26. Mai 2016

Rhein-Marne-Kanal: Nancy ist ein hübsches Mädchen

Die Morgensonne wirft einen Lichtstreifen in unseren Möbelwagen. Die Schiffe im Hafen schlafen noch, aber der Autoverkehr brummt schon angeregt. Ich drehe mich noch einmal, aber dann locken mich die warme Dusche und ein heisses Kaffee raus.
Im „marche central“ ist schon reger Betrieb. Die Markthallen platzen schier vor Waren; Früchte, Gemüse, Fleisch, Käse, Fische und alles, was man sonst noch essen kann wird feilgehalten. Wir schlendern herum und bewundern all die Leckerkeiten. Zehn Sorten Tomaten...

An der Place Charles III, gleich hinter den Markthallen, setzen wir und in ein Café und schauen den Leuten zu. Lauter schöne Menschen mit schönen Kleidern. Die Franzosen scheinen zu wissen, wie man schön lebt? Und mein café aux lait ist auch ganz gut.
Hier in Nancy gibt es Gebäude aus vier Epochen: aus dem Mittelalter, dem Klassizismus des 19. Jahrhunderts, dem Jugendstil und der Moderne der 1960-er Jahre. Manchmal stehen sie auch gleich nebeneinander – und stören sich mehr oder weniger.

Von den Markthallen schlendern wir quer über den Stanislas-Platz bis in den mittelalterlichen Stadtteil. Hier zwischen dem Herzogspalast und dem alten Zitadellen-Stadttor bilden die Häuser enge Gassen. Kleinen Läden und zahlreiche Restaurants, Brasseries und Cafés lassen mich erneut einspeicheln. Doch zuerst wollen wir uns noch ein wenig umsehen.

Diese gotischen Fratzen und Spottfiguren an der Kirchenfassade sollten einst böse Geister, Unwetter und Andersgläubige abhalten. Heutzutage locken sie eher die Touristen an.
Der „Parc de la Pépinière“ war einst ausschliesslich der Obrigkeit vorbehalten. Nachdem diese in der Revolution ihre Köpfe verloren, steht er auch der einfachen Bevölkerung offen. Und an so einem wunderschönen Tag wie heute, nutzt sie ihn auch gerne. Überall sonnen sich Pärchen, spielen Kinder oder picknicken Familien. Sportler sportlen, Springbrunnen springen und die Pfauen gockeln stolz umher. Wir setzen uns in ein Gartenlokal und futtern einen schönen Salat.


Gegen Abend machen wir eine Stadtrundfahrt mit der Einschienen-Strassenbahn T1. Zuerst nach Osten an die Meurthe und dann auf den Hügel im Westen. Insgesamt sind wir fast 25 Kilometer unterwegs und sehen Nancy aus einer ganz anderen Perspektive.

Der Bahnhofplatz wurde erst vor kurzem umgebaut. Nun gibt es am Boden unzählige bunte Leuchten. Beim genaueren Hinschauen sehen wir dann, dass es eigentlich die Dachfenster der darunterliegenden Tiefgarege sind.

Den restlichen Abend verbringen wir am Place Stanislas. Heute sind unglaublich viele Leute da und die Fassaden leuchten goldig vor dem Nachthimmel. Wunderschön. Aber meine "Bière brune" hat 9% Alkohol und legt in kurzer Zeit mein Gehirn lahm. Gut, dass unser Bett ganz in der Nähe steht.

11 Kommentare:

  1. Hallo Muger,
    damit dein Gehirn nach dem Genuss von einem Glas Bier mit 9 % Alkohol nicht umgehend lahmgelegt wird, gibt's nur ein: trainieren, trainieren. Jeden Tag aufs Neue.

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  2. Grüezi der Muger,
    vielen Dank für die tollen Bilder, macht spass mitzureisen.

    Kannst Du noch etwas über die Einschienenbahn schreiben, wie funktioniert das.......hat es da noch Stützräder oder gar ein Kreisel welcher die Bahn in der Waage hält?

    Freundlich Grüsst Martin

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    1. ... ist gut - ich schreibe nächste Woche etwas dazu :-)

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    2. Die Bahn fährt mechanisch auf Rādern, quasi wie ein schienengeführter E-Bus.

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  3. Ja, ich will auch zehn Sorten Tomaten und Einschienentram... Nancy kommt auf meine Wunschliste.
    Danke für deinen Bericht und weiter so!

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    1. Nancy habe ich vorher auch nicht gekannt - aber wir werden bestimmt wieder einmal hinfahren. Isch schön da.

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  4. sieht man doch, die wird durch die zwei Stromabnehmer stabilisiert... es lebe das braune Bier ...

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  5. Fast zeitgleich waren wir in Nancy, auf der Rückfahrt von Merzouga. Hatte schon verschiedentlich kommentiert aber keine Antwort bekommen, so wäre es wohl diesmal auch nicht zu einem kleinen Kennenlernen gekommen. Schade...

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    1. Wirklich schade. Ich hätte mich sehr gefreut, dich zu treffen - habe aber leider davon nichts mitgekriegt ;-(

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    2. Vielleicht ein anderes Mal. Im " Paradis Nomade " wo es voll war, trafen wir die Derr's draussen stand ein Movag, der keinen Platz mehr gekriegt hatte, ich dachte schon " nein, der Muger!! ", eilte hin, aber es waren andere Schweizer, konnte man schon erkennen...
      Na, wie auch immer... Bonne Route!

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