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10. Oktober 2016

Stadt im Gefängnis

Da ich die nächsten Tage nicht da bin, gibt es hier einen Rückblick auf beliebte Beiträge der vergangenen Jahre.

Heute: die lettische Gefängnisstadt Karosta

29. Mai 2014

Weissrussland: Externer Nasenbohrer in Litauen

Vilnius: Als ich um viertel nach fünf aus dem Fenster schaue, quält sich grad die Sonne über die Hügel. Hübsch bunt, aber wozu, um die Zeit schaut doch eh keiner hin.

Ich liege noch etwas herum und warte aufs Morgenessen. Denn heute will ich eine kulinarische Schneise quer durchs jungfräuliche Frühstücks-Buffet schlagen. Aber wir sind zu spät, einige Koreaner und Franzosen sind schon drüber.

Um neun Uhr schlendern wir zum Busbahnhof hinüber. Auf einem Plakat bohrt einer einem anderen in dessen Nase; wer's mag! Wir sitzen herum und warten auf den Flughafenbus. Dann kommt er und wir fahren mit.

Am Flughafen ist es sehr ruhig, kaum Leute da. Irgendwann können wir einsteigen. Wieder dieser Propeller-Flieger. Die Mixer heulen auf und schon eine halbe Stunde später landen wir in Riga. Hier müssen wir einige Stunden auf den Weiterflug warten.
Am Nebentisch sitzt eine russische Reiseleiterin. Wir plaudern übers Reisen, Russland und den Konflikt in der Ukraine. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Um 16:10 geht’s  weiter. Unsere Boeing 737 ist halbleer. Während sich die Leute in der vorderen Hälfte dichtgedrängt ii ihr Gestühl klemmen, ist es bei uns hinten komplett leer. Frau G. und ich beanspruchen je drei Sitzplätze. Unter uns verschwindet Lettland im Dunst.

Um halb sechs landen wir fahrplanmässig in Zürich. Eine Viertelstunde später fährt bereits unser Zug mit uns nachhause.
Ich mache mir immer noch Gedanken wegen heute Morgen: Weshalb bohrt der Mann in der fremden Nasen - rätselhaftes Baltikum.

19. Mai 2014

Weissrussland: Sitzleder und Wolkendecke, dann Litauen

Sonntagmorgen. Es regnet. Und in Richtung Weissrussland sehe ich auch nur betongraue Wolken. Also setzen wir uns in die Bahn und fahren zum Flughafen Zürich. Hier setzen wir uns auf Wartegestühl und warten auf ein Flugzeug.

Unser airBaltic-Flieger flügelt pünktlich los und landet nach etwas mehr als zwei Stunden Warterei in Riga. Auch hier ist es feuchttrüb und gräulich. Wir setzen uns in eine Gaststätte und warten auf unsern Weiterflug. Draussen vor dem Fenster wuseln nasse, leuchtgelbe Männer herum. Kleine Koffer-Bähnchen schlängeln durch Pfützen und ein Tankwagen säugt einen prallen Flieger.

Unser Flugzeug nach Vilnius ist eine Propellermaschine; eine Bombardier Q400. Endlich wieder mal etwas anderes als diese immer gleichen Airbus oder Boeing. Auf diesen Flug habe ich mich schon lange gefreut. Sehr bequem und recht leise, fast schon gemütlich.

Nach Dreiviertelstunden Flug bodigen wir in Vilnius, der litauischen Hauptstadt. Schon wenige Minuten später sind wir raus aus dem Flughafen. Wir setzen uns auf ein Bänkli und warten geduldig auf den Bus in die Stadt. Schon wieder warten. Nach langer Zeit kommt er dann endlich und kaum zehn Minuten später sind wir im "Bombardier Q400.". Zimmer 409 mit einem wunderbaren Ausblick zum Bahnhof hinüber.

Ein kurzer Abendspaziergang und ein Wurstbrot essen, dann machen wir Feierabend. Ein wunderbarer Regenbogen tut so, als würde die Sonne scheinen. Uns ist pudelwohl.

26. Juni 2012

Baltikum: auf und davon

Unsere Fähre heisst „Urd“ und soll uns von Liepāja nach Travemünde bringen. Man kann jetzt nicht unbedingt behaupten, die Urd sei ein Traumschiff. Eher so ein angejahrter Frachter mit eingebautem Parkhaus.


Wir sind zeitig am Hafen und dürfen daher früh aufs Schiff. Leider müssen wir aufs Unterdeck, unter der Waserlinie. Und das heisst, tendenziell kommen wir auch als letzte wieder raus. Pünktlich um sechs auspufft schwarzer Rauch aus dem Schornstein, und kurz darauf fahren wir los.

Auf dem Schiff sind alle drei Decks voller lettischer Sattelschlepper. Wir sind fast die einzigen Touristen an Bord. Zum Znacht wähle ich Schnitzel, welches sich dann aber als kein solches entpuppt, sondern als eine panierte Hackfleischknolle. Mundet aber auch.

Wir haben eine Aussenkabine, also eine mit Fenster und Meerblick. Dazu einen Fernseher mit drei sehr fremdsprachigen Programmen, ein schmales Etagenbett und eine „Nautik Seife mit Meeresalgen“. Und geblümte Vorhänge und an der Wand einen blaugelben Linoldruck von einem Wasservogel, der seeehr tot dreinschaut.

Die Meeresalgen-Seife finde ich übrigens sehr passend. Der „Urd“ passierte vor einigen Wochen in ein kleines Hopperla. Sie wurde von einem anderen Schiff gerammt, schlug leck und sank im Hafenbecken auf Grund. Die Einschlagstelle ist, da frisch gestrichen, noch gut zu sehen.

Unser Schiff erweist sich als äusserst angenehm. Zweckmässig und praktisch. Kein Firlefanz. Und die lettischen Lastwagenfahrer sind ganz angenehme Passagiere, ruhig, nett und müde. Die meisten liegen den ganzen Tag in ihren Kabinen. "Scandlines" können wir wirklich empfehlen.
Abends um acht landen wir in Travemünde und um neun sind wir aus dem Schiffbauch raus. Der feste Boden hat uns wieder. Los geht’s, südwärts. Wir fahren noch bis Soltau, wo wir in einem Wald einen schönen Übernachtungsplatz finden.

25. Juni 2012

Baltikum: Stadt im Gefängnis

Vor mehr als hundert Jahren baute man nördlich von Liepāja einen riesigen Marinehafen für die Russischen Ostseeflotte. Und neben den Hafen auch gleich noch eine ganze Militärstadt – Karosta. Nach dem Zweiten Weltkrieg stationierte die Sowjetmarine in Karosta etwa dreissig ihrer Atom U-Boote.

Anfang der 1990-er Jahre war dann der "Kalte Krieg" zu Ende war und die nun Russische Marine zog weg. Übrig blieb eine Militärstadt ohne Militär. Tote Häuser ohne Bewohner.

Viele der Militäranlagen und Wohnhäuser stehen auch heute noch leer. Zugemauert und/oder zugewachsen. Trostlos und grau. Doch inzwischen leben auch wieder Menschen hier.

Die Mole im Hafen ragt mehr als eineinhalb Kilometer ins Meer hinaus. Fast bis zum Horizont. Von da draussen sieht Lettland ganz flach aus.

Bis vor nicht so langer Zeit befand sich in Karosta auch ein gefürchtetes Gefängnis. Von hier sei nie ein Ausbruch gelungen, sagt man. Heutzutage können hier Touristen den Gefängnisalltag nachäffen. Peinlich. Wir schauen uns einige Innenräume an. Sieht aus wie ein - öhm - Gefängnis…

Als ich heute Morgen aus dem Schlafwagen blinzelte, sah ich die Morgensonne. Und die ersten Fischer schon wieder im Gebüsch hocken. Schlafen die eigentlich nie?

23. Juni 2012

Baltikum: am Ende kein Liebesbaum

Pāvilosta ist ein gewöhnliches Fischerdorf. Die Hauptsehenswürdigkeit ist ein historisches Fischerboot auf einem Betonsockel. Die Fischerboote im Hafen schauen aber auch nicht viel anders aus. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die „Liebes-Kiefer“. Und die wollen wir sehen. Wir sehen unzählige Kiefern; die Liebeskiefer aber nicht. Später sehen wir ein Bild davon - ein krummer, zerzauster Nadelbaum.

Kurz darauf erreichen wir unser vorläufiges Etappenziel, Liepāja. Morgen werden wir von hier nach Deutschland fähren. Wirklich schön ist Liepāja ja eigentlich nicht, hässlich aber auch nicht. Eher so etwas dazwischen.

Bis vor zwanzig Jahren war Liepāja nämlich eine gesperrte Militärstadt und ein sowjetisches Sperrgebiet. Da brauchte sie nicht hübsch sein! Seither gibt man sich aber sichtlich Mühe, die Stadt etwas netter zu machen.

Die St. Meinard Kirche sah ich schon einmal in Hannover. An der „EXPO 2000“ war sie der Pavillon des Vatikans. Er hat seither aber arg gelitten, sieht etwas schäbig aus.

Seit bald fünf Wochen versuche ich ein Schnitzel zu essen. Bisher haben alle Versuche seiten des Schnitzels fehlgeschlagen. Aber heute scheint mein Tag zu sein - mein Schnitzeltag.
Wäre das Schnitzel nicht unter zu viel und viel zu schmierigem Käse begraben; es wäre in Ordnung gewesen. Jedenfalls für hiesige Verhältnisse.

In der Stadt hat es auf vielen Fusswegen so Rillen, damit sich die Blinden orientieren können. Und nun weiss ich auch, warum die Rillen manchmal plötzlich enden? Blinden-Roulett. Die Anwohner wetten drauf, wo der Blinde hinläuft und aufprallt…

22. Juni 2012

Baltikum: Sand und noch Meer

Unweit von Kuldīga, dem sogenannten „Venedig von Lettland“, besuchen wir eine weitere Sehenswürdigkeit. Abgelegen in einem Wald liegt ein altes Quarzsand-Bergwerk.

Die Strasse dahin ist eine Baustelle und eigentlich gesperrt. Ein Einheimischer meint, wir sollen trotzdem fahren - geht doch. Dann führt uns ein Waldpfad zu einem steilen Abhang. Und da ist er, der Eingang zu den Stollen.

Ein Waldarbeiter begleitet uns in die Unterwelt. Die Gänge sind oft niedrig und weit verzweigt. Mit einigen Kerzen und meiner Taschenlampe dringen wir ins Innere vor. Finster und feucht, rund um uns nur Quarzsand.
Den Sand brauchte man damals für das berühmte Riga-Glas.

In wenigen Tagen müssen wir leider heimfahren. Darum wollen wir noch einen Tag am Strand verbringen. Bis dahin ist ja nicht mehr weit. Doch der Strand bei Jūrkalne liegt im Nebel! Und das an einem Nachmittag im Juni. Also gibt es vorerst keine Strandparty.

Wir und machen Hausarbeiten. Das heisst: liegen, lesen und Chips. Ich nutze die Gunst der Stunde und knüpfe meine neue Hängematte zwischen die Bäume. Sie entstammt einem Sonderangebot vom ALDI und erreicht mit mir anscheinend ihre Belastungsgrenze. Jedenfalls gibt sie nicht sehr vertrauenerweckende Geräusche von sich. Knooorz-chrrr-chnirrrsch…

Gegen Abend geht der Nebel weg und wir sehen doch noch die Steilküste. Viel Sand und Wasser. Schön.
Steine können sie gut - die Letten..

21. Juni 2012

Baltikum: das Zündhölzli ist aus

Für heute suchten wir ein nettes Landstädtchen um etwas abzuhängen. Eines mit niedlichen Strassencafés und schattigen Alleen. Kuldīga, das „Venedig von Lettland“ hörte sich gut an. Da fahren wir mal hin.

Venedig von Lettland? Ich kenne bloss dieses eine Venedig in Italien. Aber das können sie keinesfalls gemeint haben. Kuldīga hat bloss einen alten Mühlenkanal und knapp zwei Brücken - keine Kanäle, keine Paläste, keine Gondeln, gar nix. Vor allem kein Venedig. Aber abgesehen davon ist Kuldīga ganz nett und gemütlich.

Wenn schon kein Venedig, dann haben sie hier zumindest den „längsten Wasserfall Europas“! Zweihundert Meter – nicht hoch – lang ist der. Also eigentlich breit. Der Fluss stürzt hier über eine Felsenschwelle unglaubliche eineinhalb Meter in die Tiefe. Tosende Gischt, gähnender Abgrund, oder so. Wir sind ein wenig begeistert.

Kuldīga dürfte natürlich den Freunden des osteuropäischen Streichholzes ein Begriff sein. Hier wurden hundert Jahre lang die weltnekannten „Vulkāns“ Zündhölzli hergestellt.

Die Fabrik wurde 1878 von einem Louis Hirschmann gegründet und produzierte jedes Jahr viele, viele, viele Millionen Streichhölzern. Im Jahr 1996 und 2000 brannten einige Fabrikanlagen ungeschickterweise ab. Und im Jahr 2004 wurde dann die Produktion für immer eingestellt. Seither werden die übrig gebliebenen Gebäude von den Anwohnern ausgeschlachtet und gefleddert. Privatisiert.

Wir haben einen wirklich schönen Übernachtungsplatz unter einer mächtigen Kastanie. Ganz nahe am Zentrum und doch völlig ruhig. Dazu der laue Sommerabend und dann in der Nacht ein kühler Luftzug. Nettlich.

20. Juni 2012

Baltikum: frisch gewaschen und aufgehübscht

Riga. Die gestrige Regnerei ist vorbei, heute ist wieder wunderschönes Wetter. Riga ist eine grosse Stadt, die Altstadt ist aber recht überschaubar. Reichdekorierte Häuser und schöne Plätze. Doch es schaut bloss historisch aus, die meisten Bauten sind keine fünfzig Jahre alt. Denn im Krieg wurde die Altstadt fast völlig zerstört.

In den riesigen Markthallen wurden früher mal für Luftschiffe gebaut. Fünf Hallen voller Gemüse, Fleisch, Käse - und Leuten.

Während wir aufs Zmittag warteten, bestaunten wir eine Skulptur gegenüber. Frau G. ist sich sicher eine Kröte, die ein Kaninchen belästigt, zu sehen. Ich hingegen sehe ganz eindeutig eine Nonne auf einem sehr, sehr müden Pferd. Wir können es nicht entscheiden und einigten uns deswegen auf einen Kompromiss. 

Unser Waschsalon ist von erlesener Eleganz und verfügte über einen umfangreichen Fuhrpark. Während sich unsere Wäsche im warmen Wasser vergnügte, gehe ich zum „Frizētava“ und lasse mir den Pelz kürzen.

Aufgehübst und mit sauberen Kleider verlassen wir gegen Abend Riga. Es war schön hier, wir kommen sicher wieder mal. Wir übernachten in Jaunpils hinter dem Schloss.

Das Abendlicht ist wunderschön. Wie in so einem Frauenfilm; mit einem Landarzt und einer unheilbaren erkrankten, früh verwitweten und einsam unglücklichen ehemaligen Adligen. Oder so.

19. Juni 2012

Baltikum: Segelfisch in Riga

So schön wie gestern das Wetter war, so – scheisse soll man ja nicht sagen – unbefriedigend ist es heute. Es regnet den ganzen Tag. Dunkelgraue Wolken und lange, tiefe Gumpen. Beim Fahren schaut es aus, als äuge man durch das Bullauge einer Waschmaschine.

Der Sonnenuntergang gestern Abend; noch ahnen wir nichts vom kommenden Grauen.

Also fahren wir über die Grenze nach Lettland, nach Riga. Hier besuchen wir als erstes das „Motormuseum“. Hier sind einige sehr interessante Fahrzeuge ausgestellt. Zum Beispiel einen Autounion-Rennwagen mit einem V-16 Motor. Oder der „Rolls-Royce Silver Shadow“, den Leonid Breschnew 1980 eigenhändig zu Schrott fuhr. Und natürlich viele weitere bekannte Fahrzeuge aus Ost und West.

Im Depot hinter dem Museum warten noch zahlreiche angejahrte Schätzchen auf ihre Wiederbelebung.

Im Stadtzentrum von Riga kaufe ich mir ein tolles Ölbild. Es zeigt einen Mann, der einem Segelfisch fährt.

Wir übernachten am Rande der Altstadt. Der Platz ist gut, aber nicht grad sehr ruhig. Immer wieder kommen Männer und brünzeln ins Grünzeug um uns herum.

11. Juni 2012

Baltikum: unknuspriges Wetter und Schnitzel

Sigulda. Gegen Mittag fahren wir los. Kiesstrassen und wunderbare Landschaften. Ab und zu ein bescheidenes Gehöft, sonst nichts. Wechselhaftes Wetter; von Sonnenschein über Regen bis Graupelschauer ist alles dabei.

Lettisch ist für uns eine ungewohnte Sprache. Wir verstehen gar nichts, und ich kann bloss ein einziges lettisches Wort: „karbonade“ – Schnitzel. Ich habe es mir mühsam beigebracht und heute will ich meine neuen Fremdsprachenkenntnisse anwenden. Und zwar in Cėsis, einem kleinen Städtchen etwas im Abseits.

In der Gaststätte sage ich stolz „karbonade“. Das Froilein nickt zufrieden - und bringt etwas später ein Etwas. Müdes Tiefkühlgemüse mit zwei schwarzbraunen Dingern obendrauf. Keine knusprig, kein mmhm - KEIN Schnitzel! Die Konsistenz erinnertes mich an meine gestrigen nassen Schuhe. Und der Geschmack ist auch vergleichbar.

Nach dem „Essen“ schauen wir uns noch ein wenig in Cėsis um. Es ist ein wenig hübsch und hat eine Burgruine und einen Ententeich im Park. Dann beginnt es wieder zu regnen; und wir fahren weiter.

In Strenči finden wir am Fluss einen guten Übernachtungsplatz. Die Sonne scheint und es ist herrlich hier. Für Stechmücken und die Landjugend scheint es zu kühl zu sein. So haben wir unsern Platz für uns ganz alleine.