Schneestrasse“.

Unterwegs treffen wir Axel und Gabi aus Darmstadt. Sie sind mit einem Gelände-Wohnwagen unterwegs und wandern durchs Fjell.


Der Lærdalstunnel ist mit einer Länge von 24,5 Kilometer der weltweit längste Strassentunnel. Den wollte ich mir schon lange einmal ansehen. Der zweispurige Tunnel ist recht rustikal ausgestattet: Einfach eine Röhre aus dem Fels gesprengt, ganz ohne Verkleidung und Bemalung. Und nur spärlich beleuchtet und belüftet. Gefällt mir.
Dafür gibt es mitten im Berg nacheinander drei riesige Hallen. Die Hallen sind himmelblau beleuchtet. Wie rettende Inseln in der Finsternis - ein grossartiges Erlebnis.

Wir übernachten in Aurland hinter der Feuerwehr und direkt am Fjord. Bis spät abends stehen Fischer am Ufer und schwinge ihre Ruten. Aber ich sehe keinen, der einen Fisch fängt. Vielleicht fischen die bloss virtuell?

3. August 2015

Skandinavien: Flåmsbana ohne uns

Voss. Die Sonne scheint und es sind fast mehr als 10° - ein Bilderbuch-Morgen im norwegischen Hochsommer.
Die Strasse schlängelt sich durch ein grasgrünes, enges Tal. Seen. Kuhweiden und immer wieder diese rotgestrichenen Bauernhöfe. Ab und zu stürzt weit oben ein Wasserfall über die Felsen hinunter. Dann kommen wir in Gudvangen an den Nærøy-Fjord, den schmälsten alle Fjorde überhaupt. Die schattigen Felswände steigen nahezu senkrecht aus dem Wasser.

Zwei Tunnels weiter erreichen wir Flåm. Kein Dorf, nur ein Hafen und eine Eisenbahnstation. Von hier fährt die Flåmsbana hinauf ins 850 Meter höher gelegene Myrdal, wo sie Anschluss an die Hauptstrecke Oslo – Bergen hat. Die Bergstrecke ist spektakulär und führt durch eine schroffe Berglandschaft. Das lockt jedes Jahr fast eine Million Fahrgäste an. Die ursprüngliche Güterbahn fährt daher inzwischen fast ausschliesslich für die Touristen.

Unzählige Touristengruppen und Tagesausflügler schwirren auf dem Bahnhofgelände umher. Viele Asiaten mit bunten Kappen und Gesundheitsschuhen und ganze Heerscharen von Tagesausflüglern, die meisten im Rentenalter. Dazwischen bücken sich einige Eisenbahn-Fans vor einer Lokomotiven, um deren Eingeweide der ganz genau zu beschauen. Seit dem letztem Jahr werden die Züge nämlich von „El 18“-Lokomotiven gezogen. Den Schweizern werden diese Loks bekannt vorkommen; handelt sich doch um eine typische SBB-Lok 2000.

Ich war mir anfangs nicht sicher, ob wir mit der Flåms-Bahn fahren wollen? Als ich dann die Touristenmassen sah, wusste ich – nööö. Zudem hätten wir wahrscheinlich heute sowieso kein Billet bekommen.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude sind heute ein grosser Souvenirladen und ein kleines Museum über die Bahnstrecke untergebracht. Wir schauen alte Fotos und einige Bahnfahrzeuge an. Nett, aber nichts wirklich aufregendes.

Grad als wir weiterfahren wollen, landet noch ein Kreuzfahrtschiff und scheidet weitere Tagesausflügler aus. Die Schiffe können dank dem Fjord vom Atlantik her bis direkt vor den Bahnhof Flåm fahren. Neben den Kreuzfahrtschiffen schaufeln auch noch Schnellboote weitere Fahrgäste von Bergen hierher.

1. August 2015

Skandinavien: wir kommen ins Guugle

Dass Frau G. eine wahre Perle ist und ich ein schnuckeliges Kerlchen, habe ich schon gewusst.

Aber dass Guugle gleich ein Auto schickt, um uns zu fotografieren, hat mich dann doch etwas überrascht.

31. Juli 2015

Skandinavien: Bergen, Wal-Wurst und die Lepra

Voss. Heute fahren wir mit der Bahn nach Bergen. Ich freute mich auf einen eleganten Fernzug mit weichen Polstersitzen und einem Bordrestaurant. Es war dann aber bloss ein bummliger Regionalzug mit ohne weich.

Die Strecke führt fast immer einem wunderschönen Fjord entlang. Leider sehen wir davon kaum etwas, da wir mehr als die halbe Strecke in Tunnels unterwegs sind. Oft kommen wir nur bei einem Bahnhof kurz ans Tageslicht, dann wurmt unser Zug gleich wieder in den Berg hinein.
Nach anderthalb Stunden erreichen wir den Endbahnhof Bergen. Eine schöne Glas-Gusseisenhalle mit nur vier Gleisen. Aber keine Fahrgästen, nur gähnende Leere.

Wir schlendern Richtung Hafen. Ein Stadt-Teich mit Springbrunnen, akkurate Rabatten mit Frühlingsblumen und paar Denkmäler. Schon bald kommen wir an den Fischmarkt am alten Hafen. An vielen Ständen werden Fische und Krebse verkauft, aber vor allem gekocht und gegessen. Wir probieren Elch- Rentier- und Walwurst. Und wunderbare Krabben, knackig und meersalzig.

Die Verkäufer und Köche tragen bei der Arbeit stylische Ganzkörper-Gummistiefel – schaut sehr – öööhm - malerisch aus.

Gleich neben dem Fischmarkt stehen die alten Handelshäuser aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert. Die buntgestrichen Holzhäuser und mächtigen Backsteinpaläste erinnern an die Zeiten, als noch deutsche Händler hier geschäfteten. Heute sind in den Handelshäusern Gaststätten und Kunsthandwerkläden untergebracht. Und viele Souvenirläden mit Elch-Kitsch. Wir schauen uns auch einen Weihnachtsladen an, doch ich kann mich irgendwie nicht so recht dafür begeistern.

Die grossen Kreuzfahrtschiffe legen gleich neben der Altstadt an. Deshalb ist hier alles voller betagter Engländer und Rudel-Asiaten. Wir schauen dem Treiben zu und spazieren dann quer durch die alte Festung zurück in die Altstadt. Alte Kanonen, ein wenig königliches Gemäuer und ein Betonbunker aus dem Weltkrieg, eher wenig interessant.

Die Lamm-Pølse mit Röstzwiebeln und Rucola mundet tadellos. Dazu gibt es Gratis-Limonade so viel man mag. Toll dieses Bergen.
Als letzte Sehenswürdigkeit besuchen wir das Lepra-Museum. Früher brachten die Matrosen die Krankheit mit nachhause und wurden hier behandelt. Besonders witzig finde ich die Türfalle zum Lepra-Krankenhaus; eine Messing-Hand – mit allen Fingern dran!

Gegen Abend bringt uns der Zug wieder nach Voss. Der Zug ist der gleiche wie am Morgen, doch hält er nicht mehr an jedem Bahnhöflein an, so dass wir nur gut eine Stunde brauchen.
Wir übernachten noch einmal neben dem Friedhof. Letzte Nacht haben wir hier nämlich wunderbar geschlafen; sehr ruhige Nachbarn.

30. Juli 2015

Skandinavien: Norweger-Pulli des Grauens

Odda. Gestern war‘s den ganzen Tag bedeckt, wenn ich es richtig verstanden habe, sollte es heute sonnig sein. Und tatsächlich, am Morgen zeigen sich zwischen den Wolken erste scheue Löcher. Doch schon kurze Zeit später beginnt es wieder zu tröpfeln.
Gegen Mittag fahren wir weiter. Zuerst geht es über einen Berg und dann einem Fjord entlang bis nach Voss.

Voss ist ein etwas grösseres Städtchen; ein wenig abgelebt zwar, aber doch ganz nett. Wir schlendern durch die Innenstadt, schauen Dinge in Schaufenstern an, und so. Frau G. friert und will sich einen Norweger-Pulli kaufen. Oder zumindest die Wärme eines Einkaufszentrums geniessen.
Das Shopping ist recht gross und ist voller Läden. Mich deponiert Frau G. gleich in einem Café und zieht alleine los. Kaum eine halbe Stunde ist sie bereits fertig mit Einkaufen. Nichts hat ihr gefallen und teuer war es zudem auch noch.
Auf dem Parkplatz steht ein Ford Taunus neben einem geilen alter Volvo - immerhin etwas.

Der Golfstrom sorge für das ganzjährig milde Klima in den Fjorden, habe ich gelesen. Die 10°C und Neuschnee bis tief in die Täler herunter lassen diese Theorie doch etwas gewagt erscheinen. Und es würde mich nicht wundern, wenn die Elche längst ausgestorben wären. Jedenfalls haben wir noch keinen gesehen.

Ganz in der Nähe gibt es den Fabrikladen einer berühmten Strickwarenfabrik, die machen die bekannten Norwegerpullis. Also flitzen wir hin. Die Pullover sind mehrheitlich unbeschreiblich hässlich und mit 400 Euro auch nicht grad preiswert.
Frau G. ist ein wenig enttäuscht. Am Bahnhof gleich neben dem Pulli-Laden versuche ich sie mit dem Anblick einer dreirädrigen Draisine zu erfreuen. Was soll ich sagen – hilft nicht.

Wir übernachten in Voss, gleich oberhalb des Friedhofs. Es regnet, dann wieder nicht, dann aber doch.

29. Juli 2015

Skandinavien: keine Kirschen in Odda

Die Morgensonne wird von Wolken bedrängt – und gibt nach. Der Hardangerfjord ist aber dennoch eindrucksvoll. Die schneebedeckten Berge fallen fast senkrecht ins Wasser. Da und dort hat es dazwischen etwas weniger steile Stellen. Da stehen entweder Häuser oder es werden Obstbäume angepflanzt. Die Kirschen sind bald reif, aber die Äpfel sind noch steinharte Niggeli.

In Lofthus schauen wir dem alten Schiff „Atløy“ beim Ablegen zu. Früher waren solche Schiffe die einzige Verbindung zur Aussenwelt, heute kutschieren sie nur noch Touristen im Fjord herum.

Seit zwei Jahren gibt es über den Eidfjorden eine spektakuläre Hängebrücke, die „Hardangerbrua“. Mit 1‘400 Meter Spannweite ist sie eine der längsten Brücken weltweit. Ganz besonders gefällt mir die gelborange Fahrbahnplatte mit dem hellblauen Geländer, richtig schick.

Da hier die Bergflanken fast senkrecht in den Fjord fallen, beginnt und endet die Brücke jeweils direkt in einem Tunnel. Tief im Berg drinnen, in einer riesigen Halle, ist dann ein grosser Kreisel für die verschiedenen Strassenabzweigungen. Blau und weiss beleuchtet wie ein Kunstwerk, grossartig.

Wie dem auch sei, wir erreichen das Dorf Eidfjord am Ende des Eidfjords. Netter Ort, gute Brötchen und schnelles Internet; was will man mehr. Einige Kilometer weiter hinten im Tal stürzt der Wasserfall „Vøringsfossen“ über die Felswand hinunter. Es soll der schönste Wasserfall sein, verspricht Frau G.
Das Beste ist, der Wasserfall fällt direkt neben der Strasse, man könnte im Auto sitzenbleiben. Wir schlendern aber ganz nach vorne an die Klippe und schauen von da hinüber. Nur wenige Zentimeter vor mir geht es geht mindesten hundertfünfzig Meter in die Tief.

Der Wasserfall selber ist halt so, wie man sich einen Wasserfall vorstellt. Milchweisses Wasser tosst über die Felsen hinunter und zerstäubt zu Gischt; kenne ich von zuhause.

Am Nachmittag kurven wir hinüber an den nächsten Fjord. Ganz hinten, im Dorf Ulvik, machen wir Feierabend. Manchmal kommen die grossen Kreuzfahrtschiffe bis hier her - heute nicht. Dabei hat sich Frau G. so darauf gefreut.
Wir übernachten mitten in Ulvik, wieder zwischen Kirche und Hafen.

28. Juli 2015

Skandinavien: zwischen den Fjorden ist viel Berg

Es tropft noch aus den Baumkronen, aber in Årdal scheint heute die Sonne. Bevor wir weiterfahren schauen wir uns noch die alte Kirche an. Eine schlichter Holzbau aus dem frühen 17. Jahrhundert. Innen über und über mit Heiligen und Blumenmustern bemalt. Bemerkenswert ist die Holzkonstruktion, kein hier üblicher Blockbau sondern ein Bohlenbau; deshalb auch der Name „Stavkirke“; Stabkirche.

Unsere Strasse Nr. 13 kurvt über die Hügel und an den Fjorden entlang. Wir geniessen die beschauliche Route und die grossartigen Ausblicke. Dann wieder eine Fähre, diesmal über den Jøsenfjord. Nicht weit, aber wie eine kleine Kreuzfahrt.

Und weiter geht’s, immer dem steilen Fjord entlang. Oft ist die Strasse aus dem senkrechten Fels gesprengt. Oder sie führt durch dunkelschwarze Tunnels, stockfinster und mit Tropfwasser von der Decke.
In Sand machen wir einen Boxenstopp. Ich kaufe mir einige Scheiben „Lammerull“, eine hier beliebte Wurst aus Lammfleisch – glaube ich zumindest. Schmeckt ganz gut, aber etwas gewöhnlich. Im selben Laden gab es wieder eine reiche Auswahl von Tuben-Käse, diesmal sogar in der Geschmacksrichtung „Käse“.

Und wir schauen uns die „Høsebrua“ an, eine nagelneue Fussgängerbrücke aus rostigem Stahl und Alu-Kiemenblechen.
Die Strasse schlängelt sich weiter durch die Landschaft. Seen, Wasserfälle und Schluchten. Auf und ab und durch zahlreiche Tunnels. Dann kommen wir nach Rødal. Hier steht eine der ältesten Stabkirchen Norwegens. Sie ist fast achthundert Jahre alt, allerdings wurde sie zwischenzeitlich arg erneuert und erweitert, so dass vom ursprünglichen Kirchlein kaum mehr etwas zu erkennen ist.

Auch hier ist der Kirchenraum üppig ausgemalt, aber etwas dezenter als in Årdal. Weitherum berühmt ist das Kruzifix über dem Altar. Der Holz-Jesus schwitzt jedes Jahr am 6. Juli. Und dieser Schweiss habe wundersame Wirkung, er könne Blinde sehend machen - sagt man.

Hinter Rødal geht’s hoch hinauf und über einen Pass. Hier oben liegt immer noch Schnee. In einem Seitental sehen wir einen mächtigen Gletscher und direkt an der Strasse einige imposante Wasserfälle. Ist jetzt für uns Bergler nichts wirklich überraschendes, aber dennoch schön anzuschauen.

Dann erreichen wir Odda, die grösste Stadt weitherum. Sie liegt an einem Seitenarm des Hardangerfjords und ist eigentlich bloss ein Dorf. Der Atlantik fingert hier 80 oder 100 oder - was weiss ich - 180 Kilometer weit landeinwärts. Hier lebt man eingekeilt zwischen den Schneebergen, den Felsen und dem Meer.
Wir übernachten in Odda zwischen Kirche und Hafen. 1a Sonnenuntergang und kalter Wind; keine Elche.