31. August 2015

Skandinavien: 6242,6 Kilometer und 0,0 Elch

So – nun sind wir also wieder daheim. Zeit, um nochmal auf unsere Skandinavien-Reise zurück zu schauen.
Also. Uns hat es da oben in Skandinavien wunderbar gefallen. Dänemark, Norwegen und Schweden sind landschaftlich sehr hübsch und die Leute ausgesprochen nett. Allerdings erinnerten uns manche Landschaften sehr an die Schweiz. Wohl deshalb konnten wir uns für den Schnee, die Berge und die Wasserfälle nur mässig begeistern. Das war uns zu gewöhnlich. Dafür haben uns die Meeresküsten sehr gut gefallen. Die verschiedenartigen Schiffe und Fische und Männer in Gummistiefeln und grellen Regenjacken.

Ja, Skandinavien ist teuer. Für uns aber nicht so arg - die Preise waren kaum höher als zuhause. Ausser der Diesel, der kostet deutlich mehr. Und die norwegischen Strassengebühren. Dafür bezahlten wir etwa 60 Euro und dazu kamen auch noch die vielen Fähren in Norwegen.

Dass ausgerechnet heuer der Sommer ausfiel war zwar schade, aber letztendlich auch nicht weiter schlimm. Wir haben die Zeit genossen und zwischendurch gab es ja auch immer mal wieder sonniges Frühlingswetter.

Wir sind immer freigestanden, nie auf einem Campingplatz. Nur einmal waren wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz, das haben wir aber erst am nächsten Morgen realisiert. Freistehen war für uns auch mitten in der Hochsaison völlig problemlos. Wir fanden überall einen schönen Übernachtungsplatz.
Unsere Rundreise war über 6‘200 Kilometer lang. Auch man davon die An- und Rückreise quer durch Deutschland abzieht, bleiben immer noch über 4‘000 Kilometer übrig, die wir in Südskandinavien gefahren sind. Erstaunlich viel, für die drei Länder.

Was uns in Skandinavien etwas gefehlt hat, war das Abenteuer, das Exotische und so. Alles ist gewöhnlich. So brav und harmlos. Ich mag's lieber etwas wilder und chaotischer...

29. August 2015

Skandinavien: Könige in Konserven

Als wir das letzte Mal in Speyer waren, konnten wir den Dom nur von aussen anschauen, heute wollen wir hinein. Das romanische Bauwerk ist gut 1‘000 Jahre alt. Aber fast alles was sieht, ist später gebaut oder umgebaut worden. Manches ist keine 100 Jahre alt.

Am West-Tor, das zur Stadt hin zeigt, schützen kleine Drachen und Monster den Dom vor dem Bösen. Gewittern, Gesindel, Juden.

Der Speyrer Dom ist enorm gross. In seiner Zeit eines der grössten Bauwerke überhaupt. Und hier wurden seit dem Mittelalter Kaiser und Könige beerdigt. Zum Beispiel 1291 Rudolf von Habsburg, er war ein Schweizer aus dem Kanton Aargau – wobei es damals weder das Eine noch das andere schon gab. Aber als römisch-deutscher König war er damals auch unser König.

Die Könige liegen in der Krypta unter dem Chor in steinernen Sarkophagen, wie in Frischhalteboxen. Aber auch hier ist fast alles aufgehübscht und neueren Datums. Wir schauen und staunen. Und es ist herrlich kühl hier unten. Ganz anders in der Stadt. Hier brennt schon wieder die Sonne vom Himmel. Wir beschliessen ins nahe Elsass zu fahren und uns ein schattiges Plätzchen zu suchen.

Gegen Abend sehen wir am Horizont die Gewitterwolken über den Alpen. Dann den Pilatus – und dahinter unser Daheim.

28. August 2015

Skandinavien: Reiher kürzen in Schleswig-Holstein

Beim Frühstück steht aufs Mal ein Mann neben uns. Er trägt gräuliche Hosen und Haare und sagt: «Unten tropft eine Flüssigkeit heraus, ist DAS normal?»
Wir nicken und Frau G. sagt; «das kann nur Wasser sein.» Na ja, unser Duschwasser.
Kopfschüttelnd packt er einen Feldstecher und seine Säge und stapft ins Schilf. Was will er dort mit einer Säge? Frau G. vermutet, er wolle einen Christbaum klauen. Ich glaube aber, damit kürzt er den Reihern ihre Beine und macht so aus ihnen Schwäne. Und so einer fragt uns, ob das NORMAL sei?

Wir verlassen unsern Teich und widmen uns der Astrophysik. Denn ganz in der Nähe befindet sich eine einzigartige Forschungsanlage: Das „Gravitationswellen Observatorium GEO600“ (N52.24525, E9.80771) in Sarstedt. Eine überaus spannende Sache. Was man davon vor Ort aber sieht, sind zwei 600 Meter lange Wellblechrohre, Darin sausen Lichtblitze hin und her. Sollten sie in beiden Messstrecken nicht gleichzeitig zurück sein, so wäre das DER Beweis dass so eine Gravitationswelle die Erdkugel verformt hat. Bis jetzt aber noch nix.

Gegen Mittag verlassen wir dieses GEO-Dings und fahren auf die Autobahn. Wir kommen recht gut voran. Es ist heiss und es hat viele Baustellen. Die Autobahn-Baustellen mag ich ja eigentlich, da gibt es viel Spannendes zu sehen. Das Problem sind bloss die anderen Autos. Sie sind einfach zu viele und stehen gerne im Stau. Ausserdem sind viele der Fahrer gehetzt und ungeduldig. Manch einer geht tendenziell schon in Richtung „Schafseckel“.

Wir wollen Kilometer machen und halten erst in Speyer. Da waren wir früher schon einmal und haben hier gut geschlafen. Wir stellen uns in den Schatten der Bäume (N49.3143, E8.44324) und transpirieren noch bis lange nach Sonnenuntergang. Und wir trinken Gaggerl-Schnaps – den Frau G. so gerne mag.

27. August 2015

Skandinavien: Brücke schweben und schaukeln

Die Sonne lacht in Glücksburg. Wir lümmeln noch ein wenig herum; ich lese meinen Kluftinger-Krimi und Frau G. macht so Sachen. Abwaschen und so.
Dann machen wir uns auf den Weg. Ganz gemütlich brummen wir auf der Landstrasse südwärts. Was in Deutschland gar nicht gerne gesehen wird. Wir werden mehrmals angehupt oder bösen Blicken bestraft.

Bei Lindaunis fahren wir an die Schlei und schauen uns die historische Klappbrücke (N54.58363, E9.81988) an. Das ist eine grandiose Eisenkonstruktion, die mittels eines Gegengewichtes ganz raffiniert aufgeklappt werden kann. Die Brücke ist zwar bloss einspurig, dennoch fährt neben den Autos auch noch die Bahn drüber. Und die Fahrräder und die Fussgänger.

In Rendsburg erwartet uns noch einmal eine verkehrstechnische Sehenswürdigkeit; die Schwebefähre (N54.29359, E9.68288) über den Nord-Ostsee-Kanal. Eigentlich ist das eine Eisenbahnbrücke, die in 40 Meter Höhe über den Kanal führt. Damit die Züge da hinauf kommen, gibt es beiderseits einen kilometerlange ansteigende Brückenrampe.
Die Schwebefähre hängt an der Eisenbahnbrücke und befördert die Autos und Fussgänger über den Kanal.

Heute ist die Schwebefähre aber grad hinter einem Baugerüst versteckt und auch an der Brücke wird gehämmert. Wir schauen den Zügen und Schiffen zu, wie sie sich hier kreuzen. Eigentlich wäre das ein wunderbarer Übernachtungsplatz. Doch wir sollten heute noch ein Stück weiterfahren.
Auf der Autobahn ist recht dichter Feierabendverkehr. Zudem sind grad mehrere lange Baustellen, so fahren wir kurz vor Hamburg raus und raststätten bis das Gröbste vorbei ist.


Um halb sieben fahren wir weiter. Es läuft gut und schon kurz darauf flutschen wir geschmeidig durch den Hamburger Elbtunnel.
Wir übernachten an einem netten Weiher (N52.2752, 9.80838) hinter Hannover.

26. August 2015

Skandinavien: der Bürgermeister von Wesel, ist ein Esel …

Direkt ennet der dänischen Grenze beginnt Deutschland. Und von da ist es nicht mehr weit bis nach Flensburg. Am Hafen sehen wir ein paar alte Schiffe angeleint. Also halten wir zum Schiffegucken an; es ist die die „Museumswerft“ (N54.79405 E9.43354). Hier werden noch nach alter Handwerkskunst Schiffe repariert und renoviert. Und man darf zuschauen und alles anfingen, was ich ausgiebig tue.

Die Stadt Flensburg gefällt uns gut. Berühmt ist sie in ganz Deutschland aber vor allem wegen des „Kraftfahrt-Bundesamtes“ berühmt, das hier die Verkehrssünder-Punkte verwaltet. Ein grosses viereckiges Haus mit vielen Fenstern. Bleichbeinige Mitarbeiter kommen grad von der Mittagspause zurück. Der Pförtner schüttelt grimmig den Kopf, als ich mich mitten in die Einfahrt stelle, um Fotos zu machen.

Gar nicht weit hinter Flensburg liegt das Dorf – öhm; Ostseebad sagen sie hier - Glücksburg. Und mitten in einem Tümpel steht hier auch das gleichnamige Wasserschloss Glücksburg. Eine wirklich malerische Anlage (N54.83196 E9.54337) mit vier dicken Türmen und einer langen Besucherschlange.

Es ist wunderschönes Wetter und deshalb fahren wir erst einmal an den Strand. Ich möchte schwimmen – also eher baden, oder sagen wir ins Wasser stehen – aber Frau G. graust es vor den angeblich hier beheimateten Quallen. Ich behaupte, hier habe es keine. Und wenn, dann nur gaaanz kleine und harmlose. Richtig niedliche. Doch bleibt auf dem Strandweg stehen und betritt nicht einmal den Sandstrand.

Später mache ich noch ganz diskret ein Foto vom Wasser. Na gut, einige Quallen gibt es hier schon, aber die sind fast durchsichtig und fallen kaum auf.
Während Frau G. noch gschwind etwas einkaufen will, setze ich mich auf den Frisör-Stuhl und lasse mir einen sommerlichen Kurzhaarschnitt verpassen. Noch ein Schluck Schmöcki-Wasser drauf gesprüht - und ich bin kaum mehr von einem Heiratsschwindler zu unterscheiden.

Ein Mann mit einer Sonnenblume kommt auf mich zu und sagt: «Eins will ich ihnen sagen. Der Bürgermeister von Wesel, ist ein grosser Esel.» öööhm – ja, gut zu wissen…

Rasant überziehen Wolken den Himmel und schon bald fallen erste zögerliche Tropfen. Wir finden am Jachthafen einen ganz netten Übernachtungsplatz (N54.8369 E9.5218). Es beginnt zu regnen. Ich mag das; im Bett fläzen und der Regen prasselt aufs Dach. Sauromantisch.

Skandinavien: Smørrebrød ist huärä guet

OdenseEin wunderbarer Morgen. Über uns blauer Himmel und hinter den Fenstern gegenüber sind die Werktätigen bereits emsig am Arbeiten. Wir frühstücken gemütlich. Es gibt norwegischen Lachs, Brot vom Vortag und Brösmeli-Kafi.
Dann reifeln wir ganz gemütlich über die Landstrasse nach Middelfart und über die alte Brücke (N55.51814 E9.71029) hinüber aufs Festland. Nun sind wir endgültig wieder in Kontinentaleuropa. Ab jetzt geht es nur noch südwärts. Odr so.

Über Haderslev wissen wir nichts. Wir schauen es uns bloss an, weil das Städtchen auf unserem Weg liegt. Die Altstadt ist erstaunlich hübsch und durchaus besuchenswert. Eine grosse Kirche in „Backstein-Gotik“ und rund um den Hauptplatz Bürgerhäuser im „Bauern-Barock“.

Jetzt sind wir schon so manchen Tag in Dänemark unterwegs – und wir haben noch nie Smørrebrød gegessen. Smørrebrød heisst eigentlich nur „Butterbrot“; was ich dann aber serviert bekomme ist eine komplette Mahlzeit. Brot mit Kartoffeln, Speck, eingelegten Zwiebeln, Majo und Begleitgrün. Isch gut.



Am östlichen Stadtrand von Haderslev wird zurzeit die Stadt erweitert. Tolle neue Wohnhäuser und ein grandioser Kulturtempel sind entstanden. Wir flanieren zwischen den Neubauten. Und beschliessen, gleich hier auf einem unbebauten Grundstück - respektive am Schiffsanleger (N55.25187 E9.5089) davor - zu übernachten.

Ein herrlich milder Wind weht vom Meer her, die Entenküken schnattern und die Buben sausen mit ihren Rollbrettli hin und her. Dann geht die Sonne orangerot unter. Es ist richtig schön hier.
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25. August 2015

Skandinavien: Delfine mit Pelz

Korsør. Mit der Flut kommen auch wieder die Quallen. Das ganze Wasser ist voll von den schlabbrigen Tieren. «Alle Meerestiere sind grusig» behauptet Frau G. «Nur die Delfine nicht. Und Robben; aber das sind ja auch nur Delfine mit Pullover.»

Wir schauen uns noch einmal die Storebælts-Brücke an; diesmal im milden Morgenlicht. Dann fahren wir an die Zahlstelle und über die Brücke. Von hier oben sieht sie noch mächtiger aus, als vom Ufer unten.

In Nyborg erreichen wir wieder festen Boden unter den Füssen. Das Städtchen ist, zumindest auf den zweiten Blick, ganz hübsch. Wir trinken Kaffee und geniessen die sommerliche Wärme.

Odense ist die drittgrösste Stadt Dänemarks – habe ich gelesen. Die wollen wir uns ein wenig anschauen. Wenige Schritte vom Stadtzentrum finden wir einen Parkplatz. Und ganz in der Nähe steht auch das Geburtshaus von Hans Christian Andersen, dem berühmtesten Odenserianer.

Das Andersen-Haus ist ganz unscheinbar, so dass viele Besucher fälschlicherweise den Souvenir-Laden gegenüber fotografieren. Der ist nämlich gross „Andersen“ angeschrieben und wesentlich imposanter als das gedrungene Andersen-Geburtshaus. Zudem ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt, wo Andersen tatsächlich geboren wurde. Bis auf weiteres muss einfach das kleine gelbe Haus herhalten!
In ganz Odense finden wir Skulpturen von Andersen-Märchen. Da ich aber keine davon gelesen habe, weiss ich nicht, was all die Figuren bedeuten sollen.

Neben dem Bahnhof wurde erst vor wenigen Wochen eine spektakuläre Fussgänger-Brücke (N55.40098 E10.38316) eingeweiht. Um einen chromglänzenden Pylon windet sich eine Rampe, führt hoch oben über die Geleise und dann in einem ausladenden Schwung hinunter zum Busbahnhof.

Leider sieht die Brücke auf den Plänen wesentlich besser aus, als in Wirklichkeit. Die geschwungene Fahrbahn wird von allerlei Strommasten und –kabeln gestört. Und der Chrom-Masten ist überflüssig und völlig sinnfrei. Schade!

Wir übernachten auf dem Parkplatz gleich hinter dem „Odense Teater“ (N55.3986, E10.3866). Ein wunderbarer Stadtplatz; mitten im Geschehen, aber ganz ruhig.

24. August 2015

Skandinavien: zu Hitler ins Theater

Gestern lief ich in Helsingør einem Theatermann über den Weg. Er baute grad an einer Kulisse und befestigte Feuerwerk - und ich schaute zu. Er erzählte von einer grossen „Show“. So kam es, dass wir am Abend ein Strassentheater besuchten. Das Theater Albatross spielte „HELIG!“; ein bedrückendes Theaterstück über das Deutsche Reich, die Juden und so. Den dänischen Text verstanden wir nicht, aber die Szenen waren auch ohne einigermassen verständlich.

Manchmal sangen und tanzten die Spieler wie Gaukler, dann wieder ertönte stramme Militärmusik sie marschierten stramm unter wehenden Fahnen. Der Führer hatte Geierkrallen und wenn er sich zackig bewegte, staubte seine Uniform.

Der zweite Teil des Stückes spielte direkt vor der Festung. Zahlreiche Feuer loderten und verbreiteten eine gespenstige Stimmung. Dann ging das Tausendjährige Reich unter, es wurde kühl und wir gingen heim.

Über Nacht hat es aufgeklart, jetzt scheint manchmal sogar etwas Sonne. Wir brummen auf kleinen Nebenstrassen heimwärts. In dieser Gegend ist Dänemark sehr ländlich. Viel Gegend beidseits der Strasse; und Weizenfelder. Nur ab und zu unterbricht ein Dorf die Fruchtfolgeflächen.
Manche Häuser sind mit Stroh gedeckt. Besonders gefallen mir die Firstabdeckungen mit den Holzklammern. So was habe ich glaub noch nirgend gesehen.

Die Storebælts-Brücke verbindet die Insel Sjælland - wo auch die Hauptstadt Kopenhagen drauf ist - mit der Insel Fyn und dem Festland. Die Brücke ist enorm lang, insgesamt mehr als 13 Kilometer. Doch ganz besonders ist die die Hängebrücke in der Mitte. Sie hat eine Spannweite von 1‘625 Meter und ist damit eine der längsten Hängebrücken weltweit. Die Durchfahrt ist 65 Meter hoch, so dass auch die ganz grossen Kreuzfahrtschiffe darunter durch passen.

Wir übernachten am ehemaligen Fährhafen von Korsør (N55.3358 E11.1361) – also noch auf der Ostseite der Brücke - direkt am Quai.
Am Abend kommen einige Fischer und fischen Fische. Sie stehen an der Hafenmauer, lassen ihre Ruten schlapp ins Wasser hängen und futtern Pizza aus einer Kartonschachtel. Fangen tun sie nichts – gar nichts. Nur die Würmer hinauswerfen und im Wasser hin und her schwenken. Sie haben nicht einmal Eimer für die potentielle Beute dabei!

22. August 2015

Skandinavien: von Helsingborg nach Helsingør

Von unserem Schlafplatz ist es nicht weit bis nach Helsingborg. Als erstes besuchen wir da den McDonald und sein Internet. Zeitung lesen und das Wetter der nächsten Tage anschauen. Das sieht nicht so toll aus; jedenfalls erwartet uns keine Sonne.

Der Hafen liegt fast mitten im Stadtzentrum. Wir lösen ein Billet und können schon bald auf eine grosse Fähre fahren. Sie heisst „M/F Hamlet“; genauso wie dieser Schlageraffe. Oder hiess der nicht Gildo, wie dieser Westerwelle, odr so?
Wie auch immer: Die Fahrt vom schwedischen Helsingborg ins dänische Helsingør dauert bloss etwa eine halbe Stunde. Eine handvoll Fähren fräsen den ganzen Tag hin und her und baggern Autos hinüber. Lange warten muss keiner.
Wohl wegen den Erschütterungen hupten und blinkten während der ganzen Überfahrt die Alarmanlagen der Autos. Eine Kakophonie wie an der Fasnacht.

In Helsingør fahren wir direkt zum Jachthafen (N56.04221 E12.61623) und quartieren uns zwischen einigen trockengelegten Booten ein. Ganz in er Nähe ist das neue Meeresmuseum und Kunsthaus. Das Meeresmuseum ist in ein altes Hafenbecken hineingebaut. On oben sehen wir nur einige gläserne Verbindungsgänge, das eigentliche Museum ist im Erdreich vergraben.

Das Kunstmuseum steht gleich daneben und befindet sich in einem alten Werftgebäude aus Backsteinen. In den gezackten Glaserkern ist ein Wintergarten-Strassencafé untergebracht. Schick.

Heute ist hier in Helsingør ein Strassenfest. In der Fussgängerzone wimmelt es nur so von Leuten. Und obwohl ein eisiger Wind bläst, sind viele sommerlich angezogen – die scheinen äusserst robust und wetterfest zu sein!
Wir schlendern auf und ab – und essen Hacktätschli mit Beilagen. Schmeckt gut und füllt uns ordentlich aus.

Helsingørs Festung heisst „Kronburg“ und liegt auf einer Landzunge neben dem Hafen. Der Palast wird mehrfach von dicken Mauern, Wällen und Wassergräben geschützt. Um hinein zu kommen, müssen wir eine Brücke überqueren und mehrere Tore passieren. Und dann sind wir erst auf dem Vorplatz. Nochmals ein Wassergraben, eine hohe Mauer und ein Kassenhäuschen beenden unseren Vorstoss. Aber schön isch es trotzdem.

21. August 2015

Skandinavien: das UFO ist aus Beton

Unser Übernachtungsplatz in Falkenberg war tadellos. Gestern Abend haben sie zwar am anderen Ufer drüben noch Getreide aus einem Frachter gerüsselt. Aber danach war‘s dann ganz ruhig und romantisch.
Wir brummen weiter nach Süden. Das Wetter hält sich nicht an die Prognose und ist recht sonnig. Die Landschaft ist unaufgeregt flach. Ich sehe zwei Auto- und zwei Flugzeugmuseen – und fahre daran vorbei. Nicht bei dem schönen Wetter.

Gegen Mittag erreichen wir in der Nähe von Ängholm den Strand. Am 18. Mai 1946 hat Gösta Carlsson hier (N 56.2328 E12.8189) ein UFO gesehen. Und das wollen wir uns natürlich auch anschauen. Wir marschieren durch den dichten Dschungel, bis wir nach einer anstrengenden 5-Minuten-Wanderung auf ein UFO treffen.

In einer Waldlichtung steht ein UFO-Denkmal. Das Original UFO soll genau so ausgesehen haben, war aber achtmal grösser - und wohl auch nicht aus Beton. Wir sind beeindruckt und ja fast schon – öööhm – erregt.
Nach einer Eiscreme schlendern wir zum Strand. Der helle, feine Sand kitzelt zwischen den Zehen. Überall liegen Muschelschalen herum. Aber wo sind die Muscheln? Und warum haben sie ihre Schale ausgezogen? Fragen über Fragen...

Hinter dem Dorf Mölle steht auf einer Felsnase namens „Kullaberg“ ein Leuchtturm (N56.3011, E12.45169). Von hier oben sieht man fast rundherum das Meer. Und dahinter, zwar bloss eine graue Schliere am Horizont, Dänemark. Da müssen wir morgen hin.

Im Besucherzentrum Kullaberg steht ein Aquarium mit Fischen aus der Region. In einem unbeobachteten Moment greife ich hinein und streichle einen Seestern. Das wollte ich schon immer wissen, wie sich ein lebender Seestern anfühlt. Bis jetzt habe ich immer nur die getrockneten an Souvenirständen angefasst. Innen weich und aussen irgendwie knackigknusprig – ganz ähnlich wie diese Magnum Glace. Aber ohne Holzstiel.

Wir übernachten am Fussballplatz von Nyhamnslage (N56.24025 E12.54228); nicht besonders schön, aber was soll‘s. Den ganzen Abend ist Fussball-Training; zuerst die Buben, dann die Grossen. Ich schaue zu und esse Chips. Wie zuhause.

20. August 2015

Skandinavien: 62 mal bezahlen im Paradies

Als ob wir in der Autowaschanlage wohnen würden. Der Regen schmeizt am die Fenster. Es prasselt und spritzt, sintflutartig.
Eigentlich hätten wir – also vor allem Frau G. – ein wildromantisches Schloss an der Küste anschauen wollen. Doch bei dem Hudelwetter verzichten wir darauf. Auch auf die weiteren Sehenswürdigkeiten und fahren direkt nach Ullared. Hier steht Gekås (N57.13496 E12.71454), das grösste Einkaufszentrum Skandinaviens, wie die Werbetafel schreit.

Das Einkaufsparadies begrüsst uns mit einem schier endlos grossen Parkplatz. Weit vor dem Eingang greifen wir uns einen der mehrere Tausend Einkaufswagen. Zusammen mit einer langen Prozession von Einkaufswilligen eilen wir dem Eingang zu. Etwas widerwillig marschiere ich mit.
Der Laden ist in der Tat gross. Riesig. Eine trostlose Industriehalle mit kilometerlangen Regalen voller Waren und Leute. Es gibt einfach alles zu kaufen, ich möchte aber bloss Brot und Wurst und Chips. Und schnellstmöglich wieder hinaus.
Wir bezahlen unsere paar Einkäufe an einer der 62 Kassen - und dann hält uns nichts mehr. Nur raus aus dem Gekås.

Es regnet immer noch, also fahren wir weiter nach Falkenberg (N56.89961 E12.49602). Ein nettes Städtchen an der Küste. Kaum sind wir da, scheint aufs Mal die Sonne. Wir schlendern ein wenig durch die Altstadtgassen und schauen dies und das. Herrlich bunt hier. Was so ein bisschen Sonne doch ausmacht!

Auch hier in Falkenberg fällt es mir wieder auf: Junge Männer spazieren mit Kinderwagen und/oder Kleinkindern umher. Diese hippen Kerle habe ich schon vielerorts gesehen und bewundert. Grossartig.

Gegen Abend fahren wir an den Bootshafen (N56.89414 E12.49335), tanken Wasser und bleiben gleich dort stehen. Die Abendsonne scheint tapfer zwischen durch die Wolkenlücken. Lange wird sie aber wohl nicht mehr durchhalten. Die Wetterprognose sieht nämlich nicht allzu gut aus.

19. August 2015

Skandinavien: Göteborg ist etwas feucht

Ich will ja nicht jammern, aber es muss einfach mal gesagt sein: Diese ewige Regnerei nervt. Mein Faserpelz ist schon ganz feucht; er fühlt sich an wie Sauerkraut. Und riechen tut er – öööhm – ach lassen wir das.
Was wir bis jetzt von Göteborg gesehen haben, war recht hübsch – nur einfach deutlich zu nass. Also machen wir heute einen Stadtbesichtigungs-Ausflug.

Ganz in der Nähe von unserem Schlafplatz ist die Fährstation „Klippan“ – so heisst auch mein Ikea-Sofa. Wir fahren mit dem Fährschiff in die Stadt. Jetzt, frühmorgens um kurz nach zehn, scheint Göteborg noch zu schlafen, kaum jemand ist auf den Beinen.
Als erstes besuchen wir die „Fischkirche“ – den alten Fischmarkt. Die Markthalle schaut aus wie eine Kirche, darum der eigenwillige Name. Drinnen werden alle Arten von Fisch feilgehalten. Frischen, eingelegten und geräucherten. Ich würde gerne probieren, aber so kurz nach dem Frühstück ist mir nicht nach eingelegtem Hering.

Wir flanieren, soweit es der Regen zulässt, durch die Gassen, schauen Schaufenster an und gehen da und dort hinein. Oder weiter. Irgendwann kommen wir am Bahnhof vorbei. Während ich auf dem Klo sinniere, kauft sich Frau G. eine Handtasche. Dabei hat sie ja schon eine!

Vorbei am Hafen und den alten Schiffen endet unser Rundgang an der Markthalle. Eine schöne Gusseisen-Konstruktion aus der Jahrhundertwende und innendrin voller Lebensmittelgeschäfte und kleiner Gaststätten. Wir setzen uns an eine Theke und bestellen „Köttbullar“ und ich „Nötfärsbiff“. Beides sind Hackfleisch-Kügeli – meine etwas grösser – mit Kartoffelstock und Salat. Schmecken wirklich gut, diese schwedischen Hacktätschli.

Göteborg hat etwa ein Dutzend Strassenbahnlinien. Wir stellen uns eine Tram-Rundreise zusammen, um die Stadt im Vorbeifahren anzuschauen. Wegen Bauarbeiten fahren die Strassenbahnen heute allerdings nicht so, wie auf dem Plan vorgesehen. Manche Teilstücke sind ganz gesperrt, manche Linien werden umgeleitet; und einmal wechselt unser Tram unterwegs einfach seine Liniennummer – von Linie 2 wird es zur Linie 11 und fährt mit uns ganz woanders hin.

Grad als wir wieder am Ausgangspunkt ankommen, scheint für einen kurzen Augenblick die Sonne. Wenn das kein Grund für Eiscreme ist! Doch als die Glace-Frau meine Portion fertig in der Keksschale montiert ist, nieselte es bereits wieder.

Der Regen wird stärker. Tropfen so gross wie Kuhfladen platschten auf den Asphalt. Wir drückten uns den Hauswänden entlang bis hinauf zum Hafen. Schon wenige Minuten später kommt unser Fährschiff und bringt uns zurück zum Möbelwagen. Der steht tropfnass, aber unversehrt an seinem Platz. Feierabend für heute.

Neben uns steht so ein koreanischer Kleinwagen. Auf der Rückbank knutscht ein Pärchen. Von Zeit zu Zeit schaue ich rüber, um zu sehen wie‘s läuft? Mit der Zeit beschlagen die Scheiben und ich kann kaum mehr was erkennen. Vielleicht sollte ich ihnen meinen Hirschleder-Lappen ausborgen?