19. April 2016

Iran: Yazd und unsere Millionen

Nach gut 70 Kilometer öder Überlandstrasse erreichen wir Yazd. Der Strassenverkehr ist wieder sehr dicht und – öööhm – eigenwillig. Jeder fährt wo und wie es im grad passt. Weder Strassenmarkierungen noch Verkehrsregeln werden ernstgenommen. Doch wer jetzt denkt, das sei das pure Chaos oder ein heilloses Durcheinander, der irrt. Es ist genau das Gegenteil. Jeder Autofahrer ist sehr darauf bedacht kein anderes Auto zu berühren und keine Fussgänger umzufahren. Es ist ein stetes Ausweichen, Ausbremsen und Überholen.

Wie in einem Fischschwarm lassen wir quer durch die Stadt zum „Yazd Tourist Hotel“ spülen. Ein nobles Haus mit livrierten Kellnern. Für uns ist es aber einfach das Erstbeste und gut gelegen. Unser Doppelzimmer ist sehr luxuriös und kostet 2‘892‘000 Rial, was etwa 85 Franken sind. Es gibt Zahnbürste, Hausschuhe und eine Minibar voller Naschkram.

Gegen Abend hat sich das Wetter deutlich gebessert. Wir satteln noch einmal unser Auto und reiten ins Stadtzentrum. Zuerst müssen wir aber noch Geldwechseln. Gleich gegenüber vom Feuertempel der Zoroastrier (n31.8809, e54.3726) finden wir eine Wechselstube. Ein kleines Büro im zweiten Stock eines abgeschabten Geschäftshauses. Für 250 Dollar bekommen wir 8,7 Millionen Rial; was ein beachtliches Bündel Banknoten sind. Vor allem weil es keine entsprechend grossen Banknoten gibt, 100‘000-er sind die grössten.

Deshalb gibt es neben den üblichen Rial Noten nun auch noch 500‘000 und 1 Million Bank-Checks, die man hier wie Bargeld verwendet kann.

Yazd ist eine uralte Stadt und der Meydan Amir Chakhmagh (n31.8937, e54.3696) bildet das Stadtzentrum. Der grosse Platz wird an der Ostseite von einem moscheeartigen Bauwerk begrenzt. In dem mehrstöckigen Bauwerk befinden sich aber nur ein paar Ladengeschäfte und Garküchen, wie auch rund um den Platz herum. Alles nur Scheinfassaden.

Der Platz ist den Kriegsopfern des Iran-Irak-Krieges gewidmet. Überall hängen Bilder von Gefallenen. Grad heute findet dazu eine Veranstaltung statt. Wir schauen eine Weile zu, doch es ist dann doch nicht soo interessant, wie ich dachte. Dafür gibt es gleich gegenüber frittierte Teigdreiecke mit einer rätselhaften Füllung. Sie schmecken gut, mit oder ohne scharfe Sosse.

Yazd ist für seine Süssigkeiten bekannt. Diese werden gleich kübelweise angeboten.
Rund um den Meydan Amir Chakhmagh lugen überall buntglasierte Kuppeln aus dem Häuser-Einerlei. Moscheen und Mausoleen. Wir schauen uns einige an. Auch ein Mausoleum, das innen komplett verspiegelt ist. Es glitzert wie eine Disko-Kugel.

Auf der Heimfahrt muss ich noch an den Bahnhof zum Züge-gucken. Einer ist da, aber der Bahnhof abgesperrt, was mich eher herausfordert als von einem Besuch abhält.

2 Kommentare:

  1. ...Luftpolsterfolie a la frite. Das ist gelebtes recycling...einen guadn.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja - es hat nicht so gut geschmeckt, wie's aussah. Vielleicht wegen der Füllung aus Recycling-Wurst...

      Löschen