27. Dezember 2010

Ohrenhaare

Ich bin jetzt in einem Alter, wo die Haare lichter werden und die Kräfte schwinden. Einzig die Ohrenhaare gedeihen üppiger den je. Früher habe ich diese mit allen Mitteln bekämpft; abscheren, ausreissen, abbrennen. Aber meine Ohrenhaare überstehen dies alles schadlos, wie die Kakerlaken einen Atomkrieg.

Nun habe ich erkannt, der Ohrenpelz ist nicht nutz- und sinnlos, wie ich immer dachte. Nein, ganz im Gegenteil; das Ohrenfell ist unverzichtbar.
Der alternde Mann läuft ja Gefahr, zu einem netten Opa zu verkommen. Vorbei die Zeiten, wo er ein kräftestrotzender Kerl war, von seine Kameraden bewundert und den Weibern angehimmelt. Heute wird er kaum mehr beachtet, einsam leistet er dem Fernseher und Hund etwas Gesellschaft. Dient bloss ab und zu den Enkelkindern als Kletterberg. Keine Zähne mehr zum zubeissen, müde Glieder, einen Schlappschwanz. Halt bloss noch ein abgehalfterter Gaul.
Einzig die Ohrenhaare spriessen zunehmend kräftiger. Mit ihnen kann der alternde Mann noch etwas Respekt erhaschen, die Aufmerksamkeit der jungen Frauen erregen und die freche Kinder erschrecken.

Danke, liebe Ohrenhaare.
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1 Kommentar:

  1. Da bin ich aber völlig anderer Meinung!!!

    Lieber einen netten (fast) Opa mit lichtem ergrautem Haar und einem nicht zudichtem Urwald im Ohr, als ein junger möchtegern Gigolo, der meint, dass er von Weibern angehimmelt wird und seine Mukis mit Aufputschmittel aufpumpt und wenn möglich noch mit Oel eingestrichen ist und von Kopf bis Fuss sich einer Wachsbehandlung unterzogen hat. Denn an dem lieben Opa weis man wenigstens was man hat und dass sind Männer und nicht nur Fasadenbilder (aussen Fix und innen Nix).

    Gruss Slon

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