8. Juli 2016

Istanbul: die toten Bahnhöfe

Kürzlich in Istanbul: Istanbul hat über 12 Millionen Einwohner und zwei grosse Fernbahnhöfe. Und beide sind mausetot. Es fährt kein einziger Zug.
Am europäischen Bahnhof Sirkeci endeten früher der legendäre Orient-Express und die anderen Fernzüge aus Paris, Budapest oder Genf.

Der Sirkeci-Bahnhof ist ein Kopfbahnhof im klassizistischen Stil des späten 19. Jahrhunderts. Seine prächtige Fassade zeigt zum Bosporus hin, doch der Eingang ist aber ums Eck herum - und alles andere als prächtig.
Der Bahnhof hat nur vier Bahnsteige, denn ursprünglich war er bloss als Zwischenlösung gedacht. Man wollte einen richtig grossen Hauptbahnhof bauen, was dann aber nie geschehen ist.

In einigen Jahren sollen hier auch wieder regelmässig Züge fahren. Doch daran glaubt eigentlich niemand mehr. Heute dient der Bahnhof jedenfalls nur noch als Abstellgleis für die Metro und für die neuen Marmaray-Züge. Einzig der Fahrkartenschalter ist geöffnet, doch Fahrgäste sind rar! Vor dem berühmten Bahnhofsrestaurant langweilt sich ein einsamer Kellner.
Gleich vor dem Sirkeci Bahnhof ist die alte Verladestelle, von wo früher die Züge mit Fähren über den Bosporus transportiert wurden. Aber auch hier ist alles geschlossen und verwahrlost.

Der Bahnhof Haydarpaşa steht drüben in Asien und direkt am Bosporus. Es ist ein prachtvoller Kopfbahnhof mit sieben Bahnsteigen. Von hier starteten einst die Züge nach Teheran, Bagdad und Damaskus. Nachdem 2009 das Dach brannte, stellte man nach und nach den Bahnverkehr ein.

Heute nutzt man den Bahnhof als Abstellplatz für ausrangierte Züge; alle vollgeschmiert und mit eingeschlagenen Fensterscheiben. Alles ist geschlossen. Ich laufe den Absperrungen entlang auf die Vorderseite. Das kleine Café ist noch da und müht sich durch den Alltag.
Hinter der Absperrwand find ich auch noch die alte Dampflock. Ein kümmerliches Überbleibsel der glanzvollen Zeiten.

8 Kommentare:

  1. Eine Stadt mit zwei internationalen Flughäfen und ein Großflughafen seit 2014 im Bau...da will leider keiner mehr mit dem Zug fahren.

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    1. Ja – im Moment bauen sie ein Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz. Und gleichzeitig sterben die internationalen Züge aus; wegen den Eisenbahnbaustellen und dem Bürgerkrieg in der Osttürkei. Eigenartig...

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  2. Bin mitte der 70ger Jahre einige male mit dem Orient Express im Bahnhof Sirkeci angekommen.Hatte immer so ein Inter-rail Ticket, die Züge waren damals in etwa "militär-grün" und die Fenster konnte man noch herunter schieben. Zum essen brauchte ich fast nichts mitzunehmen,die heimreisenden türkischen Gastarbeiter haben einen freundlicher Weise einfach mitversorgt,es fehlte mir an nichts. War eine schöne Zeit!
    LG

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  3. Ah, das erklärt natürlich, warum mein Hotel direkt neben dem Sirkeci so schön ruhig war. Gibt es einen Grund, dass die Türkei die Bahn so schleifen lässt? Ich wäre gerne von Grienchenland aus mit dem Zug nach Istanbul gefahren, aber die Strecke wird gar nicht mehr bedient.

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    1. Die Griechen haben ihren Fernverkehr eingestellt. Sie wollten damit Geld sparen, doch nun haben sie vorallem keine Einnahmen mehr!

      Wohnst du jeweils auch im Hürriyet Hotel? Da wo der Lift erst im 1. Obergeschoss losfährt und dafür schon eine Etwage unterhalb des Dachrestaurants endet. ;-)

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    2. Ah, das Desinteresse an Bahnverkehr beschränkt sich also nicht nur auf die Türkei.

      Ja, ich habe im Hürriyet gewohnt. Du auch? Da fährt der Fahrstuhl allerdings durch bis in den Frühstücksraum.

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    3. Jaja - ich wohnte diesmal auch im Hürryet hinter dem Bahnhof :-)

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